Sortiertechnik Ausleitsysteme sorgen für Tempo und Flexibilität

Autor / Redakteur: Julian Braschos / M. A. Benedikt Hofmann

Unterschiedlich große und schwere Päckchen, Pakete oder Trays bei großen Fördergeschwindigkeiten produktschonend und sicher verteilen oder zu sortieren, ist eine Herausforderung. Gerade E-Commerce-Riesen haben besonders hohe Ansprüche, um ihren Versandversprechen gerecht zu werden. Die richtige Sortiertechnik kann hier helfen.

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Die Systeme von Sortec sortieren beispielsweise kleine bis große Kartons, Leergutkästen, Toilettenpapierpacks, zusammengeklappte Faltkisten, gestapelte Wannen oder Kartonagen mit empfindlicher Ware.
Die Systeme von Sortec sortieren beispielsweise kleine bis große Kartons, Leergutkästen, Toilettenpapierpacks, zusammengeklappte Faltkisten, gestapelte Wannen oder Kartonagen mit empfindlicher Ware.
(Bild: Sortec)

Im Dezember 2015 erfuhr Sortec, ein Spezialist für Sortiertechnik und Zuführsysteme, von der Planung eines Amazon-Logistikzentrums im englischen Birmingham. Die Aufgabenstellung hieß: Sortiere 500 g schwere Päckchen mit ganzen 10 cm Kantenlänge bis hin zu 25 kg schweren, 60 cm hohen Kartons! Ganz gleich wie groß und schwer ein Päckchen oder ein Paket ist: es soll einheitlich 70 cm weit auf eine andere Bahn geschoben werden, im Sekundentakt.

Sortierleistung von bis zu 9000 Einheiten in der Stunde

Als Hersteller von Dreh- und Ausleitsystemen blickt Sortec auf 18 Jahre Erfahrung mit der Sortierung, dem Verteilen und Drehen von Kästen und Packs für die Getränkeindustrie zurück. Die Praxis von mehreren Hundert Anwendungen kommt nun zunehmend der Logistik zugute. Zum Beispiel bei Spar-Logistikzentren in Österreich, bei Tengelmann und Leergutrücknahme-Betrieben wie t-Log Trinklogistik (Edeka-Gruppe) in Deutschland oder bei der schwedischen Post. Die anspruchsvolle Aufgabenstellung in Birmingham mit bis zu fünfzigfachem Gewichtsunterschied war nicht einfach, aber zu lösen: mit einer eigens an diese Aufgabe angepassten Mechanik, welche die verlangten knappen Zykluszeiten überhaupt erst ermöglicht. Und einer speziell auf die unterschiedlichen Gebindegrößen und -gewichte abgestimmten Ansteuerung des Überschubmotors. Auch beim Antrieb war mit einem Servo– anstelle eines üblichen asynchron laufenden Drehstrommotors – eine intelligente Lösung gefragt. Mit einem langsamen, produktschonenden Anschub, gesteigerter Querbeschleunigung und schnellem Stehenbleiben des Überschiebebretts in der Endposition wird die geforderte Sortierleistung von bis zu 9000 Einheiten in der Stunde erreicht. Diese Kapazität amortisiert den Mehraufwand für das insgesamt teurere System für den Anwender rasch. Die neue Kommissionsanlage von Kühne & Nagel bei Amazon bestückt erst die Kartons mit Artikeln, versieht sie mit Barcodes und scannt diese. Dann führen die Sortec-Sortiersysteme die Päckchen und Kartons verschiedenen Bahnen zur Palettierung für den Lkw-Transport zu. Insgesamt elf Anlagen wurden im August 2016 in Birmingham in Betrieb genommen.

Sortiertechnik sorgt für Platz im Logistikzentrum

In Brasilien führen die Systeme von Sortec anhand von Barcodes 10 bis 20 kg schwere und 1 m lange Papierrollenbündel sieben verschiedenen Bändern zu. Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt waren die beengten Platzverhältnisse. Die Aufgabe wurde mit einer platzsparenden, spiegelbildlichen Anordnung der Motoren gelöst. So ließen sich die Ablaufbänder dicht nebeneinander unterbringen. Es werden Cremedosen in 50 cm × 40 cm × 26 cm bis hin zu 40 cm × 40 cm × 13 cm große Kartons sortiert. Übrigens müssen die zu sortierenden Behältnisse nicht rechteckig sein: Bei der schwedischen Post handhaben die Anlagen von Sortec konische Kisten mit schräger Seitenwand und oben umlaufendem Rand.

Platz in Logistikzentren ist kostbar und Zeit kostet Geld. Die Geschwindigkeiten, die jetzt und in Zukunft beim Zusammenstellen, Codieren und Zuteilen der Pakete gefragt sind, werden von herkömmlichen Systemen kaum erreicht. Daher lohnt sich die Investition in höherwertige Sortiersysteme. Von einem Servomotor angetrieben schafft die Ausleitmechanik mit zwei oder drei Überschubbrettern an einer waagerechten Motorachse bis zu 9600 kleine Kartons und maximal 7200 große Pakete pro Stunde. Die Varianz der zu sortierenden Kartons kann die genannten Maximalleistungen reduzieren. Das hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung ab. Selbst bei großen Förder- und damit Sortiergeschwindigkeiten müssen Kartons und Pakete aber produktschonend bewegt werden. Aber auch schwere, nicht ohne Weiteres zu bewegende Güter müssen im automatisierten Prozess sicher sortiert oder verteilt werden. Ein Beispiel für die Vielseitigkeit der Sortec-Sortiersysteme ist die Handhabung bis zu 50 kg schwerer Metallbehälter bei Würth in Bad Mergentheim. Diese Vielseitigkeit ist Ergebnis der langjährigen Spezialisierung, beispielsweise mit einem selbst entwickelten Ipos-Programm. Der an das Produkt angepasste Überschub mit dosierter Querbeschleunigung bietet eine schonende Handhabung, wie sie bei empfindlichen Packungsinhalten, bei Folienverpackungen oder nachgiebigen Kartonagen mit schwerem Inhalt wichtig ist.

Fast alles kann gehandhabt werden

Seit 1999 beherrscht Sortec die anspruchsvolle Handhabung von wackeligen und wabbeligen PET- Flaschen und damit fast jede Sortier- und Verteilaufgabe: Die Systeme drehen Trays mit Marmeladengläsern, führen Pizzarollen mehreren Ablaufkanälen zu, verteilen gestapelte Fleischwannen, Salat- und Gemüsekisten. Sie versorgen Packroboter mit Kartons aller Art oder bereiten palettengerechte Lagenbilder für Packroboter vor. Darüber hinaus werden Sortec Systeme zunehmend in Leergutrücknahme-Zentralen und bei Lebensmittel-Distributionszentren eingesetzt. Für die Schweizer Migros Märkte, wo Lebensmittel in umweltfreundlichen Mehrwegkisten anstelle von Kartons transportiert werden, führen die Anlagen zusammengelegt ganze 30 mm hohe Klappkisten verschiedenen Förderbändern zu.

Die Systeme können platzsparend, zum Beispiel auf zwei- oder mehrstöckigen Fördersystemen auf engstem Raum nachgerüstet werden. Die Nachrüstung an ein vorhandenes Förderband ist annähernd so einfach, wie man einen Stuhl unter einen Tisch schiebt. Die Anlage wird am Förderband befestigt und die Füße am Boden. Die Mechanik befindet sich oberhalb der Fördertechnik und ist so unempfindlich gegenüber Scherben und Schmutz, was bei Leergutrücknahme-Zentren ein wichtiger Aspekt ist. Da die verwendeten Lager ohne Nachschmierung auskommen, ist der Verschleiß der Systeme kein Thema. Ketten und die Mechanik zur Parallelführung der Bretter befinden sich in einem geschlossenen Kasten. Viele Systeme arbeiten seit über 10 Jahren im 24-Stunden-Betrieb wartungsfrei. ■

* Julian Braschos ist Geschäftsinhaber der Sortec Sortiertechnik in 57482 Wenden-Gerlingen, Tel. (0 27 62) 98 38-40, info@sortec-online.de

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