Begegnungsverkehre iLAN-Feldversuch startet im Herbst
Ab dem Herbst 2015 geht das intelligente Ladungsnetzwerk (iLAN) in die nächste Runde, denn dann wollen die FH Erfurt als Ideengeber des Projekts sowie die Elvis AG (Europäischer Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure) und die übrigen Partner zeigen, dass das Modell auch in der Praxis funktioniert.
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Ziel von iLAN ist es, mittels eines aufgeklügelten Algorithmus Ladungstransport im Begegnungsverkehr zu ermöglichen. Der intelligente Austausch von Komplettladungen soll dazu führen, dass ein Lkw innerhalb der Lenkzeiten des Fahrers in sein Heimatdepot zurückkehrt. Zum einen soll der Fahrer so abends wieder bei seiner Familie sein können, auf diese Weise sollen sich aber auch Produktivität und Wirtschaftlichkeit der Lkw verbessern lassen, da sie am gleichen Tag mit einem anderen Fahrer erneut auf die Reise gehen können.
Andy Apfelstädt, Mitglied des Projektteams der FH Erfurt, sieht iLAN auf einem guten Weg: „Wir haben die Machbarkeit nachgewiesen, damit ist das Ziel nun greifbar.“ Grundlage der Machbarkeitsstudie ist ein 500.000 Sendungsdaten großer Datensatz, den die 17 beteiligten Speditionen den Erfurter Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt hatten. Jochen Eschborn, Vorstandsvorsitzender bei Elvis, sieht in der hohen Beteiligung ein positives Signal: „Wir sind guter Dinge, dass wir in absehbarer Zeit ein leistungsfähiges Netz aufgebaut haben, in dem Ladungstransporte im Begegnungsverkehr abgewickelt werden.“
Auf halber Strecke werden die Ladungen getauscht
Von den analysierten Sendungsdaten hätten Apfelstädt zufolge 23 %, was umgerechnet 7500 Transporten entspricht, ohne weiteres über iLAN abgewickelt werden können. „Dieser Wert ist eine sehr solide Basis für einen Feldversuch; zumal er exponentiell steigt, je mehr Speditionen sich beteiligen“, erklärt Apfelstädt. Herzstück von iLAN ist ein Modell, das von Mathematiker Bernd Nieberding entwickelt wurde. Unter Berücksichtigung von Ladungsaufkommen und Abfahrten berechnet der Algorithmus in Echtzeit die optimalen Begegnungsverkehre. In zahlreichen Simulationen habe sich das Modell bereits bewiesen. „Und das in einem Maße, das wir nicht erwartet haben“, freut sich Apfelstädt.
Ab Herbst muss das System nun auf der Straße zeigen, was es kann. Dann werden Elvis und die anderen beteiligten Speditionen die Daten ihrer aktuellen Transporte an iLAN senden, aus denen dann die bestmöglichen Begegnungsverkehre berechnet werden. Dabei werden nicht nur klassisch paarige Verkehre identifiziert, sondern zudem auch die optimalen Verknüpfungen aller zur Verfügung stehenden Sendungen erzeugt. Im Ergebnis treffen sich zwei Fahrer, die ansonsten die gleiche Strecke in entgegengesetzte Richtung gefahren wären, auf halbem Weg, tauschen ihre Ladungen und kehren in ihr Heimatdepot zurück. Aufgrund der beschränkten Lenkzeiten darf die Strecke dabei höchsten 580 km lang sein. Denn das System macht nur Sinn, wenn die Gespanne am Ende der erlaubten Lenkzeit wieder auf dem heimischen Betriebshof stehen.
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