Expertenbeitrag

 Sebastian Hofmann

Sebastian Hofmann

Journalist, Vogel Communications Group

Distributionslogistik Distributionslogistik – Definition, Grundlagen, Beispiele

Autor Sebastian Hofmann

Hier finden Sie die wichtigsten Infos zu Distributionslogistik: Definitionen, Ziele, Grundlagen, Beispiele und Kennzahlen übersichtlich aufbereitet.

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Distributionslogistik zählt zur Extralogistik und beschäftigt sich mit der Lieferung von Ware zum Kunden.
Distributionslogistik zählt zur Extralogistik und beschäftigt sich mit der Lieferung von Ware zum Kunden.
(Bild: ©THATREE - stock.adobe.com)

Der Begriff in Kürze: Distributionslogistik sorgt dafür, dass Produktionserzeugnisse schnell und zuverlässig zum Abnehmer kommen.

Eine detaillierte Definition von Distributionslogistik findet sich auf der Website Betriebswirtschaft lernen: „Distributionslogistik umfasst die Planungsaufgaben, die Steuerung und alle den Waren- und Informationsfluss betreffende Prozesse zwischen Produktionsunternehmen und Kunden.“

Eine wichtige Frage der Absatzlogistik ist: Auf welche Distributionskanäle (oder: Modalitäten) setze ich beim Transport meiner Waren? Entweder Wasser (Schiff), Schiene (Zug), Straße (Lkw) oder Luft (Flugzeug).
Eine wichtige Frage der Absatzlogistik ist: Auf welche Distributionskanäle (oder: Modalitäten) setze ich beim Transport meiner Waren? Entweder Wasser (Schiff), Schiene (Zug), Straße (Lkw) oder Luft (Flugzeug).
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Distributionslogistik (auch: Transportlogistik oder Absatzlogistik) ist das Bindeelement zwischen Herstellung und Markt. Der Fachbereich umfasst alle Abläufe zur Warenverteilung von produzierenden Betrieben an Abnehmer. Solche Abnehmer sind entweder Endkunden, Händler oder weiterverarbeitende Unternehmen. Konkret zählen zur Distributionslogistik Warenumschlag, Transport und Zwischenlagerung. Damit ist die Disziplin zentraler Bestandteil der Extralogistik und eng verbunden mit Verpackungstechnik (schließlich müssen Verpackungen den Transportbedingungen angepasst sein, um das Produkt unbeschadet am Zielort abliefern zu können). Wesentlich für erfolgreiche Transportlogistik sind nachhaltig strukturierte Informations-, Entscheidungs- und Steuerungsprozesse.

Ziele von Distributionslogistik

Folgender Leitsatz verdeutlicht die wesentlichen Zielsetzungen von Absatzlogistik: „Die richtigen Objekte müssen Kunden in der richtigen Menge zur richtigen Zeit mit der richtigen Information zu den richtigen Kosten am richtigen Ort mit der richtigen Qualität zur Verfügung stehen.“

Im Wesentlichen verfolgen Distributionslogistiker also drei Ziele:

  • 1. Verfügbarkeit: Sie müssen stets dafür sorgen, dass Kunden eine ausreichende Produktmenge zur Verfügung steht. Abnehmer sollen Waren zeitnah und ohne großen Aufwand bekommen können.
  • 2. Kostenminimierung: Strenge Ansprüche der Hersteller zwingen Absatzlogistiker dazu, die Kosten für Versand und Lieferung möglichst niedrig zu halten. Konkret geht es um die Verringerung von Transport-, Bestands-, Fehlmengen- und Auftragsabwicklungskosten. Gleichzeitig soll aber immer schneller, energieeffizienter und umweltschonender geliefert werden.
  • 3. Einflussnahme: Beispielsweise bei der Vermarktung ihrer Produkte wollen Distributionslogistiker ein möglichst hohes Mitbestimmungsrecht. Es geht etwa um die Fragen „Wie sind meine Produkte im Verkaufsregal platziert?“ und „Wie kann ich mich mit der Präsentation meiner Waren von der Konkurrenz abheben?“.

Ebenso müssen Absatzlogistiker auch ihren Logistikservice optimieren: Lieferzuverlässigkeit, Lieferflexibilität, Lieferzeit und Lieferbeschaffenheit sollten qualitativ hochwertig sein. Nur so sind die Kunden am Ende der Lieferkette zufrieden und nehmen die Dienstleistung erneut in Anspruch.

Aufgabenfelder der Absatzlogistik

Transportlogistik umfasst drei Aufgabenfelder:

  • 1. Operative Steuerung: Als operative Aufgaben bezeichnet man die Abwicklung von Aufträgen, den Versand, Retourenmanagement, Tourenplanung und Kundenservice.
  • 2. Taktische Steuerung: Zu den taktischen Aufgaben zählen Fuhrparkmanagement, die Festlegung von Mindestabnahmemengen, die Definition eines Servicelevels sowie die Entscheidung darüber, ob das Unternehmen die Transportlogistik in Eigen- oder Fremdtransport managt.
  • 3. Strategische Steuerung: Strategische Aufgaben sind die Planung von Marketingstrategien, die Entwicklung von Distributionsnetzwerken, die Standortwahl und sowohl horizontale als auch vertikale Vernetzung.
Exkurs
  • Horizontale Vernetzung: Bezeichnet die Bildung kollaborativer Wertschöpfungsnetzwerke zwischen Unternehmen. Beispiel: Firma A kooperiert mit Firma B, um die Distributionslogistik für beide Unternehmen kostensparender zu machen.
  • Vertikale Vernetzung: Umschreibt den betriebsinternen Zusammenschluss von Bereichen und Abteilungen von der Produktion zum Kunden. Beispiel: Bei Firma C arbeiten mehrere Abteilungen eng zusammen. So kann das Unternehmen Kunden die Möglichkeit bieten, Produkte individuell zu gestalten und den Produktions- bzw. Lieferstand der Waren zu jedem Zeitpunkt nachzuvollziehen.
  • Direkte und Indirekte Transportlogistik

    Eine der wichtigsten taktischen Überlegungen von Absatzlogistikern ist, wie der Versand vonstatten gehen soll. Betriebe können zwischen zwei Varianten wählen:

    Variante 1: Direkte Distribution Bei der direkten Distribution gibt es einen unmittelbaren Kontakt zwischen Hersteller und Kunden. Für Produkte mit folgenden Merkmalen ist diese Variante sinnvoll:
  • Hochpreisiges Segment
  • Enger Abnehmerkreis
  • Starke Komplexität
  • Viel Erklärungsbedarf
  • Hohe Empfindlichkeit
  • Ein Vorteil direkter Distribution ist der enge Kontakt zum Kunden. Außerdem sparen sich Hersteller so die Kosten für einen Zwischenhändler. Dennoch ist diese Variante vergleichsweise teuer und bedarf einer genauen und weitsichtigen Kalkulation.

    Variante 2: Indirekte Distribution Bei der indirekten Distribution wird der Vertrieb über so genannte Absatzmittler (Zwischenhändler) abgewickelt. Man unterscheidet hierbei zwischen Einstufenabwicklung (nur ein Absatzmittler), Zweistufenabwicklung (zwei Absatzmittler) und Mehrstufenabwicklung (mehrere Absatzmittler).

    Das Problem bei indirekter Distribution: Jeder Absatzmittler muss immer wieder neu vom Produkt und vom Produktnutzen überzeugt werden. Ein Weinanbauer beispielsweise muss mit seiner Ware nicht nur beim Endkunden, sondern auch bei sämtlichen Zwischenhändlern punkten. In diesem Praxisbeispiel sind das etwa Genossenschaften und Gastronomen.

    Vertriebswege

    Bei der Wahl eines geeigneten Vertriebswegs haben Hersteller eine Bandbreite an Optionen:

    • Der direkte Verkauf eignet sich für teure und (stark) erklärungsbedürftige Produkte.
    • Der Einzelhandel eignet sich für den Verkauf von beratungsintensiven Waren. Außerdem lässt sich hier ein besonders breites Publikum ansprechen. Einziger Nachteil: Die eigenen Produkte werden zeit- und ortsgleich mit denen der Konkurrenz auf den Markt gebracht.
    • Der Versandhandel nimmt immer stärker ab und wird zunehmend durch den Onlinehandel abgelöst. Diese Entwicklung ist der Grund dafür, dass in jüngerer Vergangenheit viele ehemals bedeutsame Versandhäuser Bankrott anmeldeten.
    • Der Großhandel ist bestens geeignet für den Vertrieb hoher Stückzahlen. Hier machen Hersteller meist deutlich höhere Absätze als im Einzelhandel, dafür aber auch mit deutlich geringeren Gewinnmargen.
    • Der Vertrieb per Online Shop wird in Zeiten zunehmender Digitalisierung immer interessanter. E-Commerce wächst rasant und stellt die Branche dabei vor ganz neue Herausforderungen, etwa Same-Day-Delivery.

    In diesem Video zeigt Pea Soup Digital, welches Umsatzvolumen E-Commerce erzielt und welche Unterschiede es zwischen B2B-, B2C-, C2B- und C2C-Geschäftsmodellen gibt.

    Kennzahlen der Transportlogistik

    Um entsprechendes Optimierungspotenzial in ihren Prozessen auszuloten und sinnvolle Zielsetzungen zu formulieren, müssen Absatzlogistiker regelmäßig folgende Kennzahlen überprüfen:

    Name: Lieferzuverlässigkeit
    Aussage: Wie viele Produkte aus einer Bestellung hat der Hersteller zeitgerecht geliefert?
    Berechnung: Lieferzuverlässigkeit = Pünktlich gelieferte Menge / Angeforderte Menge × 100

    Name: Termintreue
    Aussage: Wie termingerecht liefert der Hersteller?
    Berechnung: Termintreue = Anzahl termingerechter Lieferungen / Gesamtmenge der Bestellungen × 100

    Name: Transportschadensquote
    Aussage: Wie viele Waren sind unversehrt beim Abnehmer angekommen?
    Berechnung: Transportschadensquote = Anzahl beschädigter Waren / Anzahl aller gelieferten Waren × 100

    Name: Transportmittelnutzungsgrad
    Aussage: Wie ausgelastet sind meine Transportmittel (aus Herstellersicht)?
    Berechnung: Transportmittelnutzungsgrad = Ist-Ladung / Mögliche Ladung × 100

    Transportlogistiker müssen darauf achten, die Anzahl an Leerfahrten möglichst gering zu halten.
    Transportlogistiker müssen darauf achten, die Anzahl an Leerfahrten möglichst gering zu halten.
    (Bild: Cekay, gemeinfrei / CC0 )

    Während sich die ersten drei Kennzahlen maßgeblich auf die Kundenzufriedenheit auswirken, ist der Transportmittelnutzungsgrad vor allem aus Unternehmersicht wichtig. Schließlich sollten Transportkapazitäten möglichst zu 100 % ausgenutzt werden, sodass keine oder zumindest nur wenige Leerfahrten nötig sind.

    Eine regelmäßige Kontrolle der Kennwerte und ein Abgleich mit den Marktzahlen ist für Transportlogistiker unverzichtbar. Es ist wichtig, dass das Controllingsystem nach dem Supply Chain Management orientiert ist und keine Blackbox für Anwender darstellt. Sollten dennoch problematische Werte auftreten, kann mit folgenden Maßnahmen nachgeholfen werden:

    • Weiterbildung des Personals
    • Anpassung oder Qualitätserhöhung bei der Verpackung
    • Kündigung des Versanddienstleisters
    • Rückgriff auf ein effizienteres Warenmanagementsystem oder eine vergleichbare Technologie
    • Verbesserung der internen und externen Kommunikation

    Distributionslogistik 4.0

    Zunehmend wird in Zeiten von Industrie 4.0 auch die Absatzlogistik von der Digitalisierung erfasst. Vormals rein analoge Abläufe werden intelligent vernetzt und mit entsprechender Software ergänzt.

    Vorteil: Durch den technologischen Fortschritt stehen Distributionslogistikern immer ausgefeiltere Systeme zur Verfügung, mit Hilfe derer sie ihre Prozesse optimieren können: RFID-Chips, Machine-to-Machine-Communication, Robotik, Sensor- und Ortungssysteme, Augmented Reality und Cloud Computing.

    Nachteil: Der Kundenanspruch an Logistikprozesse steigt: Immer mehr kommt es auf zuverlässigen und zuvorkommenden Service an. Ebenso müssen Unternehmen verstärkt auf hohe Qualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit achten. Wegen wachsendem Konkurrenzdruck auf dem Markt erhöhen Betriebe gleichzeitig den Druck, die Kosten von Distributionslogistik zu reduzieren.

    Forschungsprojekt zu Transportlogistik 4.0 Am Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) haben Forscher Verfahren zum energieeffizienten Telematikbetrieb von Transportgütern untersucht (unter Telematik versteht man die Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik). Das Ergebnis: ein patentiertes System, das für den Transport von Waren relevante Umgebungsparameter ermittelt und aufzeichnet. Mithilfe eines Ortungs- und Kommunikationsmoduls und eines drahtlosen Sensornetzwerks werden beispielsweise Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und Erschütterung gemessen. So sollen etwaige Fehler oder Schwachpunkte schneller erkannt und behoben werden können.

    In diesem Video erfahren Sie, wie das vom BIBA entwickelte System funktioniert und was es leisten kann.

    Aktuelle Trendthemen in der Absatzlogistik sind:

    • E-Mobilität
    • Selbstfahrende Transportmittel
    • Erhöhte Qualitätsansprüche
    • Nachhaltigkeit und Umweltschutz
    • Energieeffizienz

    Speziell der Themenkomplex Umweltschutz spielt momentan eine hervorgehobene Rolle. Gesetzesvorhaben auf nationaler und europäischer Ebene zwingen Unternehmen dazu, verstärkt CO2 einzusparen und auf nachhaltigere Modelle umzusteigen. Je nach Transportmittel kommt es derzeit dennoch zu teils massiven Ausstößen, nicht zuletzt durch den schnell wachsenden E-Commerce-Markt. Bei einem Flugzeug sind das Schätzungen des Bundesumweltamts zufolge etwa 500 bis 900 g pro Tonnenkilometer. Die umweltfreundlichste Variante der Distributionslogistik ist der Transport per Schiff. Hier werden nur 5 bis 30 g CO2 pro Tonnenkilometer freigesetzt (der Begriff Tonnenkilometer bezieht sich auf die Beförderung einer Masse von einer Tonne über eine Entfernung von einem Kilometer).

    Forschungsprojekt zu E-Mobility Gemeinsam mit DB Schenker und weiteren Partnern entwickelte das Institut für Elektromobilität der Hochschule Bremen Ideen für E-Transportfahrzeuge zur Belieferung stark frequentierter Innenstadtbereiche. Ebenso sollte im Rahmen des Projekts „Zemi-Sec“ ein entsprechendes Logistikkonzept entworfen werden. Die Herausforderung: Die E-Fahrzeuge sollten nachhaltig, energieeffizient und lärmschonend sein.

    Ausbildung und Berufe

    Wer in der Distributionslogistik beruflich durchstarten will, sollte Logistikmanagement, Handelsmanagement, Exportmanagement oder eine vergleichbare Disziplin studiert haben. Entsprechende Angebote haben etwa die IUBH Frankfurt und die Euro-FH. Bewerber auf Jobs mit geringerer Qualifikation (also Bachelor- oder Masterabschluss keine Einstellungsvoraussetzung) müssen in der Absatzlogistik mit teils harten Arbeitsbedingungen klarkommen: Egal ob Lkw-Fahrer oder Zusteller – ein hohes Arbeitspensum, körperlich anspruchsvolle Aufgaben und ein vergleichsweise geringer Verdienst machen die Berufe nicht gerade einfacher. Laut Gehalt.de verdienen Lkw-Fahrer beispielsweise gerade einmal 24.000 bis 31.000 Euro pro Jahr.

    Zunehmend gerät die Branche nicht zuletzt wegen dieser Situation unter Druck: Fachkräfte bleiben fern und zahlreiche Stellen unbesetzt. In einer Umfrage der Bundesvereinigung Logistik gaben 90 % der teilnehmenden Betriebe an, den Mangel an geeignetem Nachwuchs zu spüren. Besonders hart trifft es die Logistikdienstleister: 76 % der Befragten in diesem Sektor geben an, zu wenige junge und gut ausgebildete Fachkräfte zu finden.

    Mögliche Lösungsansätze dieses Problems sind:

    • Erhöhung des Lohnniveaus
    • Striktere Reglementierung der Arbeitszeiten
    • Verbesserung des Branchenimages
    • Einsatz moderner Technologien zur Entlastung der Beschäftigten
    • Schaffung gleicher Einstiegschancen für alle (gerade für Frauen, Zugewanderte, usw.)

    Weitere Quellen

    Wer sich noch tiefer gehend mit der Thematik „Distributionslogistik“ beschäftigen will, wird hier fündig:

    • 1. In seinem Werk Distributionslogistik betrachtet Reinhard Koether verschiedene Dimensionen von Absatzlogistik. Mithilfe praxisnaher Beispiele will er zeigen, was erfolgreiche Prozesse ausmacht und wie Unternehmen in der Branche erfolgreich durchstarten können.
    • 2. Das Buch Optimierung der externen Transportkosten von René Linke soll das Einsparungspotenzial von Distributionslogistik darlegen sowie Konzepte und Methoden vorstellen, wie diese ausgeschöpft werden können. Ebenso geht es um die Vermittlung von Grundlagen der Distributions- und Transportlogistik.
    • 3. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband ist eigenen Angaben zufolge eng verbunden mit anderen Logistikakteuren und bezieht regelmäßig Stellung zu aktuellen Gesetzesvorhaben, Richtlinien und Verordnungen. Zu seinen Aufgaben zählen außerdem die Bildung von Fachausschüssen, die globale Vernetzung im Interesse des Gewerbes und die Weiterbildung der Mitglieder. Deshalb bietet der DSLV beispielsweise regelmäßige Seminare und Workshops an.

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