Lieber fördern Deutsche wollen von Rohstofflieferungen unabhängiger sein
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Die Politik in Brüssel und Berlin will die Rohstoffförderung stärken. Rund 85 Prozent der Deutschen unterstütze das Ziel, unabhängiger von Rohstoffimporten zu werden. Doch es kommt darauf an ...

Deutschland will eine Rohstoffförderung, um von ausländischen Importen weniger abhängig zu sein. Doch wenn es konkret um die Rohstoffförderung in der eigenen Region gehe, gehen parallel viele Mundwinkel nach unten. Die Rohstoffbranche ist deshalb eher skeptisch, ob es Deutschland künftig gelingt, wichtige Rohstoffprojekte umzusetzen. Sie bemängelt neben fehlender Akzeptanz auch zu lange Genehmigungsverfahren. Dies sind jedenfalls die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage (Stichprobengröße über 5.000), die das Online-Umfrageunternehmen Civey und Navos – Public Dialogue Consultants kürzlich durchgeführt haben. Parallel hat Navos rund 130 Vertreter aus der Rohstoffbranche online befragt, um deren Ansichten mit der Meinung der Bürger zu vergleichen. Folgendes kam bei den beiden Befragungen heraus:
Ja zur Rohstoffunabhängigkeit – es gibt gute Gründe!
Das Anliegen der Politik, Deutschland und die EU unabhängig von Rohstoffimporten zu machen, hält eine klare Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) für wichtig. Die Bürger sehen vor diesem Hintergrund offensichtlich sowohl wirtschaftliche als auch politische Gründe für eine heimische Förderung von Rohstoffen. So findet es über die Hälfte der Befragten als positiv, dass Deutschland dadurch Rohstoffe für die eigene Nutzung gewinnt (57 Prozent Zustimmung), politisch unabhängig wird (56 Prozent) und die gesamte Wertschöpfungskette im Land behält (51 Prozent). Dass die kürzeren Transportwege zudem gut für die Umwelt sind, ist für rund 47 Prozent ein wichtiger Effekt.
Wird es konkret, ziehen Deutsche den Schwanz ein ...
Sobald nicht nach der Zustimmung zur Rohstoffförderung generell gefragt wird, sondern nach der Produktion in der eigenen Heimatregion, sinken die Zustimmungswerte aber deutlich, wie zu erfahren war. Eine Mehrheit von immerhin 61 Prozent befürwortet aber etwa den Abbau von Lithium, Kupfer oder Sand auch in der eigenen Region. Jeweils knapp ein Fünftel der Befragten ist in dieser Frage dagegen unentschieden oder lehnt eine Rohstoffförderung in seiner Heimatregion rundweg ab. Dabei sehe man einen Effekt, der sich in Umfragen immer wieder zeige: Sobald es inhaltlich konkret werde und um Projekte vor der eigenen Haustür gehe, ruderten die Befragten zurück. Und auch bei der Frage nach einer Rohstoffförderung findet man das Muster „grundsätzlich gerne, aber bitte nicht hier“. Interessant ist zudem, dass der Klimaschutz als Argument für die heimische Förderung aus Sicht der Menschen weniger greift als wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile am Standort Deutschland.
Wie werden Rohstoffprojekte vor Ort akzeptiert?
Hierzu wurden eben auch die Branchenvertreter befragt und nicht nur die Bevölkerung. Das wichtigste Kriterium für eine Zustimmung zur Rohstoffförderung in der Heimatregion ist demnach, dass Gesundheits- und Umweltrisiken vermieden werden, wie dabei herauskam. Das betrachten 61 Prozent der Bürger und 67 Prozent der Vertreter aus der Rohstoffbranche als einen entscheidenden Punkt. Bei den weiteren möglichen Gründen für ein Ja zur Förderung in der eigenen Region gibt es dagegen deutliche Unterschiede zwischen Bürger- und Branchensicht. Während nur 37 Prozent der Bürger beispielsweise Ausgleichszahlungen und Gewinnbeteiligung der Kommune als Pluspunkte ansehen, betrachtet über die Hälfte der Branchenvertreter das als hilfreich, um die Rohstoffförderung vor Ort durchsetzen zu können.
Auch beim Thema Bürgerbeteiligung und regelmäßige öffentliche Dialogveranstaltungen urteilen Bürger und Branche sehr unterschiedlich. Denn nur knapp 30 Prozent der Bürger betrachtet die Bürgerbeteiligung als relevant für die lokale Akzeptanz. Unter 10 Prozent sehen in öffentlichen Dialogevents ein wichtiges Überzeugungsargument. In der Branche hingegen finden Beteiligung und Dialog mit 49 Prozent und 64 Prozent deutlich höhere Zustimmung.
Überzeugungsarbeit leisten, bevor es zu spät ist
Die Bevölkerungsumfrage bestätige einmal mehr die Erfahrung der Experten, dass Bürgerdialog und -beteiligung keine kommunikativen Selbstläufer seien. „Ein Dialog ist nur sinnvoll, wenn die Anliegen der Menschen wirklich gehört und ernstgenommen werden“, so die Überzeugung von Charlotte Holzum, Geschäftsführende Gesellschafterin von Navos. Beteiligungsverfahren sind demnach nur sinnvoll, wenn sie frühzeitig ansetzen, solange es in der Projektplanung tatsächlich noch etwas zu ändern gibt, ansonsten sind sie ein kommunikatives L’art pour l‘art (Anmerkung der Redaktion: Kunst um der Kunst Willen), das niemanden überzeugt, so Holzum. Kommen wir im nächsten Abschnitt zur Meinung der Rohstoffbranche über eine Förderung in der Heimat ...
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