Interpack 2017 Interpack Alliance bündelt zwölf Branchenmessen

Keine Messe bildet die gesamte Wertschöpfungskette der Verpackung besser ab als die Interpack. Alle drei Jahre zieht die Düsseldorfer Weltleitmesse die Branche in ihren Bann. Wir sprachen mit Bernd Jablonowski, Global Portfolio Director der Messe Düsseldorf und als solcher verantwortlich für das Portfolio Processing & Packaging.

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Die Interpack wird auch 2017 ihre Rolle als weltweit bedeutendste Messe der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie unterstreichen.
Die Interpack wird auch 2017 ihre Rolle als weltweit bedeutendste Messe der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie unterstreichen.
(Bild: Messe Düsseldorf)

Alle drei Jahre pausiert die Fachpack in Nürnberg und die Düsseldorfer Interpack öffnet den Verpackungsverantwortlichen dieser Welt ihre Pforten. Besucher haben vor, während und nach der Messe Gelegenheit, Kontakte in die Branche zu knüpfen und diese aufrechtzuerhalten. Dazu gibt Ihnen die Messe einen Strauße an Möglichkeiten an die Hand – vor Ort oder auch schon vorab online, und selbst nach der Messe werden Abonnenten des Interpack-Magazins auf dem Laufenden gehalten. Verantwortlich für das gute Gelingen der Weltleitmesse der Verpackung ist Global Portfolio Director Bernd Jablonowski, den wir zur Situation der Branche befragt haben.

Herr Jablonowski, der asiatisch-pazifische Raum ist mit beinahe 40 % Weltmarktanteil der mit Abstand größte Verpackungsmarkt weltweit. Ist Europa da inzwischen abgehängt?

Jablonowski: Nein, das kann man so nicht sagen. Asien ist zwar der größte und dynamischste Markt derzeit, aber Europa ist auch als gesättigter Markt noch immer enorm wichtig. Es gibt aber auch noch andere Regionen in der Welt, die großes Wachstumspotenzial haben und noch nicht so sehr auf dem Radar sind. Ich denke da an Märkte im Nahen Osten oder auch Nordafrika.

Sie gehen aktiv in andere Märkte. Geben Sie den Lesern von MM LOGISTIK doch bitte eine Idee, was man sich unter Ihrer „Interpack Alliance“ vorzustellen hat …

Unter dem Label Interpack Alliance sind alle Veranstaltungen der Messe Düsseldorf gebündelt, die zum Portfolio Processing & Packaging gehören. Das sind derzeit zwölf Messen, zu denen beispielsweise die Upakovka in Moskau, die Shanghai World of Packaging oder die Pacprocess/Food Pex in Indien gehören. Die Veranstaltungen gab es zwar größtenteils auch schon vor der Interpack Alliance, aber die Verantwortlichkeiten bei uns im Haus lagen an verschiedenen Stellen. Mit der Einführung der Portfolios ist das gebündelt worden, sodass wir nun in der Lage sind, eine einheitliche internationale Strategie zu implementieren mit festen Ansprechpartnern im Team für bestimmte Zielgruppen für alle Messen der Interpack Alliance. Auch optisch erkennt man die Veranstaltungen der Alliance am Dachmarkenlogo und der Farbgebung der Interpack in blau-gelb. Dazu haben wir sämtliche Logos, Webseiten und andere Kommunikationsmittel angepasst.

Plastikverpackungen, allen voran die gemeine „Plastiktüte“, sind in Verruf gekommen. Versuchen hier nur die reichen westlichen Länder, mit Ersatzprodukten ihr Umweltgewissen zu beruhigen, oder ist das ein ernst gemeinter, weltweiter Trend?

Bernd Jablonowski ist Global Portfolio Director der Messe Düsseldorf und als solcher verantwortlich für das Portfolio Processing & Packaging.
Bernd Jablonowski ist Global Portfolio Director der Messe Düsseldorf und als solcher verantwortlich für das Portfolio Processing & Packaging.
(Photo: Rene Tillmann)

Nachhaltigkeit, vor allem im Sinne von Ressourceneffizienz, ist schon ein wichtiger Trend. Ich halte aber wenig davon, bestimmte Materialien oder einzelne Verpackungen wie die Plastiktüte grundsätzlich zu verteufeln. Um die Nachhaltigkeit von Verpackungen zu beurteilen, sollte man den gesamten Lebenszyklus unter Einbeziehung von Recyclingmöglichkeiten und -quoten unter die Lupe nehmen. Das Verbraucherverhalten im Umgang mit benutzten Verpackungen spielt natürlich auch eine Rolle.

Wein in der klassischen Normflasche als Geschenk für den Gastgeber ist out. Was hat man(n) heute dabei, wenn es auf die Party geht? Gibt es schon die „Losgröße 1“ für die Verpackung?

Individualisierung ist definitiv ein Trend. Das Thema Industrie 4.0 ist damit eng verzahnt und damit ein Zukunftsthema der Branche. Daher wird es zur Interpack 2017 in Kooperation mit dem VDMA an dessen Stand in Halle 5 eine Sonderschau mit dem Motto Industrie 4.0 geben. Dort geht es um für die Branche praxisrelevante Anwendungen wie eben die Losgröße 1. Bis das in der Praxis weit verbreitet sein wird, gehen sicherlich noch einige Jahre ins Land, aber individuelle Flaschenetiketten oder Faltschachteln sind auch heute schon möglich.

Bei allem Nutzen bringen extravagante Verpackungen auch Nachteile mit sich: mehr Individualität, mehr Produktionsaufwand und dann immer wieder die Entsorgung … oder etwa nicht?

Bei Verpackungen für Verbraucher, beispielsweise für Nahrungsmittel, gilt es zwei Dinge unter einen Hut zu bringen: Zum einen eine gewisse Auffälligkeit im Supermarktregal zu erzeugen und zum anderen dabei eben dennoch ein nachhaltiges Konzept zu verfolgen. Die Verbraucher reagieren zunehmend sensibel auf in ihren Augen überflüssige Verpackung. Eine gut gemachte Verpackung kann also beides: Extravaganz und Nachhaltigkeit.

Auf der letzten Interpack 2014 hatte die „Components“ Premiere und wird auch 2017 mit überarbeitetem Konzept stattfinden. Was ist neu?

Die „Components – Special Trade Fair by Interpack“, wie sie komplett heißt, findet nun in einer eigenen Leichtbauhalle auf rund 5000 m² in zentraler Lage zwischen den Hallen 10 und 16 statt. Die periphere Lage in der Stadthalle zur Premiere vor drei Jahren war für die Besucherfrequenz nicht ideal. Die Components ist nun mehr als doppelt so groß als beim letzten Mal, außerdem läuft sie komplett parallel zur Interpack und nicht nur drei Tage. Rund 100 Aussteller sind dabei.

Upcycling ist eine Möglichkeit, beispielsweise Mineralwasserflaschen aus Glas neues Leben einzuhauchen, etwa als Salz- oder Pfefferstreuer. Geben Sie diesem Konzept eine Chance?

Das Konzept gefällt mir sehr gut. Es geht darum, ausgetretene Pfade zu verlassen und einmal anders zu denken. Auch wenn Upcycling in der Regel ein Nischenthema sein wird, gehört grundsätzlich zu einer guten Verpackung dazu, dass sie auch nach ihrem Gebrauch gut wiederzuverwerten ist.

Bei Verpackungen von Süß- und Backwaren gilt: auffallen, aber nicht um jeden Preis. Schließen sich Extravaganz und ökologische Weitsicht nicht per se aus?

Auch hier gilt das, was ich vorhin schon gesagt habe. Bei gut gemachten Verpackungen eben gerade nicht. Allerdings ist gerade das Segment der Süß- und Backwaren eines mit hohen Raten an Impulskäufen. Da ist das Auffallen im Regal extrem wichtig.

Bei Pharmaverpackungen darf es nach wie vor keine Kompromisse bei der Produktsicherheit geben. Wie gehen Wachstum im Pharmasektor und Kostensenkungen zusammen, ohne die Prozesskette massiv zu beschädigen?

In vielen Ländern und so auch in der EU ab 2019 gibt es Vorgaben für die Produktsicherheit, welche die Verpackung betreffen. Rückverfolgbarkeit und Verpackungen, denen man ansieht, wenn sie einmal geöffnet worden sind, sind hier die Schlagworte. Übertriebene Kostensenkungen, die zu Lasten der Qualität gingen, würde der Markt aber ohnehin abstrafen.

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