Robotik Gründe für mehr Roboter im Mittelstand

Von Tobias Seige

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Die Kollaboration zwischen Menschen und Robotern wird anwendungsübergreifend die Zukunft der Automatisierung prägen. Ein Überblick über Marktdynamik und Trends zu Robotik in klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Roboter werden verstärkt in KMU zur Automatisierung eingesetzt werden, die hierzulande einen Großteil der Wirtschaft ausmachen.
Roboter werden verstärkt in KMU zur Automatisierung eingesetzt werden, die hierzulande einen Großteil der Wirtschaft ausmachen.
(Bild: Cowen)

Setzt man die Anzahl installierter Roboter in der Herstellerindustrie ins Verhältnis zur Anzahl der Erwerbstätigen, zeichnet sich im weltweiten Ländervergleich ein stark differenziertes Bild ab. Singapur und Südkorea sind die globalen Vorläufer und weisen im Vergleich zu Deutschland, Japan, USA oder China eine achtfach höhere Roboterdichte auf. Selbstverständlich ist das nur eine Indikation; technologische Innovationen, demographische oder politische Einflüsse sind relevante Faktoren in diesem Vergleich. Doch besteht in der Herstellerindustrie in den westlichen Industrienationen in Sachen Robotics Nachholbedarf.

Robotics ist ein Milliardenmarkt mit dynamischen Wachstumsraten. Technologische Entwicklungen erschließen immer komplexere Aufgabenfelder für Roboter und versetzen diese in die Lage, Hand in Hand mit Menschen zu arbeiten. Vor allem die Entwicklung haptischer Sensorik ermöglicht den Einsatz von Robotern für immer feinfühligere Aufgaben. Innovationen in diesem Bereich werden mittelfristig auch in Deutschland und anderen westlichen Industrienationen zu einer verstärkten Implementierung von Robotern führen.

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Der Einsatz von Robotern soll zum Standard werden.

Robotik in der Logistik

Insbesondere die Logistikindustrie treibt den aktuellen Trend an. Bereits lange vor der Covid-19-Pandemie hatte die hohe Nachfrage nach E-Commerce-Angeboten dazu geführt, dass eine immer komplexere Artikelvielfalt bearbeitet werden musste. In Zeiten von Lockdowns und Social Distancing hat sich dieser Trend weiter verstärkt. In automatisierten Lagerhäusern entnehmen Roboter selbstständig Waren aus dem Lager, kommissionieren, verpacken und bringen Versandlabel an.

De-Globalisierung der Lieferketten

Durch die Corona-Pandemie haben wir auch gelernt, wie wichtig im Inland beheimatete industrielle Produktion sein kann, um die Kontrolle über Lieferketten zu haben und die Versorgungssicherheit lebensnotwendiger Güter sicherzustellen. Unser vergleichsweise hohes Lohnniveau zwingt Unternehmen zu hochgradiger Automatisierung, denn nur so sind sie preiswettbewerbsfähig. Der Trend zur Ansiedlung kritischer Wertschöpfung im Inland, die sogenannte De-Globalisierung der Lieferketten, wird mittel- bis langfristig europaweit zu einer weiteren Erhöhung des Automatisierungsgrades führen, vor allem dort, wo die Wertschöpfung aus Billiglohnländern zurückgeführt wird.

Kollaborative Roboter für fehlende Arbeitskräfte

Zusätzlich zu dieser steigenden Nachfrage nach Ressourcen durch die De-Globalisierung beobachten wir hierzulande ein abnehmendes Angebot an Nachwuchskräften. Mit der alternden Bevölkerung wird menschliche Arbeitskraft in der Industrie knapp.

Gleichzeitig steigt der Bedarf nach Pflegekräften. Kollaborative Roboter, auch Cobots genannt, können Teil der Lösung werden. Sie übernehmen, ausgestattet mit moderner Sensorik und mit Künstlicher Intelligenz, bereits heute bestimmte Aufgaben bei der Pflege von Menschen. Sie bringen den Pflegebedürftigen Getränke oder unterstützen in der Rehabilitation. Damit wird das Pflegepersonal entlastet und kann sich auf die wesentlichen, zwischenmenschlichen Aufgaben konzentrieren.

Robotik wird auch für immer mehr KMU zugänglich

Mensch-Maschinen-Interaktionen haben ebenso Einzug in industrielle Anwendungen gefunden. Innovationen in der Sensorik in Verbindung mit intelligenten Bilderkennungssystemen schaffen heute Maschinen, die sich in ihrer jeweiligen Umwelt gut zurechtfinden und mit den Menschen direkt interagieren können. Industrieroboter müssen damit weder gefährlich noch räumlich abgeschirmt sein. Das ist die Basis für eine ausgedehnte Mensch-Maschine-Interaktion.

Ein Fokus in der Roboterentwicklung liegt auch auf leicht zu installierenden und autonomen Systemen. Dabei soll der Bedarf an Ressourcen so gering wie möglich sein. Das gilt sowohl für die Erstinbetriebnahme als auch für sich verändernde Anforderungen. So soll der Einsatz von Robotern zu einem Standard werden.

Dieser Trend führt zu einer weiteren Verbreitung von Robotik, indem sich die Maschinen auch für kleinere Unternehmen und weniger skalierte Tätigkeiten rechnen. Die Produktion in Billiglohnregionen wird damit zunehmend überflüssig und hilft außerdem, die Lieferketten schlanker und effizienter zu halten.

* Tobias Seige ist Managing Director bei der Investmentbanking-Beratungsgesellschaft Cowen in 8001 Zürich, Tel. +41 44 2654080, tobias.seige@cowen.com

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