Interview Logistikkompetenz ist das Dortmunder Aushängeschild
In Sachen Logistik ist Dortmund „a place to be“ in Deutschland. Hier engagieren sich das Fraunhofer-IML, die Universität Dortmund und zunehmend auch die Messe für diese Wachstumsbranche. Wir sprachen mit Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe, über ihre logistischen Ambitionen.
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Frau Loos, obwohl Dortmund mit Uni, Fraunhofer-IML und Effizienz-Cluster Logistik-Ruhr ja gerne als „die heimliche Logistikhauptstadt Deutschlands“ bezeichnet wird: Die Messe selbst tritt in dieser Richtung bisher eher bescheiden auf ...
Sabine Loos: Mit der starken Rückmeldung, die wir aus zahlreichen Branchengesprächen gespiegelt bekommen, würde ich nicht mehr nur von einer „heimlichen Logistikhauptstadt“ sprechen. Dortmund hat in den vergangenen Jahren sukzessive eine hohe Logistikkompetenz erworben – und mit der Stadt natürlich auch die Messe Dortmund. Im kommenden Mai begrüßen wir wieder die Fachmesse für Intralogistik und Materialfluss, die Logistics & Distribution 2022, an unserem Standort. Und als neuer Partner des Ifoy Awards hat die Messe unter Beweis gestellt, dass sie auch für die Logistikbranche die Expertin ist, für individuell zugeschnittene Messen von internationaler Bedeutung. Das zeigt: Gemeinsam mit dem Fraunhofer-IML als weltweit größter Forschungseinrichtung im Bereich Logistik setzen wir in Dortmund ein starkes Signal, um das Ruhrgebiet an der Weltspitze der Top-Logistikregionen zu positionieren.
Die Ifoy-Organisation, die den Award „International Intralogistics and Forklift Truck of the Year“ nächstes Jahr zum zehnten Mal ausrichtet, hatte anfangs die Standorte ihrer Testwochen und Preisverleihungen immer wieder gewechselt, sich zuletzt aber in Hannover etabliert. Wie haben Sie es geschafft, den Ifoy und dessen Organisationschefin Anita Würmser nach Dortmund zu locken?
Seit diesem Jahr ((2021, Anm. d. Red.)) sind wir nun neuer Standort für die Ifoy Test Days und das Test Camp Intralogistics. Bereits Ende März stellten alle Nominierten des International Intralogistics and Forklift Truck of the Year Award ihre Produkte und Lösungen in der Halle 4 vor. Aber der persönliche Draht zu Ifoy-Chefin Anita Würmser besteht selbstverständlich schon viel länger. Dortmund und natürlich Oberbürgermeister Thomas Westphal als ehemaliger Rhenus- und Wincanton-Mann waren da keine Unbekannten.
2022 wird der Zukunftskongress Logistik zum 40. Mal stattfinden – formerly known as „Dortmunder Gespräche“ (DoGe). Und zum Jubiläum sollen die DoGe wieder physisch im Kongresszentrum stattfinden. Wie stehen da aus Ihrer Sicht die Chancen?
Die Planungen und Vorbereitungen für das Jahr 2022 laufen auf Hochtouren. Der erfolgreiche Restart 2021 seit September in der Messe Dortmund und im Kongresszentrum hat uns gezeigt: Messen und Kongresse sind sichere sowie gut regulier- und steuerbare Marktplätze. Mit einem entsprechenden Hygienekonzept ist ein hohes Sicherheitsniveau gewährleistet. Die Politik hat mit der aktuellen Coronaschutzverordnung einen ersten Fahrplan herausgegeben, ab welcher Hospitalisierungsquote künftig welches Hygienekonzept anzuwenden ist. Wichtig ist, dass wir hierzulande nicht in Aktionismus verfallen. Die Politik muss mit Blick auf das kommende Jahr mit Weitsicht und Bedacht agieren.
Wie steht es denn ganz generell um den Ausstellungs- und Logistikstandort Dortmund? Im Süden die jährliche Logimat, die nicht länger existierende Cemat in Hannover – wird es da nicht Zeit dafür, Ihre regionale Fachmesse Logistics & Distribution auf ein neues Level zu heben?
Das Ruhrgebiet zählt wegen seiner zentralen Lage, der vorhandenen Arbeitskräftenund der guten Infrastruktur zu den Top-Logistikregionen in Deutschland. Allein im Umkreis von 150 Kilometern leben 22 Millionen Menschen; vor der Haustür liegt Südwestfalen als Industrieregion mit 80.000 Betrieben. Zudem ist Dortmund wie eingangs erwähnt mit dem Fraunhofer-IML und vielen weiteren Einrichtungen das Herz der europäischen Logistikforschung. Daher überrascht es auch nicht, dass sich die Logistics & Distribution hier am Standort hervorragend entwickeln konnte und von der dynamischen, bedeutenden Wirtschaftsregion profitiert.
Deutschland wurde in den vergangenen Jahren gleich mehrfach zum Logistikweltmeister gekürt, wobei NRW hier maßgeblich dazu beigetragen hat. Von den Top 25 der größten Logistikunternehmen hierzulande haben neun ihren Hauptsitz in NRW, rund ein Viertel aller Logistikzentren steht hier.
Wie läuft die Unterstützung aus dem Dortmunder Rathaus – in diesen pandemischen Zeiten ja nicht ganz unwichtig? Oberbürgermeister Westphal hat ja sicher immer ein offenes Ohr für Ihre (logistischen) Anliegen …
Nicht nur im Vorfeld, sondern auch nach der Bekanntgabe des Ifoy-Wechsels nach Dortmund ist OB Thomas Westphal eng in die Gespräche und Weiterentwicklungen involviert und unterstützt uns mit seiner Expertise. Mit 760 Unternehmen und rund 25.000 Beschäftigten ist Dortmund ja nicht nur ein bedeutender Logistikstandort. Die Branche ist für die Westfalenmetropole auch ein wichtiger Arbeitgeber.
Hinter dem unscheinbaren Button „Neue Ideen“ auf Ihrer Website verbirgt sich Ihr Angebot, zu prüfen, wie und wie weit Sie sich bei der Finanzierung und Markteinführung einer neuen Messe engagieren. Wie würde so ein Prozedere genau ablaufen?
Im Bereich Logistik blickt die Messe Dortmund gleich auf mehrere erfolgreiche Formate. So haben wir ja unter anderem mit dem Test Camp Intralogistics das Portfolio um ein spannendes B2B-Feld erweitert. An dieser Stelle wird deutlich: Als Messestandort muss man ein Gehör haben für die jeweiligen Branchen und offen sein für neue Themen. Die Branche ist dabei ein wesentlicher Taktgeber, wenn sie auf neue Herausforderungen reagiert und Entwicklungen anschiebt. Hier müssen die Messeformate Schritt halten.
Ganz herzlichen Dank, liebe Frau Loos, für diese Einblicke in das Dortmunder Messegeschehen! ■
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