Distribution Grüne Logistik bietet enorme Einsparpotenziale

Autor / Redakteur: Heiner Harke / Volker Unruh

Angesichts steigender Abgaben für CO2-Emissionen wird die ökologische Logistik immer lukrativer. Erfolgversprechend ist vor allem die Optimierung bestehender Lieferketten durch intelligente Routenplanung und Paletten-Management.

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Effizient, kostengünstig und vor allem umweltfreundlich soll sie sein: Weltweit feilen Manager an der Logistik von morgen. Laut einer Studie des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) steht für Unternehmen Umweltschutz ganz vorn. Für 33% sind CO2-Emissionen heute schon ein bedeutender Kostenfaktor. 56% erwarten, dass die Abgaben für CO2-Emissionen in Zukunft steigen.

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Maßnahmen zur CO2-Reduktion umstritten

Doch bei vielen Versuchen, den CO2-Ausstoß zu stoppen, scheiden sich die Geister. Beispiel Giga-Liner: Monstertrucks mit einer Länge von 25 m und einem Gewicht von 60 t sollen viele kleine Lkw von der Straße verdrängen. Unter Logistikfachleuten ist die Diskussion um die Riesentrucks schon lange verpönt.

„Mit übergroßen Lkw können wir kein CO2 einsparen. Da gibt es effektivere und günstigere Alternativen“, glaubt Prof. Michael Schenk vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Automatisierung (IFF) in Magdeburg.

Der Schlüssel zum klimafreundlichen Transport liegt in der Optimierung bestehender Lieferketten. Schenks Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund haben die Software Efficient Load entwickelt, die eine effektive Tourenplanung mit der Laderaumnutzung der Lkw abgleicht. Das Programm errechnet den Streckenplan mit minimaler Tourenzahl und minimalem Verbrauch. Testergebnisse zeigen, dass Transportstrecken bis zu 20% kürzer werden.

Tourenplanung wird mit der Laderaumnutzung abgeglichen

Oft handelt es sich bei grüner Logistik um Methoden, die sich ohne großen Kostenaufwand nutzen lassen: „Allein durch ein optimales Management von Paletten und Transportbehältern könnten Tausende Tonnen CO2 eingespart werden“, so Schenk. Ob Nahrungsmittel, Elektroartikel oder Kleidung – alles wird auf Paletten transportiert und gelagert.

Das IFF schätzt die derzeitige Palettenzahl in Deutschland auf 90 Mio. Mittlerweile gibt es Logistikspezialisten, die sich ausschließlich um die Versorgung, Wartung und Rückführung der Ladungsträger kümmern.

„Unternehmen müssen stets mit ausreichend Paletten versorgt sein, leere Ladungsträger müssen wieder abgeholt werden“, erklärt Nigel Branch, Vizepräsident bei Chep Deutschland, dem führenden Spezialisten im Palettenpooling. „Wenn aber jedes Unternehmen sein eigenes Süppchen kocht, entstehen meist unnötige Leerfahrten, die wiederum zu einem hohen CO2-Ausstoß führen.“

Chep hat einen Umweltkalkulator konzipiert, der genau berechnet, wie viel CO2 beim Transport eines Produkts auf Chep-Paletten eingespart werden kann. Beispiel Weintrauben: Die deutschen Supermärkte beziehen ihre Trauben in erster Linie aus Italien. Würde der gesamte Import italienischer Trauben auf Chep-Paletten stattfinden, könnten innerhalb von zehn Jahren 2500 t CO2 eingespart werden. Diese Menge wird von Lkw auf über 1,7 Mio. km ausgestoßen.

Unternehmen sollten sich auf einheitliche Standards einigen

Doch die Umsetzung vieler Ideen geht oft nur zäh voran. Konkurrenzdenken und Mentalitäten der einzelnen Unternehmen hindern erfolgversprechende Konzepte daran, sich großflächig durchzusetzen. Hier und da gibt es bereits Zeichen des guten Willens zur Zusammenarbeit, so zum Beispiel bei den Rivalen Kraft Foods und Ferrero, die ihre Waren gemeinsam transportieren lassen, um Lkw-Laderaum optimal zu nutzen.

„Ich würde mir wünschen, dass Unternehmen stärker kooperieren und sich somit auf einheitliche Logistikstandards einigen. Umso schneller könnten wir dann auf eine grünere Logistik umstellen. Die Diskussion um die Giga-Liner wäre dann endgültig Schnee von gestern“, bringt es Schenk auf den Punkt.

Heiner Harke ist freier Journalist in 10717 Berlin.

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