E-Commerce Enterhaken feiern ihr Comeback
Atomisierte Warensendungen im E-Commerce bringen die bestehenden Sortieranlagen der etablierten KEP-Dienstleister an ihre Belastungsgrenze und darüber hinaus. Beumer will jetzt mit seinem „Parcel Picker“ und einer Reihe nachgelagerter technischer Features Hilfe am „Flaschenhals Logistiktor“ leisten. Ziel: mehr Durchsatz durch Automatisierung.
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Wen bisher beim Online-Shoppen das schlechte Gewissen geplagt hat von wegen „Carbon Footprint“ und hoher Retourenquote des E-Commerce, der kann sich ab sofort beruhigt zurücklehnen und fröhlich weiter shoppen. Eine brandaktuelle Studie des Deutschen Clean Tech Instituts (DCTI) mit dem Namen „Klimafreundlich einkaufen – eine vergleichende Betrachtung von Online-Handel und stationärem Einzelhandel“, in Auftrag gegeben von der Otto Group und Hermes, hat Folgendes zutage gefördert: Der Online-Handel belastet das Klima nicht mehr als der stationäre Handel. Der Transport von Waren vom Händler zum Kunden ist effizienter und emittiert dadurch weniger klimaschädliches CO2 – selbst unter Einbeziehung der Retouren, die beim Paketversand zum Leidwesen vieler Unternehmen den Handel prägen.
Engländer sind beim E-Commerce weltweit einsame Spitze
Dabei liegen wir Deutschen im Ranking der fleißigsten Auftraggeber für die Zunft der Paketlieferanten an Private nur auf Platz 3. Einsame Spitze ist Großbritannien mit 26 Paketen pro Kopf und Jahr, die an der Wohnungstür anlanden. Für die Meisten völlig unerwartet, taucht die Volksrepublik China auf Platz 2 der Statistik der eifrigsten Online-Käufer auf. Mit einem entscheidenden Unterschied zu den Briten und uns Deutschen: Die Asiaten bestellen im Durchschnitt 23 Warensendungen jährlich – bei 1,3 Mrd. Menschen ein riesiger Markt – und „überspringen“ dabei die Phase, als man hierzulande noch in ein Fachgeschäft gehen musste. Alleine deshalb, weil es diese Art von Einkaufsmöglichkeiten im Reich der Mitte vor einigen Jahren noch gar nicht gab.
Thomas Wiesmann, Director Sales Logistic Systems bei Beumer, beobachtet diese Entwicklung genau und stellt die berechtigte Frage, warum in den Top 10 denn große europäische Volkswirtschaften wie Frankreich oder Italien nicht auftauchen. Als Vertreter eines Herstellers intralogistischer Systeme, die einen hohen Service-Level bieten müssen, sieht er nicht zuletzt wegen der anhaltenden Atomisierung der Sendungen goldene Zeiten insbesondere für deutsche Intralogistiker heranbrechen. „Wir haben es mit einem unglaublichen Volumen von Sendungen zu tun. Das heißt, die Artikelanzahl pro Sendung wird immer kleiner, es wird auch einmal nur ein Stück bestellt.“ Obwohl der Bestellwert insgesamt mehr oder weniger konstant bleibe, verteile sich das Volumen auf drei oder vier Päckchen.
Veraltete Anlagen sind eines der Probleme etablierter Logistikdienstleister
Ein interessantes Zukunftsthema sei auch das der länderübergreifenden Warenströme. Man wisse momentan gar nicht, was KEP-Dienste auf ihren internationalen Routen alles bewegen. Das könnten Gefahrstoffe sein oder medizinische Produkte, die in der EU gar nicht zugelassen sind. Dieses Problem werde die IT-Landschaft verändern. Die Thematik sei möglicherweise sogar die größte Herausforderung für DHL Express, das bis 2020 eine völlig neue, weltumspannende IT-Plattform aufbauen wolle.
Die etablierten Logistikdienstleister haben ein Problem: Ihre Anlagen sind zum Teil veraltet und sowieso „nur“ auf das traditionelle Paketspektrum hin optimiert. „So wie 1990 bestellt wurde, bei Quelle. Da wurden zehn Teile in eine große Kiste kommissioniert. Heute haben wir viele kleine Kisten. Das heißt, auch die Dienstleister müssen sich etwas einfallen lassen“, so Wiesmann. Denn die steigenden Sendungsmengen und gleichzeitig kleinere Pakete reizen natürlich die Leistungsfähigkeit der Sortierzentren komplett aus.
Beumer rechnet mit einem wachsenden Absatzmarkt
Was also kann man machen? In den meisten Fällen muss die Ertüchtigung logistischer Förder- und Sortieranlagen in vorgegebenen Räumen stattfinden, nach dem Motto: Altanlage raus, neue rein. Einziges Problem: Die Anzahl der Docking-Stationen ist nicht beliebig veränderbar, sondern durch die Gebäudehülle mehr oder weniger vorgegeben.
Folglich könne dessen Lösung einzig in maschinengestützter Entladung liegen, sagt Wiesmann, um den Durchsatz am „Flaschenhals Logistiktor“ signifikant zu erhöhen. Dazu bietet Beumer jetzt den „Parcel Picker“ an, dem ein Singulator, eine Leseeinrichtung und die Einschleusung in einem logischen Verbund folgen. Mit dieser Anordnung sei eine Menge von ungefähr 2500 Stück pro Stunde von einer Person aus einer Wechselbrücke abzuziehen – bei normalem Paket-Mix – wo ein Mitarbeiter bisher nur zwischen 800 und 1000 Pakete und Päckchen schafft. Der „Parcel Picker“ ist eine Kombimaschine für die lose Entladung. Die Maschine wird durch ein Teleskop auf die Wechselbrücke zu- und im weiteren Entladeverlauf hineingeschoben. Der Bediener zieht die Päckchen mithilfe eines Manipulators, der etwas von einem Piratenhaken hat, im Pulk auf die Fördereinrichtung. Damit die Pakete nicht beschädigt werden, findet dieses Procedere in drei Ebenen statt, die Pakete fallen deshalb nur maximal 40 cm tief. Und selbst Pakete aus Rollcontainern lassen sich mit dem „Parcel Picker“ verarbeiten. ■
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