Güterverkehr Freie Fahrt für Renn-Kleinlaster
Als „klimapolitisch fatal und industriepolitisch kontraproduktiv“ hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) die gestern im EU-Umweltausschuss beschlossenen CO2-Grenzwerte für leichte Nutzfahrzeuge kritisiert. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments, so DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, habe sich erneut vor der Automobilindustrie verneigt und CO2-Grenzwerte für Transporter und Kleinlaster abgeschwächt.
Anbieter zum Thema
Die Umweltpolitiker des EU-Parlaments hätten die Ziele der EU-Kommission bei ihrer gestrigen Sitzung weiter abgeschwächt und seien damit Forderungen der europäischen Nutzfahrzeugindustrie nachgekommen, klagt Resch weiter.
Der Kotau des EU-Umweltausschusses vor den Autobauern sei gleichsam schlecht für das Klima und schlecht für die europäischen Unternehmen, die auf spritsparende Kleinlaster und Transporter angewiesen seien, um ihre Betriebskosten im Griff zu halten.
IAA Nutzfahrzeuge zeigt den Kleinlaster-Trend
Das nun angepeilte Ziel von 140 g CO2/km bis 2020 sei überhaupt nicht ehrgeizig und zudem ein falsches Signal an die Nutzfahrzeugeindustrie, die nur mit effizienten Fahrzeugen langfristig wettbewerbsfähig bleibe.
Die IAA Nutzfahrzeugemesse habe letzte Woche gezeigt, wohin der Trend gehe. Jürgen Reschs Beobachtungen zufolge fragen die Kunden vermehrt nach sparsamen Fahrzeugen. Und die Industrie habe ja bereits etliche Fahrzeuge vorgestellt, die die zukünftigen Grenzwerte ab 2012 einhielten.
2
Deutsche Kleinlaster erreichen CO2-Grenzwert bereits jetzt
So könnten die deutschen Hersteller VW und Mercedes nach eigenen Angaben bereits heute den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Grenzwert von 175g CO2/km bis 2016 erreichen. Beide Hersteller hätten angegeben, dass die Technik zur Verfügung stehe, ohne dass Veränderungen an den Fahrzeugmodellen vorgenommen werden müssten.
Dennoch würden sie vor den Europaabgeordneten jammern, dass sie die zukünftigen Grenzwerte leider nicht einhalten könnten.
EU knickt vor Nutzfahrzeugindustrie ein
Der Umweltausschuss des EU-Parlaments beschloss gestern, dass die Hersteller 2020 lediglich das Ziel von 140 g CO2/km erreichen müssen – die EU-Kommission wollte 135 g CO2/km bis 2020. Außerdem wurden die möglichen Strafzahlungen für die Industrie gesenkt: Statt 120 Euro für jedes Gramm CO2 pro Laster sollen die grenzwertüberschreitenden Hersteller nur 95 Euro pro Gramm und Laster zahlen.
Weiterhin kritisiert die DUH, dass die Parlamentarier der Industrie auch mit weitreichenden Spielräumen für sogenannte Super-Credits entgegen gekommen seien.
Kleinlaster-Emissionen dürfen mit Elektrolastern verrechnet werden
Die Industrie darf demnach die CO2-Minderung ihrer Sprit schluckenden Fahrzeuge mit Elektrolastern ausgleichen. Zudem soll es auch keine eingebaute Geschwindigkeitsbegrenzung in den Leichttransportern geben.
Mit dieser Entscheidung, moniert Jürgen Resch, hätten insbesondere die deutschen Nutzfahrzeugehersteller weiterhin die Möglichkeit, sich mit übermotorisierten Renntransportern, die mit Tempo 180 bis 200 die Autobahnen unsicher machten, von den Mitbewerbern zu differenzieren.
(ID:361596)