Ex-Schutz-Stapler Den Funken keine Chance – Ex-geschützte Flurförderzeuge

Autor / Redakteur: Reinhard Irrgang / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

In der Branche sprühen die Funken – buchstäblich und sicherlich in den Testarealen für die Komplettfertigung von Ex-Schutz-Geräten oder von der Umrüstung von Serienstaplern für Einsätze in gefährlicher Umgebung. Eine Reihe führender Produzenten hat jede Menge Neuheiten in puncto Ex-Geräte zu vermelden.

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Die Elektrostapler 7FBMF für den explosionsgefährdeten Bereich mit 80 V Batteriespannung decken Tragfähigkeitsklassen von 1,6 bis 5 t ab.
Die Elektrostapler 7FBMF für den explosionsgefährdeten Bereich mit 80 V Batteriespannung decken Tragfähigkeitsklassen von 1,6 bis 5 t ab.
(Bild: TMHD)

Toyota Material Handling (TMH) bietet Gabelstapler und Lagertechnikgeräte speziell für explosionsgefährdete Bereiche an, wie das Unternehmen auf Anfrage von MM Logistik mitteilt. In Kooperation mit unterschiedlichen Umrüstern, die als „verlängerte Werkbank“ des Flurförderzeug-Herstellers agieren, können alle Modelle entsprechend den Kundenvorgaben und den strengen Auflagen des Europarechts – Atex 1994/9/EG und Atex 1999/9/EG – umgerüstet werden.

„Die Sonderbauten entsprechen dabei so weit wie möglich den Seriengeräten. Der Kunde erhält so bewährte Toyota-Technologie und -Ergonomie zu moderaten Preisen“, so die Verantwortlichen des Unternehmens.

Sicherer Staplereinsatz in allen Ex-Zonen

Explosionsgefährdete Bereiche stellen besondere Anforderungen an Flurförderzeuge und deren Einsatz. Gemeint sind Gefahrstoffe wie Benzin, Lösungsmittel, Gase, Dämpfe oder Stäube, die in Verbindung mit Luft explosionsfähige Gemische bilden. In diesen Umgebungen werden für alle staplerspezifischen Intralogistikaufgaben spezielle Ex-Schutz-Flurförderzeuge benötigt.

Flurförderzeuge von Toyota Material Handling können derart modifiziert werden, dass sie für die explosionsgefährdeten Bereiche der Zone 1 (Kategorie 2) und Zone 2 (Kategorie 3) geeignet sind. Zone 1 definiert einen Ort, an dem gelegentlich eine explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann; in Zone 2 ist das im Normalbetrieb unwahrscheinlich und, wenn überhaupt, nur kurzfristig der Fall.

„Aktiver Ex-Schutz“ mit automatischem Atmosphärentest

„Auf Wunsch können wir unsere Stapler auch mit einem aktiven Ex-Schutz, das heißt mit einem automatischen Atmosphärentest ausstatten“, so die Verantwortlich von Toyota Material Handling. Bei 10 % Sättigung erfolgt automatisch eine Gaswarnung, so dass das Areal rechtzeitig evakuiert werden kann. Und das Gerät schaltet sich automatisch ab, wenn 25 % Zündgemisch in der Luft sind, zusätzlich sind alle Fahrzeuge mit einem Gasdetektor ausgestattet. Toyota liefert die explosionsgeschützten Stapler mit den gleichen Ausstattungsmerkmalen wie die Standardbaureihen. Sämtliche relevanten Komponenten sind dabei beispielsweise druckfest gekapselt beziehungsweise sandgekapselt.

Neue 5- und 6-t-Dieselstapler für Ex-Zone 2

Anwendern, die schwere Lasten in explosionsgefährdeten Bereichen bewegen wollen, stehen ab sofort zwei neue Dieselstapler von Linde mit 5 und 6 t Tragfähigkeit zur Verfügung. Die Stapler Linde H50 EX und H60 EX basieren auf den aktuellen Pendants aus der Großserienfertigung und verfügen über die gleichen Leistungsdaten und Standards hinsichtlich Ergonomie, Wirtschaftlichkeit und langer Lebensdauer. Zusätzlich erfüllen sie die EG-Bestimmungen für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen (EN 1755) der Zone 2 und sind in der Atex-Version nach 94/9/EG durch den TÜV Rheinland baumustergeprüft. Dem Thema Sicherheit kommt aufgrund des Einsatzspektrums besondere Bedeutung zu. Daher verfügen die neuen Geräte über einen nach EN 1834 geschützten Dieselmotor. Anlasser und Lichtmaschine sind in einem druckfest gekapselten Gehäuse untergebracht. Ein Wärmetauscher zur Kühlung der Abgase stellt sicher, dass bei Abgasen und Oberflächen eine Maximaltemperatur von 200 °C bei allen Komponenten im Einsatz nicht überschritten wird. Motor, Kühlwasser, Hydrauliköl, Abgase und sonstige Wärme erzeugenden Komponenten sind temperaturüberwacht.

Umfangreiche und innovative Sicherheitsausstattung

Für ein hohes Maß an Sicherheit sorgen zudem eine Flammen-Durchschlagsicherung im Ansaugbereich und ein Funkenfänger am Ende des Abgasrohrs. Neu ist die Wasserkühlung von Abgaskrümmer, Flansch, Turbolader und Abgasleitung; der separate Kühler verfügt über zwei elektrische Lüfter. Hinzu kommen die elektrisch leitfähige Bereifung und die Funken vermeidende Beschichtung der Gabelzinken.

Die großräumig gestaltete Fahrerkabine enthält bewährte und geprüfte elektrische Bauelemente für den Gas-Ex-Schutz: so den Linde-Zentralsteuerhebel für die schnelle und mühelose Bedienung aller Hubmastfunktionen, ein Multifunktionsdisplay, das dem Fahrer alle wichtigen Betriebsinformationen anzeigt, sowie die Linde-Doppelpedalsteuerung für schnelles Reversieren ohne Umsetzen der Füße. Und der Hubmast von Linde bietet den Fahrern sehr gute Sichtverhältnisse.

Zudem sind die Stapler mit einer speziellen Scheibenwischanlage ausgestattet. Statt des elektrischen Scheibenwischers wird hier ein Hydraulikantrieb verwendet, der die Vorgaben für Ex-Fahrzeuge erfüllt.

Das Steuergehäuse lässt sich problemlos öffnen, sodass sich die Bauteile für Servicearbeiten leicht erreichen lassen, und der 80-l-Kraftstofftank ist von außen befüllbar.

Eine eigene Produktion für Ex-geschützte Stapler

Im September vergangenen Jahres hat Jungheinrich im Werk Lüneburg mit der eigenen Produktion von explosionsgeschützten Staplern begonnen. „Nach etwa einjähriger Entwicklungszeit können wir nun Ex-Schutz-Fahrzeuge aus einer Hand anbieten“, so Riccardo Rieder, Leiter des Kompetenzzentrums für Explosionsschutz bei Jungheinrich. Seitdem werden in einem ersten Schritt Elektro-Gegengewichtsstapler der Baureihe 2 nach Kundenwunsch als Ex-Schutz-Version hergestellt. Die in explosionsgeschützter Ausführung produzierten Stapler sind nach Kategorie 3G der Richtlinie 94/9/EG (Atex) für den Einsatz in der Ex-Schutz-Zone 2 geeignet. In diesem Bereich kann bei Normalbetrieb eine gefährlich explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen kurzzeitig auftreten. Typische Einsatzgebiete sind Umgebungen, wo beispielsweise Lösungsmittel oder Aerosole gelagert werden, wie in der Chemie-, Pharma- oder Kosmetikindustrie.

Serienstapler für den Einsatz in Ex-Zonen umgerüstet

Künftig werden auch weitere Fahrzeuge in explosionsgeschützter Ausführung direkt ab dem Werk Lüneburg lieferbar sein. Hierzu gehören unter anderen die Elektro-Gegengewichtsstapler der Baureihe 3 sowie Elektro-Niederhubwagen der Baureihe 2. Zudem werden beispielsweise Elektro-Gegengewichtsstapler, Deichselstapler und -hubwagen, Schubmaststapler und verbrennungsmotorische Geräte mit Ex-Schutzausstattung angeboten.

„Jungheinrich bietet fast für jeden Staplereinsatz in explosionsgefährdeten Zonen das passende Gerät“, so das Unternehmen. Die spezifischen Produktvorteile, wie beispielsweise die Ergonomie oder die Leistungsdaten der Seriengeräte, können dabei in den meisten Fällen beibehalten werden. Die Lieferzeiten für Ex-Schutz-Geräte sind „je nach Zone und Fahrzeugtyp sehr unterschiedlich“, durchschnittlich werde ein Ex-Gerät in 16 Wochen gebaut. Zudem verfügt Jungheinrich neben dem eigenen Ex-Schutz-Kompetenzzentrum über zwei spezielle Ex-Schutz-Prüf-und-Reparaturzentren in Deutschland. Das dichte Servicenetzwerk des Unternehmens bietet mit seinen geschulten Kundendienstmitarbeitern schnellen Service und Support.

Ex-Schutz-Geräte für Zone 1 in Deutschland vorrangig gefragt

„Für Still als einen der weltweit führenden Komplettanbieter für die innerbetriebliche Logistik sind Ex-Schutz-Fahrzeuge selbstverständlich und eine Ergänzung zum vorhandenen Produktportfolio“, so Michael Arndt, Leiter Produktmanagement. Von Lagertechnikgeräten der Klasse III über Schubmaststapler bis hin zu Gegengewichtsstaplern wird ein Großteil der Produktpalette auch als Ex-Schutz-Variante angeboten. Die gefragte Ausführung ist zumeist länderabhängig – in Deutschland ist es vorrangig Zone 1, Bereich Gase/Dämpfe, Temperaturklasse T4 – 135 °C.

„Grundsätzlich ist der Ex-Schutz-Staplermarkt von hoher normativer Komplexität geprägt“, betont Arndt, „die Umrüstung der Fahrzeuge zu Ex-Schutz-Geräten verlangt eine sorgfältige Erfüllung der Vorgaben.“ Der zeitliche Vorlauf für die Ex-Schutz-Ausführung beträgt rund 20 Wochen, die notwendige CE sowie eine Betriebsanleitung liefert Still dazu.

Den Service für die Fahrzeuge bietet das Unternehmen ebenfalls an und ist „somit über die ganze Lebenszeit hinweg der richtige Partner“. Michael Arndt ist überzeugt: „Die Ex-Schutz-Umrüstung von Flurförderzeugen bietet großes Cross-Selling-Potenzial, besonders in der chemischen Industrie.“

Flurförderzeuge auch für extreme Offshore-Einsätze

Seit mehr als 50 Jahren bietet Sichelschmidt Material Handling, Wetter, Flurförderzeuge für explosionsgeschützte Bereiche. Das Geräteprogramm umfasst neben Deichselstaplern für die Zonen 1/21 und 2/22 Schubmastgeräte und Drei- und Vierradstapler wie Elektro-Fahrersitz- sowie Elektro-Quersitzstapler für bis zu 3,5 t Last. Wie das Unternehmen meldet, erfüllen die Geräte neben den europäischen Atex-Anforderungen unter anderem auch die US-amerikanischen Explosionsschutzbestimmungen.

Zudem baut Sichelschmidt Stapler für Einsätze unter extremen Bedingungen wie Offshoreumgebungen. Beim Einsatz in diesen Bereichen können extreme Situationen auftreten. So sind die Grundsätze des Explosionsschutzes zu beachten und zudem müssen die Flurförderzeuge korrosionsbeständig gegen Salzwasser sein. Seit 1981 fertigt der Spezialist Flurförderzeuge „für diesen anspruchsvollen Einsatzbereich, die sich durch besondere Merkmale wie korrosionsfeste Konstruktion und spezielle Ladetechnik auszeichnen“ und für die Zonen 1 und 2 geeignet sind.

Explosionsrisiko in Zone 1 gelegentlich vorhanden

In Zone 1 (Gas-Ex) kann sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln bilden. „Dies ist in vielen Bereichen der Chemieproduktion, aber auch in der Lackindustrie, in Raffinerien und in Gefahrgutlagern der Fall“, so das Unternehmen. „Wir bieten für diesen kritischen Einsatzbereich ein breites Spektrum an Elektrostaplern der Kategorie 2G nach Atex 94/9)EG, vom Deichselhubwagen bis zum Vierrad-Gegengewichtsstapler.“

In Zone 2 beziehungsweise 22 tritt das Explosionsrisiko normalerweise nicht oder nur kurzzeitig auf. Daher „können die konstruktiven Maßnahmen, die mit Blick auf den Explosionsschutz getroffen werden, weniger umfassend sein“, wie das Unternehmen meldet, das auch für diese Gerätekategorie (3G/3D) ein komplettes Programm an Lagerhausgeräten und Gegengewichtsstaplern mit bis zu 3500 kg Tragfähigkeit bietet.

Geräte-Gesamtkonzeption: Ex-Schutz aus einer Hand

Die Produktpalette von Miag Fahrzeugbau, Braunschweig, dem ebenfalls seit Jahrzehnten erfolgreich agierenden Experten für Ex-geschützte Flurförderzeuge, umfasst neben Gabelstaplern wie Elektro-Dreirad- und -Vierradstaplern, Schubmaststaplern und handgeführten Geräten auch Dieselstapler, Transportwagen, Industrieschlepper und „Sondergeräte nach Kundenspezifikationen“.

Wie das Unternehmen betont, kommt die „Gesamtkonzeption des Gerätes aus einer Hand, das heißt, Wartung und Reparatur aller Ex-Schutz-betreffenden Teile geschieht durch qualifiziertes Fachpersonal des Herstellers“. Eingesetzt werden die Geräte unter anderem in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in der Explosivstoff-Industrie, im Bereich Lackfarben in der Automobilindustrie, in der Kosmetik-, der Foto- und Tabakindustrie, in der Abfallbeseitigung, in Raffinerien und auf Bohrinseln.

Wie die Beispiele zeigen, sind die Staplerhersteller dezidierter denn je in der Lage, ihren Kunden ganz im Sinne ganzheitlicher Logistik Geräte für jeden erdenklichen Einsatzzweck zur Verfügung zu stellen.

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