Last Mile Innenstadtlogistik soll unterirdisch werden
Das innovative Logistikkonzept „Smart City Loop“ versucht, die Probleme der letzten Meile schon auf der vorletzten zu lösen – indem es den Güterverkehr unter die Erde verlegt. Eine Machbarkeitsstudie, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-IML erarbeitet wird, untersucht derzeit, wie sich der unterirdische Transport technisch und wirtschaftlich realisieren lässt.
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Warum nicht einfach unterirdisch? Weil der Handlungsbedarf zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens in Städten und Ballungsräumen immer drängender wird, versucht das innovative Logistikkonzept„Smart City Loop“, das Problem schon vor der letzten Meile anzugehen, sozusagen auf der „vorletzten Meile“. Die Idee: Güterverkehr unter der Erde entlastet die Oberflächen.
In der Röhre in die Stadt
Einen Durchmesser von 2,8 m sollen die Röhren haben, in denen Güter auf Ladungsträgern, wie Paletten oder Transportbehälter, vollautomatisch und unterirdisch transportiert werden. Ausgehend von einem großen Güterverkehrszentrum (GVZ) beziehungsweise einem City Hub am Stadtrand sollen die Waren die letzten 4 bis 8 km bis in die Innenstadt zu einem Micro-Hub befördert werden.
Von dort aus erfolgt die Feinverteilung durch bereits bestehende Lösungen, wie beispielsweise E-Bikes oder Elektro-Lkw. Der Clou: Es sollen Kanäle anstelle von Tunneln gebaut werden. Während Tunnel etwa 100 Mio. Euro pro km kosten, wären für den Kanalbau nur etwa 3 Mio. Euro für den Kilometer zu berappen. Außerdem sei der Kanalbau „mit deutlich unkomplizierteren Genehmigungsverfahren“ verbunden.
Umweltverträgliche Bauphase
Der unterirdische Transport bringe viele Vorteile mit sich, heißt es: Lärm, Staus, Unfälle und Feinstaubbelastungen in Ballungsräumen würden reduziert und schon während der Bauphase fände keine oder nur kaum Belastung der Umwelt statt, da der Bau der Röhren unterirdisch erfolge. Lediglich im Bereich der Zugangsschächte sei die Baustelle oberirdisch auf kleiner Fläche sichtbar.
Langfristig spart das Konzept Flächen, verkürzt Fahrzeiten für alle Verkehrsteilnehmer und verhindert Fahrverbote, so die Protagonisten der Transportalternative. Und auch Lieferunternehmen profitierten davon: Für sie bedeute der unterirdische Warentransport in die Innenstadt bessere Planbarkeit, eine Erweiterung der Lieferzeiten auf auch außerhalb der Ladenzeiten und völlige Unabhängigkeit von oberirdischen Verkehrsstaus und Witterungsverhältnissen.
Wer soll das bezahlen?
Finanzieren soll sich der unterirdische Gütertransport über Gebühren, zum Beispiel von Händlern, die pro Palette zahlen – wie heute für Stauraum im Lkw. Um den Transport technisch zu realisieren, kommen für den Warenversand und die Ein- und Ausschleusung nur modernste und vollautomatische Fördertechniken zum Einsatz. Die Micro-Hubs können dabei in bestehende Immobilien, wie beispielsweise Einkaufszentren, integriert werden oder eigenständige Logistikimmobilien sein.
Im Fokus des gesamten Transports steht aber nicht nur die Warenversorgung, sondern auch die Entsorgung. Retouren, Transportverpackungen, Leergut und Abfälle werden also im gleichen System aus der Stadt herausbefördert und am Stadtrand zum Weitertransport verladen.
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