Treppchenwechsel Chinesischer Maschinenbau-Export überholt den deutschen
Chinesische Wettbewerber gewinnen im Maschinenbau an Boden, zugleich erhöhen die Asiaten auch im Außenhandel ihre Wirkung. Damit steht China jetzt erstmals an der Spitze – vor Deutschland.
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Damit läuft China den deutschen Exporteuren in immer mehr Segmenten den Rang ab, sagt Germany Trade & Invest (GTAI). China ist zwar seit 2009 die weltgrößte Exportnation, hat aber Deutschlands Exporteure erstmals auch in der Schlüsselindustrie Maschinenbau überholt. Der Trend soll sich seit längerem abgezeichnet haben, doch erst die Coronapandemie habe dem Reich der Mitte den Platz eins der Lieferländer gesichert.
Lockdown-Bremsklötze kosten Deutschland langfristig die „Pole“
Das schnelle Hochfahren der Industrie in der Volksrepublik nach dem strikten Lockdown im 1. Quartal 2020 verhalf der Wirtschaft zum Aufschwung und chinesischen Exporteuren zu dem guten Ergebnis, hat GTAI analysiert. Die entsprechenden Branchenausfuhren legten trotz der Coronakrise 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent zu. Die von deutlich längeren Lock- und Shutdowns betroffenen deutschen Anbieter mussten im gleichen Zeitraum ein Minus von 11 Prozent verdauen. Damit hatte China einen Vorsprung von knapp 6 Milliarden US-Dollar. Die Prognosen von GTAI gehen davon aus, dass China im ersten Halbjahr 2021 Werte von rund 141,6 Milliarden US-Dollar im Maschinenexport liefert, Deutschland komme dagegen „nur“ auf 118,3 Milliarden. Die USA sind auf Platz drei, mit 86,3 Milliarden, heißt es weiter.
Wenn man auf 2010 zurückblickt und vergleicht, so hatten deutsche Maschinenbauer ihre weltweiten Lieferungen 2020 um lediglich 8,7 Prozent steigern können. Die Chinesen haben ihre Exporte im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt. Die größten Exportsteigerungen im Zeitraum 2010 und 2020 verzeichneten chinesische Maschinenbauer in den Segmenten Papiermaschinen (266,8 Prozent), Verpackungsmaschinen (206,9 Prozent), Holzbearbeitungsmaschinen (184 Prozent), Anlagen zur Halbleiterherstellung (167,5 Prozent) sowie bei Kunststoffmaschinen (146,3 Prozent). Selbst Sparten, die sich schwächer entwickelten, verbuchten Zuwächse im zweistelligen Bereich. Und den errungenen Vorsprung im Maschinen- und Anlagenbau dürfte China 2021 mit Sicherheit weiter ausbauen, glaubt GTAI. Der Trend zeige, dass der deutsche Export auch dieses Segment langfristig an chinesische Maschinenbauer verlieren könnte. Allerdings produzieren auch viele ausländische Unternehmen vor Ort in China, darunter einige deutsche Maschinenbauer, wird angemerkt.
Wird „Made in Germany“ durch „Made in China“ verdrängt?
Laut einer Untersuchung von GTAI zu den weltweiten Branchenlieferungen in insgesamt 28 Untersegmenten des Maschinen- und Anlagenbaus lag China 2020 bereits in 16 Sparten vor Deutschland. Dazu gehören Bereiche, in denen Deutschland traditionell wertmäßig viel exportiert, wie etwa Armaturen, Fördertechnik, Heiz-, Kühl-, Klimatechnik sowie Berg-, Hoch- und Tiefbaumaschinen. Vor zehn Jahren hatte die Volksrepublik bei gerade einmal sechs der 28 analysierten Untersegmente die Nase vorn gehabt, heißt es.
Die chinesische Regierung verfolgt übrigens das Ziel, die Technologieführerschaft in ausgewählten Industriezweigen zu erringen. Konkrete Handlungsanweisungen dazu finden sich im Rahmen des 2015 initiierten Programms „Made in China 2025“ und im 14. Fünfjahresplan (2021 bis 2025) wieder, betont GTAI.
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