Verpackungstechnik Keine Angst vor fernöstlichen Verpackungsmaschinenherstellern
Investieren oder beliefern: Der Maschinenbau ist eine der Industrien, die in China am meisten von ausländischen Direktinvestitionen profitieren. Sie dienen im Falle der Produktionsstätten für Verpackungsmaschinen dazu, andere asiatische Länder mit in China gefertigten Produkten zu beliefern.
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„Der Maschinenbau ist die Schlüsselindustrie und der Taktgeber der deutschen Wirtschaft“, sagt Timo Mosca. Der Geschäftsführer der Maschinenfabrik Gerd Mosca AG weiß nur zu gut, dass sich die Abschwächung der Weltkonjunktur und der Wirtschaftsabschwung mit dem damit verbundenen Rückgang im Exportgeschäft zu allererst im Maschinenbau zeigen. Auch sein Unternehmen ist vom weltweiten Abschwung betroffen, da die Kunden angesichts der negativen Prognosen für ihr Geschäft und der nicht abschätzbaren weiteren Entwicklung den Kauf von Verpackungsmaschinen aufschieben oder ihnen einfach das Geld für die Finanzierung fehlt.
China holt im Verpackungsmaschinenbau auf
Was wäre vor diesem Hintergrund naheliegender, als voller Argwohn die Konkurrenzsituation auf den globalisierten Märkten etwas näher zu betrachten? In vielen Bereichen des Maschinenbaus haben in den letzten Jahren fernöstliche, vor allem aber chinesische Hersteller immer größere Stückchen vom sprichwörtlichen Kuchen abgebissen. Aber trifft das auch auf den zum großen Teil hoch technisierten Bereich der Verpackungsmaschinen zu?
Die vom VDMA-Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen erhobenen Zahlen zeigen zunächst ein anderes Bild. Danach ist China der wichtigste Absatzmarkt für Verpackungsmaschinen in Asien.
Der wirtschaftliche Wandel im Reich der Mitte und die damit einhergehende Veränderung des Konsumverhaltens seiner Bevölkerung haben den Bedarf an Verpackungstechnik in den letzten Jahren sprunghaft ansteigen lassen. Allein im vergangenen Jahr importierte China Verpackungsmaschinen im Wert von 672 Mio. Euro – ein Zuwachs von 21% im Vergleich zu 2007 – und avancierte damit weltweit zur Nummer 5 unter den Absatzmärkten für Verpackungsmaschinen.
Deutschland liefert die meisten Verpackungsmaschinen nach China
Mit einem Anteil von 42,5% ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Chinas. 2008 lieferten die deutschen Hersteller Verpackungsmaschinen im Wert von 285,8 Mio. Euro nach China.
Früher oder später, das scheint sicher, wird China seine Abhängigkeit von den Maschinenimporten auf ein erträgliches Maß reduzieren. Und dass das mittelfristig gelingen wird, steht zumindest im Bereich der einfacheren Verpackungsmaschinen außer Frage.
Dem VDMA zufolge haben die chinesischen Unternehmen ihre Produktionskapazitäten in den letzten Jahren kräftig ausgeweitet. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2008 stieg das Produktionsvolumen um 62%.
Chinesische Hersteller von Verpackungsmaschinen wollen auf den Weltmarkt
Doch die chinesischen Hersteller sind nicht nur auf die Deckung des Bedarfs im eigenen Lande erpicht, sondern wollen auch auf den anderen Märkten des Globus ein Wörtchen mitreden – wenn auch ausgehend von einem niedrigen Niveau. Laut VDMA beträgt der Anteil Chinas am Weltexport an Verpackungsmaschinen rund 2,5%. Bisherige Hauptabsatzländer sind die USA, andere asiatische Länder und Russland.
Dass China jedoch so bald in ernsthafte Konkurrenz zu den etablierten westlichen Herstellern treten könnte, scheint unwahrscheinlich. Und das, obwohl China mit den Maschinen auch einen Teil des dahintersteckenden Know-hows importiert und immer mehr Unternehmen aus den Industriestaaten dazu übergehen, ihre Produkte für die chinesischen und angrenzenden Märkte vor Ort zu produzieren.
Maschinenbau in China könnte von ausländischen Direktinvestitionen profitieren
Der Maschinenbau, so Vera Fritsche, Referentin im VDMA-Fachverband Verpackungsmaschinen, ist in China eine der Industrien, die am meisten von ausländischen Direktinvestitionen profitieren. Denn Unternehmen mit ausländischem Investment können inzwischen mit westlicher Technologie und westlichen Standards in der Qualitätskontrolle durchaus hochwertige Maschinen und Anlagen liefern. Zumindest gilt das für den Lowtech-Bereich.
Sobald jedoch die Rede auf komplexe Verpackungssysteme kommt, zeigen sich die deutschen Marktführer selbstbewusst. „Wir machen die Erfahrung“, so Timo Mosca, „dass ‚made in Germany‘ gerade bei Maschinen und Anlagen, die ja meist langfristige Investitionsgüter sind, immer wieder überzeugt. Schließlich kann sich der Anwender bei uns darauf verlassen, auch nach vielen Jahren noch die passenden Ersatzteile zu bekommen, und unsere Kunden vertrauen weltweit auf unsere Qualitätsstandards.“
Europa ist für Verpackungsmaschinen aus China schwer zugänglich
Die strengen europäischen Richtlinien, Material- und Sicherheitsbestimmungen sind auch für Kristian Blomqvist, Vertriebsleiter Europa bei Multivac, eine derzeit unüberwindbare Hürde für eine chinesische Invasion auf den heimischen Märkten. „Vor dem Hintergrund der europäischen Maschinenbautradition“, so Blomqvist, „gibt es einfach einen Entwicklungsvorsprung, der nicht so leicht einzuholen ist, gerade was die Steuerungstechnik und Software angeht.“
Vera Fritsche vom VDMA sieht das genauso: „Die Stärke der deutschen Verpackungsmaschinenhersteller liegt in der raschen Innovation. Mit diesem probaten Mittel können sie Wettbewerber aus dem Reich der Mitte auf Distanz halten.“
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