Kanban Kommt die Revolution im C-Teile-Management?

Autor / Redakteur: Bernd Maienschein / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Was wäre, wenn Würth wüsste, was es alles kann? Diese provokante Frage stellten Vertreter der Geschäftsführung bei einer Veranstaltung Mitte Januar 2013 im baden-württembergischen Bad Mergentheim. Anlass: Die Einführung des I-Bin-Moduls. Es hat das Zeug dazu, die elektronische Beschaffung umzukrempeln.

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(Bild: Würth)

Seit 1999 ist Würth Industrie Service in Bad Mergentheim zu Hause. Im Jahr 2012 erzielte man 345 Mio. Euro Umsatz und behauptet damit innerhalb der 415 Gesellschaften der Würth-Gruppe Platz sechs, mit über 1000 Mitarbeitern im Geschäftsfeld C-Teile-Management.

Und über allem schwebt der Claim „Innovation“. Wolfgang Rampmaier, Mitglied der Konzernführung der Würth-Gruppe, bringt es auf den Punkt: „Als Handelsunternehmen wollen wir die Innovationsführerschaft übernehmen.“ Doch gerade hier werde es spannend: Wie geht Handel mit Innovation zusammen, zumal man bei Würth auf eine F&E-Abteilung gänzlich verzichtet? Stattdessen muss jeder Mitarbeiter, der Führungsanspruch erhebt, teamfähiger Forscher und Entwickler sein.

I-Bin-Module für Kleinladungsträger sind noch in der Testphase

Und genau aus solch einem der aktuell etwa 20 Entwicklerteams stammt die jüngste Innovation aus dem Hause Würth: der I-Bin. Nicht zu verwechseln mit dem In-Bin des Fraunhofer-IML, den Prof. ten Hompel während der Fachmesse Logimat 2012 in Stuttgart vorgestellt hat. I-Bin ist der momentane Höhepunkt einer Entwicklung, die vom Würth-Kleinladungsträger (W-KLT 1.0), der über 2,5 Mio. Mal im Einsatz ist, über den im Jahr 2011 vorgestellten W-KLT 2.0 auf RFID-Basis bis eben jetzt zum I-Bin führt. Dabei ist Würth Industrie Service von anfänglich 100 Systemkunden in den letzten zehn Jahren auf 4000 Systemkunden gewachsen – eine stolze Zwischenbilanz.

Die Entwicklung des I-Bin fing eigentlich schon vor drei Jahren an: Vom I-Shelf über die I-Box und die I-Flex-Box hin zum heutigen I-Bin ging sie, der seinen Nutzern durch die permanente Datenübermittlung an eine zentrale Einheit maximale Versorgungssicherheit verspricht. Maßgeblich an der Entwicklung beteiligt ist die Würth Elektronik ICS GmbH & Co. KG, bei der momentan 150 I-Bins in der Produktionsversorgung eingesetzt werden. Bis März/April dieses Jahres sollen weitere 5000 I-Bin-Module bei drei bis vier Kunden getestet werden.

Transparente Sicht in das Behälterinnere krempelt C-Teile-Management um

I-Bin eröffnet neue, individuelle Möglichkeiten sowie eine transparente, auf das einzelne Stück bezogene Sicht in das Behälterinnere – und das ist das eigentlich Neue. Damit könnte die gesamte C-Teile-Beschaffung von Grund auf revolutioniert werden.

Während bis heute der leere Behälter die Teilebestellung auslöst, überwacht das I-Bin-Modul in Zukunft eigenständig den Bestand im Behälterinneren und löst die Bestellung aus. Der I-Bin ist das erste serienreife Modul auf dem Markt, das eine integrierte Kamera zur automatischen Auslösung von Bestellungen in der Materialwirtschaft nutzt. Das intelligente System bekommt dadurch eine vollständige Transparenz des Behälterinhalts der Großkunden.

I-Bin funktioniert dabei folgendermaßen: Durch eine regelmäßige optische Prüfung und die integrierte Zählfunktion können C-Teile-Bestände zeitpunktgenau und ab dem Erkennen einzelner Artikel stückgenau ermittelt werden. Artikelart und -oberfläche sind aufgrund dieser Funktionen eindeutig identifizierbar. Alle erhobenen Daten werden permanent an das Warenwirtschaftssystem der Würth Industrie Service übermittelt. Dort erfolgt eine Analyse der Verbräuche und eine statistische Dokumentation – die Bestände bleiben immer im Blick.

Einfaches Einsteckfach am Behälter nimmt das I-Bin-Kameramodul auf

Die flexible Bauweise der Behälter sorgt dafür, dass der I-Bin nahtlos in alle Systeme der Würth-Kunden sowie in alle gängigen, an VDA-Norm angelehnten Behältergrößen integriert werden kann. Die Mitarbeiter der Würth Industrie Service setzen das Modul einfach in das dafür vorgesehene Einsteckfach des Behälters.

Als autarkes System ist der I-Bin in den Werken der Kunden ohne Änderung der bestehenden Prozesse und Fertigungslayouts einsetzbar. Deshalb kann der I-Bin auch unabgängig von Lagerort oder Arbeitsplatz verwendet werden. Eine kundenseitige Netzanbindung ist nicht notwendig, auf Wunsch ist nach Angaben von Würth aber eine problemlose Integration möglich.

Doch mit dem Erreichten geben sich die Macher bei Würth längst nicht zufrieden. In Zukunft planen sie schon zahlreiche Weiterentwicklungen der I-Bin-Technik. Künftig möglich sind den Entwicklern zufolge beispielsweise eine detaillierte Bestandsermittlung im Behälter und eine eindeutige Identifizierung der Artikel, inklusive Abmessung. Außer an die Einbindung von C-Teilen innerhalb des Kanban-Systems ist sogar daran gedacht, weitere Produktgruppen wie A- und B-Teile sowie Fremdteile zu überwachen und abzuwickeln.

I-Bin soll künftig auch umfassendes Monitoring ermöglichen

Ebenso ist ein umfassenderes Monitoring des Verbrauchsverlaufs und -verhaltens auf Artikel-, Lagerort- und Kostenstellenebene vorgesehen. Insbesondere in der Phase des Projektstarts liefere dies wertvolle Erkenntnisse, so die Würth-Entwickler. Die Disposition könne genauer gesteuert und die Artikelreichweite effizienter geplant werden. Aufgrund der permanenten Datenübermittlung des I-Bin wird der Kunde eine „Inventur auf Knopfdruck“ durchführen können. Die hohe Flexibilität des I-Bin-Moduls erlaube es, das System völlig unabhängig vom Behälter zu verwenden.

Viel Entwicklungsarbeit wurde an diesem neuartigen Behältertyp geleistet. Der I-Bin mit integrierter Kamera ist eine gemeinschaftliche Entwicklung der Würth Elektronik ICS GmbH & Co. KG und der Würth Industrie Service GmbH & Co. KG und zeigt das hohe Niveau der Dynamik und Innovationskraft dieser beiden Gesellschaften innerhalb der Würth-Gruppe.

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