Expertenbeitrag

 Sebastian Hofmann

Sebastian Hofmann

Journalist, Vogel Communications Group

Porträt Ideenreich über neun Jahrzehnte

Autor Sebastian Hofmann

Alles in allem über 850 Mitarbeiter(innen), Geschäfte in 33 Ländern und 12 Niederlassungen in Deutschland, Australien und China – die Kaup GmbH aus Aschaffenburg ist heute einer der weltweit größten unabhängigen Hersteller von Anbaugeräten für Gabelstapler und eine international anerkannte Marke.

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Im September feierte Otmar Kaup seinen 90. Geburtstag.
Im September feierte Otmar Kaup seinen 90. Geburtstag.
(Bild: Kaup GmbH & Co. KG)

Auf seine Fahne schreiben kann sich diesen Erfolg wie kein Zweiter der Unternehmensgründer Otmar Kaup. Über Jahrzehnte hat der mittlerweile 90-Jährige seine Innovationskraft, sein Durchsetzungsvermögen und sein Organisationstalent immer wieder unter Beweis gestellt. Auch heute noch prägt er den Familienbetrieb wesentlich mit. Sein Motto: Geht nicht, gibt's nicht.

Den Beginn seiner beruflichen Laufbahn macht Kaup als Konstruktionsleiter bei einer Firma in Aschaffenburg. Dort tüftelt er an den ersten hydrostatisch angetriebenen Gabelstaplern des Hauses und entwickelt so unter anderem das Staplermodell „Hubtrac“. Das für damalige Zeiten sehr fortschrittliche Flurförderzeug wird nur wenig später, im April 1959, im Rahmen der Hannover Messe zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Es ist der bis dahin größte berufliche Erfolg des damals 30-Jährigen – weitere Meilensteine sind aber schon anvisiert.

Schnell erkennt Kaup nämlich, dass viele Anwender noch nicht das volle Leistungspotenzial ihrer Hubtrac-Stapler ausnutzen können. Was fehlt sind passende Anbaugeräte, die den Funktionsumfang der Fahrzeuge erweitern. Das Problem: Der einzige Anbieter solcher Systeme ist ein Konkurrent zu Kaups Arbeitgeber und hält dazu auch noch in Bayern ein Quasi-Monopol inne. Wenn Kaups Kollegen aus der Herstellung beispielsweise Stein- und Ballenklammern für ihre Förderzeuge brauchen, kommen sie nicht an dem Unternehmen vorbei. Lieferzeiten werden dort ebenso nach eigenen Wünschen und Vorstellungen festgelegt wie die Preise für verschiedene Anbaugeräte. Das führt immer wieder zu weitreichenden organisatorischen Schwierigkeiten bei Kaups Arbeitgeber. Schnell muss eine langfristige Lösung gefunden werden.

Kombination aus technischem Knowhow und hoher Innovationskraft

Kaup geht das Problem offensiv an: Gemeinsam mit seinem Technik-affinen Vater Kilian, der zur damaligen Zeit Reparaturarbeiten im Aschaffenburger Hafen anbietet, gründet er so im Jahr 1962 seinen eigenen Familienbetrieb, die Kilian Kaup KG. Mit einer Besetzung von fünf Mitarbeitern entwickelt, produziert und vertreibt er wenig später seine ersten Anbaugeräte für Gabelstapler – nicht nur für seinen ehemaligen Arbeitgeber, sondern auch für andere Abnehmer. Die Produktionsstätte umfasst knapp 300 m2. Besonders beliebt bei den Kunden sind Staplererweiterungen für den Einsatz in der Landwirtschaft. Was den Jungunternehmer schon damals von vielen anderen unterscheidet, ist sein Ideenreichtum. Immer wieder entwickelt er Innovationen und kommt auf seine Mitarbeiter mit neuen Konstruktionsvorschlägen zu, die das Produktportfolio der Kilian Kaup KG noch besser und erfolgreicher machen sollen.

Bereits 1971 laufen die Geschäfte schließlich so gut, dass sich das Unternehmen flächenmäßig vergrößern muss. Fortan wird auf 3000 m2 gefertigt. Mehr und mehr Mitarbeiter(innen) werden eingestellt, um die steigenden Produktionsvolumina stemmen zu können. Mitte der 90er-Jahre sind schon über 400 Arbeiter und Arbeiterinnen in Kaups Firma beschäftigt. Gemeinsam erzeugen sie einen Output von über 25.000 Anbaugeräten pro Jahr. Die Erzeugnisse des Unternehmens schätzt man längst nicht mehr nur im deutschsprachigen Bereich. Auch international und aus verschiedenen Industriezweigen steigt die Nachfrage nach Systemen aus dem Aschaffenburger Land.

Internationale Bekanntheit und Anerkennung der Marke Kaup

1997 nimmt der Familienbetrieb deshalb schließlich noch eine zweite Produktionsstätte in Xiamen im Südosten von China in Betrieb. Nur eine kurze Zeit später bringt die Kaup Gmbh & Co. KG, wie sie inzwischen heißt, einen neuen Verkaufsschlager auf den Markt, der die Effizienz in der Logistik wesentlich steigern soll: ein Anbaugerät, mit dem sich bis zu acht Europaletten gleichzeitig befördern lassen. Für sein unternehmerisches Engagement wird Otmar Kaup schließlich 1998 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2005 legt sein Betrieb dann noch einmal nach und produziert das weltweit größte Drehgerät (für bis zu 32 t) und das weltweit größte Reifentransport- und Montagegerät für Reifen mit einem Durchmesser von bis zu 4,6 m.

Inzwischen hat sich das Unternehmen am Aschaffenburger Montage- und Produktionsstandort erneut vergrößert und fertigt heute auf insgesamt 43.000 m2. Ein weiterer Teil der Geschäftsleitung ist inzwischen Holger Kaup. Er ist der Sohn von Otmar Kaup und repräsentiert die nächste Familiengeneration im Betrieb. Mit 90 Jahren verbringt Otmar täglich immer noch mehrere Stunden in seiner Firma und arbeitet an der Entwicklung neuer Geräte. Er lebt sein Geschäft. Das wird bei einem Blick auf sein Engagement ganz deutlich. Seine Innovationskraft und sein Wille, Produkte und Lösungen immer wieder zu verbessern, prägen die Unternehmenskultur bis heute. Auch an der Aufstellung der GmbH als Familienbetrieb hat sich über den Lauf der Jahre nur wenig geändert. Flache Hierarchieebenen und eine nach wie vor hohe Spezialisierung auf technische Themen kennzeichnen sie noch immer. Das Verhältnis von Otmar Kaup zu seinen insgesamt mehr als 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen. Gemeinsam mit ihnen und mit seiner Familie setzt er nach wie vor alles daran, sein Geschäft mit innovativen Ideen voranzubringen.

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