Hochregallager Für die Zukunft gerüstet
Küchen sind heute perfekt durchgestylt – ein vollendetes Zusammenspiel von Funktion und Design. Dazu gehören auch Spülen, Armaturen sowie Abfallsysteme, die der Hersteller Blanco von seinem Logistikzentrum in Bruchsal in alle Welt versendet. Vor Kurzem hat der führende Hersteller hochwertiger Spülen und Armaturen sein europäisches Logistikzentrum mit SSI Schäfer erweitert. Vollständige SAP-Integration sichert langfristige Verfügbarkeit und Transparenz.
Anbieter zum Thema

Ob aus Edelstahl, Granit oder Keramik, puristisch, im modernen Landhausstil oder klassisch zeitlos – mit ihrem sehr breit gefächerten Produktprogramm an Spülen und Armaturen sowie Abfalltrenn- und Organisationssystemen für Küchen bietet die Blanco GmbH + Co KG für jeden Geschmack etwas. Der Erfolg spiegelt sich in den Jahr für Jahr steigenden Umsatz- und Absatzzahlen im In- und Ausland wider. Um sowohl seine Fachhandelspartner in Deutschland als auch alle ausländischen Standorte und Partner weltweit schnell und mit einer hohen Warenverfügbarkeit beliefern zu können, errichtete das Unternehmen 2008 ein eigenes zentrales Logistikzentrum in Bruchsal in der Nähe der beiden Hauptproduktionsstätten in Sulzfeld und Sinsheim, das das in Bruchsal bisher angemietete, zu klein gewordene Gebäude ablöste. Bedingt durch das starke Wachstum stieß das Lager aber bereits fünf Jahre nach der Inbetriebnahme an seine Kapazitätsgrenzen und Blanco musste zusätzlich externe Lagerflächen für zeitweise bis zu 10.000 Paletten anmieten. „Wir verladen hier jeden Monat zwischen 1800 und 2000 t Ware – den größten Teil davon verpackt in Kartons, die über Paketdienstleister zugestellt werden, aber auch Paletten, die als Stückgut oder als Komplettladung versendet werden. Dazu kommen noch unsere Überseecontainer“, erklärt Mathias Rüdele, Geschäftsführer der Blanco Logistik GmbH.
Leistung und Kompetenz überzeugten
Schon bei der Auswahl des Standortes in Bruchsal hatte Blanco Wert darauf gelegt, dass sich der Gebäudekomplex bedarfsweise ausbauen lässt. Bei der Planung galt es, die verschiedenen Aspekte des Funktionsbaus zu berücksichtigen, denn das Logistikzentrum ist weit mehr als ein reines Lager. In Bruchsal wird neben produktindividuellem Verpackungsmanagement sowie diversen Qualitätsprüfungen auch eine kundenspezifische Variantenbildung der Spülen durchgeführt. Ebenso befindet sich im Logistikzentrum das komplette Ersatzteillager. Das erfordert flexible Prozesse.
So entwickelten Rüdele und sein Team 2012 zusammen mit einem auf die Logistik spezialisierten Beratungsunternehmen ein erstes Grobkonzept, das den erhöhten Anforderungen aufgrund der gestiegenen Produktvielfalt und einer schnelleren Verfügbarkeit der Ware gerecht werden sollte. Während Blanco sich 2008 noch bewusst für rein manuelle Prozesse mit IT-Unterstützung entschieden hatte, sollte der Nachschub für die Kommissionierung nun automatisiert werden. Dazu wurde ein viergassiges Hochregallager (HRL) mit automatischer Fördertechnikanbindung für den Transport der Paletten geplant. Darüber hinaus sollten die Funktionsflächen Wareneingang, Kommissionierung und Warenausgang durch eine konventionelle Lagerhalle mit 4300 m² erweitert werden. Damit erstreckt sich die gesamte Erweiterung auf eine Gebäudefläche von 8760 m².
Nach der Erstellung des Feinkonzeptes mit anschließendem Ausschreibungs- und Angebotsprozess erhielt SSI Schäfer Ende 2013 den Auftrag für ein viergassiges automatisches HRL mit fördertechnischer Anbindung des Wareneingangs und der Kommissionierung inklusive der Integration in das bestehende IT-System von SAP, sodass alle Materialflussprozesse von SAP gesteuert werden. „Wir haben uns in der Ausschreibungsphase Referenzen verschiedener Anbieter angesehen und uns aufgrund des Gesamtpakets für SSI Schäfer entschieden. Dazu gehören neben dem Leistungsumfang auch die Personen, da so ein Projekt letztendlich auch von den Beteiligten und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit lebt“, erklärt Rüdele. Für die gesamten Baumaßnahmen und die Montage, Tests und Inbetriebnahme der Gewerke hatte Blanco nur zwölf Monate vorgesehen – ein sehr ambitionierter Terminplan, der mit dem ersten Spatenstich im April 2014 startete. „Die größte Herausforderung war definitiv der Zeitplan und die Abstimmung der Baugewerke mit dem Einbau der Regale samt Lagertechnik. Da war es angenehm, für die Logistikanlage nur einen Ansprechpartner zu haben. Trotz baulicher Terminverschiebungen konnten wir pünktlich Anfang Mai 2015 in Betrieb gehen“, erinnert sich Rüdele.
HRL mit energieeffizienter Technik
Durch die Erweiterung konnte Blanco seine Lagerkapazität mehr als verdoppeln. Allein das HRL bietet in vier Gassen Platz für rund 18.000 Europaletten mit einer maximalen Höhe von 2,26 m, wobei ein Teil der Plätze auch mit Industriepaletten oder variabel belegt werden kann. Die doppeltief konstruierten Regale werden von Geräten des Typs Exyz von SSI Schäfer bedient, einem hochinnovativen und nachhaltigen Paletten-Regalbediengerät (RBG). Dabei steht das „E“ für Effizienz aufgrund des geringen Energieverbrauchs bei hoher Leistungsfähigkeit – und diese auf allen Achsen („X“, „Y“ und „Z“), auf denen RBG arbeiten: Längsfahrt, Hub sowie Ein- und Auslagerungsbewegungen. Hocheffiziente Drehstromasynchronmotoren mit Energierückspeisung sowie der Einsatz eines Gegengewichts im Mast sparen im Vergleich zu herkömmlichen Geräten bis zu 25 % Energie ein. Zwei Fahrantriebe sorgen zudem für Redundanz und eine hohe Ausfallsicherheit. Das Lastaufnahmemittel ist mit seiner doppelttiefen Teleskopgabel für flexible Ein- und Auslagerungen ausgelegt. So erreicht das HRL eine maximale Leistung über alle vier Gassen von 120 Doppelspielen pro Stunde.
In der HRL-Vorzone befindet sich die Übergabestation für die Paletten. Doch während die Auslagerung auf Bodenniveau erfolgt, findet die Einlagerung im Obergeschoss statt. Der Grund: Um den Staplerverkehr nicht zu behindern, werden die Paletten im Wareneingang zunächst via Hubgerät auf eine 5,50 m hohe Bühne befördert und von dort über eine automatische Förderstrecke in dieser Höhe durch das Kommissionierlager bis zum HRL transportiert. Mit Blick auf ein weiteres Wachstum ist die Leistung der gesamten Förderanlage auf den bereits geplanten Ausbau des HRL um drei zusätzliche Gassen ausgelegt. Ergänzend dazu plant Blanco in der nächsten Stufe den Bau eines automatischen Kleinteilelagers für die Lagerung und Kommissionierung von kleinen Artikeln. Diese werden derzeit an zwei Arbeitsplätzen mit Hubtischen für die ergonomische Entnahme der Artikel in der HRL-Vorzone kommissioniert. Für größere Mengen fahren die Paletten in die Kommissionierung. Blanco hat bereits Kapazitäten und Materialflüsse auf das prognostizierte Wachstum bis ins Jahr 2022 geplant.
„Die moderne Anlagentechnik für das neue vollautomatische HRL und die Erweiterung der Kommissionierhalle fügen sich perfekt in die bestehenden Prozesse ein. Dabei war die Inbetriebnahme während des laufenden Betriebs schon eine Herausforderung, die SSI Schäfer aber hervorragend gemeistert hat“, betont Rüdele. Dazu zählte auch die vollständige Integration der automatisierten Anlagentechnik in die bereits zuvor bestehende SAP-Lösung.
Blanco hatte bereits verschiedene Lösungen von SAP für die Warenwirtschaft, Lagerverwaltung und den Materialfluss im Einsatz. So kommt für die Staplertransporte und die Kommissionierung das Modul TRM zum Einsatz. Um die komplette Materialflusssteuerung in SAP ohne Schnittstellen abbilden zu können, hat SSI Schäfer den SAP-Standard um ein eigenentwickeltes Add-on mit einem Protokollkonverter erweitert. Damit steuert SAP voll integriert alle Abläufe bis hin zur SPS, aber auch ergonomische kundenspezifische Arbeitsplatzdialoge direkt. Das hat den Vorteil, dass operative Prozesse, zum Beispiel die Übergabe einer Palette vom Stapler auf die Fördertechnik, geradewegs ineinander übergehen. Auch kundenspezifische Spezialabläufe wurden in SAP umgesetzt. „Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Expresslogik, bei der Auslagerungen unterbunden und selbst Doppelspiele durchbrochen werden, um sogenannte Expresspaletten schnellstmöglich auszulagern. Und auch auf der Fördertechnik haben diese Paletten Vorfahrt“, zählt Jürgen Hergenröther, IT-Projektleiter von SSI Schäfer für die SAP-Implementierung, zusammen mit der doppelttiefen Lagerung einige im SAP-System realisierte Besonderheiten auf. Für eine schnellere Inbetriebnahme der Anlage wurden zuvor alle Prozesse über eine Emulation grafisch visualisiert und getestet.
Um den reibungslosen Betrieb sicherzustellen und im Servicefall schnelle Hilfe von einem IT-Fachmann oder einem Servicetechniker zu bekommen, hat Blanco für alle realisierten Gewerke Wartungsverträge mit SSI Schäfer abgeschlossen. Mit der Erweiterung seines europäischen Logistikzentrums durch das neue HRL in Bruchsal besitzt der Hersteller von Spülen und Armaturen nun ideale Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum. Dank der Neugestaltung der logistischen Strukturen steht bei Blanco einer zukunftsorientierten weltweiten Distribution nichts mehr im Wege. ■
* Ingo Wunder ist Projektleiter Automatisierte Gesamtsysteme bei SSI Schäfer in 57290 Neunkirchen, Tel. (0 27 35) 70-1, info@ssi-schaefer.com
(ID:43968396)