Etikettieren Machen wir es wie die Ameisen

Von Gary Huck

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Viel Konsum bedeutet viele Etiketten. „Viel“ ist im Zusammenhang mit einem gesteigerten Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Bevölkerung nicht mehr unbedingt das Maß der Dinge. Etiketten lassen sich aber schlecht vermeiden. Deswegen sollten sie nachhaltig sein. Dabei kann „viel“ sogar gut sein.

Eine Ameise alleine bewirkt nicht viel. Ein einzelnes Etikett auch nicht. Aber je mehr es sind, desto mehr lässt sich erreichen.
Eine Ameise alleine bewirkt nicht viel. Ein einzelnes Etikett auch nicht. Aber je mehr es sind, desto mehr lässt sich erreichen.
(Bild: © iloyd – stock.adobe.com)

Schauen Sie mal in Ihren Kühlschrank oder Ihre Vorratskammer. Die meisten Lebensmittel oder sonstigen Konsumgüter, die Sie dort lagern, haben vermutlich eines gemeinsam: Sie tragen irgendeine Form von Etikett. Denn wenn etwas verpackt ist, ist es auch fast immer etikettiert.

Nachhaltige Verpackungen werden immer wichtiger und das ist auch notwendig. Teil der Verpackung ist dabei auch das Etikett. Auch wenn ein kleiner Aufkleber unscheinbar wirkt, verhält es sich damit, wie mit Ameisen: Einzeln kann eine Ameise wenig ausrichten, aber in der Masse können sie viel bewegen.

Wer nachhaltig etikettieren will, sollte sich unterschiedliche Aspekte ansehen. Vielleicht am offensichtlichsten und deswegen ein guter Startpunkt, ist das Material. Oberflächlich betrachtet sind viele Etiketten schon nachhaltig. Wenn sie aus Papier bestehen, könnte man argumentieren, dass es sich dabei ja um einen nachwachsenden Rohstoff handelt.

Nachwachsend ist nicht zwangsläufig nachhaltig

Stimmt, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Papier ist aus Holz und das wächst zwar nach, aber nicht unendlich schnell. Je nachdem, wie hoch der Bedarf ist, ändert sich auch die Verfügbarkeit. Und man darf nicht vergessen, dass Holz auch für viele andere Produkte verwendet wird. Außerdem benötigt die Herstellung von Zellstoff viel Wasser.

Es gibt auch Etiketten, die auf Pflanzenfasern basieren. Für die braucht man zum Teil viel weniger Wasser und Energie in der Herstellung. Aber sie haben trotzdem den gleichen Nachteil wie herkömmliche Papieretiketten: Die Pflanzen wachsen alle nach, aber eben nicht beliebig schnell.

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Eine Lösung für dieses Problem ist Recycling. Wenn es möglich wäre, die Rohstoffe, die wir nutzen, im Kreislauf zu halten, wäre die Verfügbarkeit kein Problem mehr. Unter diesem Gesichtspunkt sehen plötzlich andere Rohstoffe auch nachhaltiger aus. Nehmen wir zum Beispiel Plastik. Als Ausgangsmaterial für manche Etiketten ist es bisher alternativlos.

Plastik hat einen schlechten Ruf: Denkt man an Berichte über riesige Plastikteppiche in den Ozeanen oder Tiere, deren Mägen mit Mikroplastik gefüllt sind, ist das auch nachvollziehbar. Aber das Problem ist das Plastik, das weggeworfen wird. Hätte man es aufbereitet und wiederverwendet, sähe die Sache anders aus.

Wenn man sich darum bemüht, den Rohstoff im Kreislauf zu halten und möglichst wenig zu verschwenden, kann auch ein Folienetikett nachhaltig sein. Ob es jemals möglich sein wird, Rohstoffe vollständig zu recyceln, ist fraglich, aber es schadet sicher nicht, darauf hinzuarbeiten. Denn davon könnten auch andere Industriebereiche profitieren.

„Erste wegweisende Initiativen haben bereits gezeigt, dass eine funktionierende Kreislaufwirtschaft auch für Materialien, die bis dato nicht mechanisch recycelbar sind und daher meist der thermischen Verwertung zugeführt werden, keine Utopie mehr ist“, erzählt Steffen Marienfeld, Geschäftsführer der Mediaform Etiketten GmbH. „Ich denke hier zum Beispiel an das chemische Recycling, mit dem sich aus gemischten oder verunreinigten Kunststoffen sowie den sogenannten Multi-Layer-Verpackungen wertvolle Rohstoffe gewinnen lassen. Diese stehen dann in Neuware-Qualität wie erdölbasierte Rohstoffe am Anfang der Prozesskette zur Verfügung.“

Dabei ist noch ein anderer Aspekt wichtig: Die Verpackung und das Etikett sollten, wenn möglich, aus dem gleichen Material gefertigt werden. Dann lässt sich beides direkt in den gleichen Kreislauf bringen.

Über die Masse zeigt sich das Potenzial

Eng verknüpft mit dem Bereich Material ist das Design. Dabei kommt das Sprichwort „weniger ist mehr“ in den Sinn. Denn je kleiner ein Etikett ist, desto weniger Material muss dafür verwendet werden. Das reduziert zum einen die Herstellungskosten und verringert den Abfall. Individuell auf ein Etikett gerechnet mag die Ersparnis weit unter einem Gramm liegen. Aber denken Sie an die Ameisen.

Dazu ein Rechenbeispiel: Laut dem Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) wurden im Jahr 2019 3,65 Milliarden Kurier-, Express- und Paketsendungen verschickt. Nehmen wir mal an, dass bei jeder dieser Sendungen das Etikett im Durchschnitt nur 0,05 Gramm weniger gewogen hätte. Dann hätte man 182,5 Tonnen Material sparen können. Das entspricht ungefähr der Ladung von sieben 40-Fuß-Schiffscontainern.

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Oft müssen Etiketten nur wenige auslesbare Informationen enthalten. Die werden zum Teil auch nur von Maschinen ausgelesen. Bei diesen automatisierten Prozessen muss das Etikett nicht groß sein und auch nicht besonders ansprechend aussehen. „Grundsätzlich lässt sich auch auf kleineren Formaten – selbst im Miniaturformat – mit 300- oder 600-dpi-Druckern viel Information aufs Etikett bringen. Verpackungen und ihre Kennzeichnung müssen also nicht überdimensioniert sein. Des Weiteren arbeiten Etikettenhersteller mit Hochdruck an der Entwicklung immer dünnerer Etiketten“, sagt Amine Soubai, Geschäftsführer des Etikettendruckerherstellers TSC Auto ID Technology GmbH.

Das ist eine gute Überleitung zum nächsten Bereich: dem Druck. Denn ohne Drucker ist das Etikett nur ein Materialfetzen. Wie man Drucker und deren Einsatz möglichst nachhaltig machen kann, wäre ein Thema für einen eigenen Beitrag. Ich möchte deswegen hier nicht in die Tiefe gehen. Trotzdem will ich einige Punkte ansprechen.

Längere Lebensdauer, weniger Strom und Ausschuss

Ein nachhaltiger Drucker ist ein langlebiger Drucker. Je länger man ein Gerät einsetzt und je mehr Etiketten man damit erzeugt, desto besser rechnet es sich. Das gilt sowohl finanziell als auch umwelttechnisch. Denn wenn ich zehn Jahre lang denselben Drucker nutze, ist auch zehn Jahre lang nur der Herstellungsaufwand für einen Drucker notwendig. Der Betrieb spielt auch in die Umweltbilanz mit hinein. Ein Gerät, das energieeffizienter arbeitet, ist nachhaltiger.

Die Zuverlässigkeit der Drucker ist eine weitere Stellschraube. Je weniger fehlerhafte Waren das Gerät produziert, desto weniger Ausschuss kommt zustande. Das spart wieder Rohstoffe.

Nachhaltiges Etikettieren ist also kein Hexenwerk, aber man muss es auch wollen. Im Endeffekt liegt es sowohl am Hersteller als auch am Kunden und Konsumenten, aktiv zu werden und etwas zu verändern. Denn ein Selbstläufer ist Nachhaltigkeit nie.

Die Maßnahmen zum Recycling oder der Materialauswahl müssen auf allen Ebenen angenommen und umgesetzt werden. Etiketten aus Grasfasern beispielsweise sehen anders aus als normale Papieretiketten. Ein Kunde, der damit seine Produkte bedrucken will, muss das auch wollen. Bei der Wiederverwertung ist es ähnlich. Das erledigt sich nicht von selbst. Da ist auch der Konsument gefragt. Die Bereitschaft muss gegeben sein. Genauso muss Recycling so einfach gemacht werden wie möglich. Hier kommen wieder die Ameisen ins Spiel. Wenn wir wie ein Ameisenvolk zusammenarbeiten, steht einer nachhaltigeren Etikettierung eigentlich nichts im Weg. ■

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