Ifoy Test Days AGV „FLIP“ macht's wie ein Grashüpfer
Mit „FLIP“ ist aktuell nicht etwa der Grashüpfer von Biene Maja gemeint. Sondern ein schlankes, fahrerloses Transportfahrzeug vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund. Als Teil der Ifoy Test Days findet derzeit in den dortigen Westfalenhallen im Rahmen des Ifoy-Awards der „AGV Mesh-up“ statt und FLIP hat seinen großen Auftritt.
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„Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt“ lautet die erste Textzeile des Songs „MfG“ von den Fantastischen Vier – Baujahr 1999. Die Älteren unter uns mögen sich an diese Kanonade gebräuchlicher (und auch nicht so bekannter) Abkürzungen erinnern. Ein wenig zurückversetzt in diese Zeit fühlt man sich, wenn einem in Dortmund heute die Abkürzungen Ifoy, FTF, FTS, AGV, WLAN, IML & Co. um die Ohren fliegen.
Ein wenig Begriffserklärung gefällig? Der Name „AGV Mesh-up“ leitet sich im ersten Teil von Automated Guided Vehicle (AGV) ab. Und Mesh-up ist an ein Mesh-Wireless Local Area Network (WLAN) angelehnt, also ein Kommunikationsnetz, bei dem unterschiedliche Komponenten ineinandergreifen und als einheitliches WLAN gesehen werden. Die Mesh-Technologie ist übrigens gerade auch ein großes Thema im B2C-Geschäft, also bei der Heimvernetzung, wenn ein WLAN-Netz alleine für eine Wohnung nicht mehr stark genug ist.
Jedenfalls demonstrieren vom 21. bis zum 23. März mehrere fahrerlose Transportfahrzeuge verschiedener Hersteller und unterschiedlicher Bauart und Größe in Dortmund die neue Schnittstelle VDA 5050 und fahren unter einem gemeinsamen Leitsystem. Das Fraunhofer-IML beteiligt sich mit dem schlanken Fahrzeug FLIP (Flexible Lifter for Intralogistics and Production) und der VDA-5050-Open-Source-Implementierung, der „libVDA5050++“. Trotz aller Unterschiedlichkeit können die Fahrzeuge während des Mesh-ups dieselben Fahrwege benutzen und zusammen ihren intralogistischen Aufgaben nachgehen.
Es geht auch ohne feste Übergabestation
Mit 560 Millimetern ist FLIP vom Fraunhofer-IML nur unwesentlich breiter als die Behälter, die er aufnimmt. Das ermöglicht eine innovative Lastaufnahme, deren Bewegung – und hier kommt doch noch einmal Biene Maja ins Spiel – an die sechs Beine eines Grashüpfers erinnern soll, wenngleich der tierische Flip, vermenschlicht, über vier Arme und zwei Beine verfügt. Das AGV FLIP nimmt Behälter und Behälterstapel direkt vom Boden auf, indem es sie während des Fahrens mit seinen „Schenkeln“ umschließt und durch das Anziehen seiner „Beine“ anhebt. Aufnahme- und Hubbewegung erfolgen also zur selben Zeit. FLIP benötigt keine festen Übergabestationen und kann Behälter jederzeit an beliebiger Position abstellen und aufnehmen – ein weiterer Schritt auf dem Weg in die infrastrukturlose Intralogistik, wie es aus dem Fraunhofer-IML heißt.
FLIP navigiert mithilfe einer Bodenkamera der niederländischen Firma Accerion. Die Kamera ist hochauflösend und kann kleinste Strukturen des Bodens erkennen und speichern. Bei einer Lernfahrt erstellt sie eine Karte des Fußbodens, die es FLIP später ermöglicht, seine aktuelle Position auf dem Boden zu erkennen. Einen Sensor mit diesem Funktionsprinzip enthielt FLIP bereits 2019, nun wurde dieser durch eine bessere und kleinere Version ersetzt. Damit FLIP in Dortmund mit der Leitsteuerung des Herstellers Synaos kommunizieren konnte, wurde die am Fraunhofer-IML entwickelte „libVDA5050“ auf dem Fahrzeug eingesetzt. Um einmal in der Kindersprache von Grashüpfer Flip zu bleiben: Ich bin sicher, dass der echte FLIP, wie sein tierisches Vorbild aus Biene Maja, noch eine Menge Abenteuer erleben wird.
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