Retrofit Frischer Wind für betagte Lager

Von M. A. Benedikt Hofmann

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Stößt ein Lager an seine technischen Grenzen, steht zunächst immer dieselbe Frage im Raum: modernisieren oder neu anschaffen? Im vorliegenden Fall konnte ein Retrofit mit klaren betrieblichen und finanziellen Vorteilen überzeugen.

Die Lasermaschine wurde direkt an das Lager angebunden.
Die Lasermaschine wurde direkt an das Lager angebunden.
(Bild: Huber)

Die Experten von Dalquen in Hanau sehen sich selbst als Dienstleister auf dem Sektor der Blechbearbeitung. Neben technischer Beratung im Hinblick auf Materialwahl und Machbarkeit, Begleitung beim Design und der fertigungsgerechten Konstruktion bietet das Unternehmen für seine Kunden auch die Projektrealisierung und Logistik an. Um das bieten zu können, benötigt Dalquen natürlich ein Lager, in dem die benötigten Bleche gelagert und wiederumschnell ausgelagert werden können. Hier hatte sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, in neue Technik zu investieren, um durch einen innovativeren Ansatz schneller handeln zu können. Gleichzeitig sollte aber die finanzielle Unabhängigkeit gewahrt bleiben.

Retrofit birgt deutliche Vorteile im Vergleich zur Neuanschaffung

Bei der Entscheidung zwischen der Anschaffung eines neuen Lagersystems oder dem Retrofit verließ man sich in Hanau nicht auf ein Bauchgefühl, sondern führte eine eingehende betriebswirtschaftliche Analyse durch. „Bei der Gegenüberstellung der Alternativen ‚neues Lagersystem‘ gegen ‚Retrofit des bestehenden Systems‘ hat der Retrofit klare betriebliche und finanzielle Vorteile gezeigt. Ein neues Lager hätte bedingt, dass der laufende Betrieb während längerer Zeit hätte unterbrochen werden müssen. Durch den Retrofit des bestehenden Lagers blieb dieses am alten Platz und lediglich die neue Maschine wurde montiert und angeschlossen. Jeder, der schon Ersatzinvestitionen getätigt hat, weiß, was eine große bauliche Veränderung bei laufender Produktion bedeutet“, erklärt Jens Malessa, Juniorchef bei Dalquen.

Peter Huber ist geschäftsführender Inhaber der Peter Huber AG.
Peter Huber ist geschäftsführender Inhaber der Peter Huber AG.
(Bild: Huber)

Mit der Durchführung des Retrofits wurde das unabhängige Ingenieurunternehmen Huber aus der Schweiz beauftragt. Huber ist vor allem auf die Automatisierung der Produktionsprozesse in der Blechbearbeitung – vom Blechlager bis hin zum Laser – spezialisiert. Die Vorteile eines Retrofits bringt Peter Huber, Geschäftsführer des Unternehmens, auf den Punkt: „Mit dem Retrofit erreichen wir neben dem Werterhalt auch eine Wertsteigerung der bestehenden Anlagen. Dies ergibt sich durch den Einsatz neuer und leistungsfähiger Komponenten. Die Steuerung besitzt eine Zykluszeit von etwa 12 bis 15 Jahren.

Demgegenüber haben die mechanischen Komponenten eines Lagers eine Lebenszeit von mindestens 30 Jahren.“ Ihm zufolge ist es also logisch, die Steuerung zu erneuern, damit die Investitionen weiter genutzt werden können. Neben den elektrischen und mechanischen Komponenten besitzt ein Lager noch hydraulische und pneumatische Komponenten, die im Rahmen eines Retrofit ebenfalls ausgetauscht werden müssen. Im Verlauf des Retrofit wurden die folgenden Anlagenteile ersetzt:

  • der Lagerleitstand,
  • die Antriebe der Hubwerke (für schnelleres und genaueres Positionieren und verkürzte Zykluszeiten),
  • der Steuerschrank,
  • die Steuerung (es wurde eine Beckhoff-Steuerung installiert),
  • das Bussystem (Ethercat)
  • und die Sicherheits- technik bei den Wagenportalen.

Im Fall von Hubers Auftrag bei Dalquen war das Retrofit in zwei Phasen unterteilt. Parallel wurde ein neuer Laser an die Anlage angebunden. In Phase eins des Retrofits kümmerten sich die Experten um die Installation des neuen Lagerleitstands und neuer Hydraulikschläuche, die mechanischen Wartungsarbeiten sowie den Austausch der Sensoren. In Phase zwei wurden die Elektrik und die Antriebe überarbeitet. Zusätzliche wurden eine grafische Bedieneroberfläche mit Touchpanel, um die Bedienung zu verbessern, und ein Messsystem für die Beladehöhe mit Ultraschallsensoren, das die Zykluszeiten verkürzt, installiert. Die Stillstandszeiten betrugen dabei gerade einmal zwei Tage in Phase eins und drei Tage in Phase zwei. Und das trotz kleinerer Probleme, wie sie bei der Umrüstung einer bestehenden Anlage auftreten können. So konnte der Austausch des Hubmotors des Be- und Entladezyklus nicht wie geplant durchgeführt werden, da der Aufbau des Getriebes nicht den Unterlagen entsprach. Durch einen Zwischenflansch wurde dieses Problem aber gelöst. „Die Lebensdauer und Funktionstüchtigkeit eines Blechlagers verlängert sich dank Retrofit um mindestens zehn Jahre. Jedes Projekt ist anders und bringt eine individuelle Lösung für den Kunden. Wir verfügen über eine große Erfahrung mit vernetzten Systemen und können flexibel auf die Kundenwünsche reagieren. Und das schon seit 35 Jahren“, so Huber.

Zahlen belegen den erfolgreichen Abschluß des Projekts

Der Erfolg des Projekts lässt sich an kalten Zahlen ablesen. So wurde der Be-und-Entladezyklus des Wechseltisches um 30 % auf rund vier Minuten verkürzt. „Für uns war das die absolut richtige Entscheidung“, resümiert Malessa abschließend. „Wir konnten mit dem Retrofit die Verfügbarkeit des Lagers für die Zukunft sicherstellen und dessen Produktivität steigern. Und der Anbindung von weiteren Maschinen steht mit dieser Lösung auch nichts im Wege.“ Letzteres ist möglich, da die Leitstandsoftware und die Steuerung auf dem neuesten technischen Stand sind. Für die Realisierung der Schnittstellen stehen damit alle möglichen Protokolle zur Verfügung. Die Architektur des Leitstands erlaubt es, theoretisch beliebig viele Maschinen parallel betreiben zu können. Für Maschinen von Bystronic und Trumpf steht die Schnittstellensoftware außerdem direkt zur Verfügung.

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