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Industrie 4.0 – Herausforderungen an Macher und Nutzer

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Entscheidung für D:

Sie ignorieren die Wäsche-App und trocknen die Hose klassisch über der Heizung. Der Wasserhahn tropft nicht, wenn Sie ihn aufdrehen, Sie haben nicht dazu beigetragen, dass irgendwo in der Welt eine Smart Factory (Bild 2) virtuell erstellt wird, sich dann real erschafft und ein Nachtkurier raus in die Kälte muss.

Industrie 4.0 ist kein Selbstzweck und auch nicht nur ein Förderthema

Solche Szenen des anstehenden industriellen Wandels werden derzeit auf verschiedenen Industriekongressen zum Thema 4.0 diskutiert. Einige Visionen des Industrie-4.0-Konzepts werden sicherlich Realität werden, vor allem wenn sie über staatliche Programme subventioniert sind.

In den Szenarien der Industrie 4.0 steht der Mensch stets als Schöpfer des automatisierten, selbst regulierenden und automatisierten Systems im Vordergrund. Am Ende dieser Entwicklung tritt er jedoch als Verbraucher und Anwender weniger selbstlenkend und entscheidend auf. Deshalb werden viele gute IT-Spezialisten, Ingenieure und Wissenschaftler benötigt, die diese Systeme entwickeln. Neben der technischen Qualifikation wie am besagten Wäschebeispiel wird deutlich, dass ein Weiterdenken über den Tellerrand des technischen Know-how unbedingt notwendig ist. Die Industrie 4.0 ist kein Selbstzweck und nicht nur als innovatives Förderthema zu betrachten.

Die Verantwortung der Techniker liegt darin, Sinn und Zweck dieser Entwicklung und Produkte zu berücksichtigen und dabei von sich selbst auszugehen, denn Sie sind auch Nutzer und Nutznießer. Das passiert durch die kritische Auseinandersetzung, wie im Buch „Das System“ von Karl Olsberg beschrieben. Dieser Autor und alle Beteiligten sind aber keineswegs Maschinenstürmer, wie sie die Industrie 1.0 hervorbrachte, sondern ein Teil der Industrie 4.0, ob als Macher oder Nutzer.

Welche Rolle hat aber der Mensch noch in dieser technischen Evolution? Diese Frage müssen wir uns stellen, damit es nicht wie bei Bill Joy, Gründer von Sun Microsystems und Erfinder der Programmiersprache Java, in dessen bekanntem Essay heißt: Warum die Zukunft uns nicht braucht. Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler sollten deshalb schon in ihrer Ausbildung auch die philosophische Fragestellungen berücksichtigen. Dazu sollten große IT-Konzerne ebenso Quereinsteiger, Fragesteller und Philosophen integrieren und eine Chance geben.

* Herbert Beesten ist geschäftsführender Gesellschafter der Tarakos GmbH in 39106 Magdeburg

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