19.04.2021
Wandel im Handel?
Kontinuierliche Wachstumsraten, konstant positive Aktientrends und Zunahme der Marktdurchdringung und Vertikalisierung. Der Onlinehandel boomt. Schnelle Lieferzeiten, individuelle Empfehlungen für den Kunden und ein scheinbar unendliches Angebot an Waren scheinen Faktoren für diese Vorherrschaft zu sein. Kann der stationäre Handel da überhaupt noch mithalten oder wird das Sterben der deutschen Innenstädte weiter voranschreiten?
Jahrelang war der stationäre Handel der Anlaufpunkt für den Erwerb von Waren jeglicher Art. Er war fest in der Gesellschaft etabliert. Persönliche Beratung, markante Verkaufsstandorte in den Innenstädten sowie menschliche Interaktionen und haptischer Kontakt zu den Produkten. Die Stärken des stationären Handels scheinen immens, dennoch zeigt die Entwicklung der letzten Jahre etwas anderes. Immer mehr Kunden kaufen ihre Waren im Internet und das zeigen auch Statistiken. Während im Jahr 2000 nur knapp 1Milliarde Euro E-Commerce-Umsatz gemacht wurde, sind es 2019 bereits 72,6 Milliarden Euro. [1] Und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen.
Doch was sind die Gründe für diesen Erfolg und warum fällt der stationäre Einzelhandel immer weiter zurück?
Der Onlinehandel und vor allem die „Bigplayer“ haben früh die Relevanz erkannt, den Kunden in den Mittelpunkt der gesamten Prozess- und Unternehmensstruktur zu stellen. Der Onlinehandel formt sich seinen perfekten Kunden, indem Entscheidungsprozesse durch Onlinebewertungen, Redaktionsempfehlungen und geschickte Darstellung und platzierte Werbung zunehmend beeinflusst werden. Der stationäre Einzelhandel fällt dabei immer weiter hinter dem Onlinehandel zurück. Veraltete und steife Strukturen führten über Jahre hinweg dazu, dass die Digitalisierung und Modernisierung der Vetriebsstrukturen verschlafen wurde. Zudem erschweren eine oft ineffektive Logistik, hohe Prozesskosten und wenig Kundendaten die Stellung des stationären Einzelhandels.
Auch in Zeiten von Corona hat sich die Stellung des stationären Einzelhandels nicht verbessert. Nicht nur die bundesweite Schließung der Innenstädte, sondern auch die Sorgen der Bürger sich mit Covid-19 zu infizieren, haben dazu geführt, dass der Onlinehandel mehr Umsatz denn je generiert hat. Eine Marktstudie des bevh (Bundesverband E-Commerce und Versandhandel) zeigt ein Wachstum im Internetgeschäft von 16,5% im 2. Quartal 2020. Der Handel mit Waren es täglichen Bedarfs verdoppelte sich sogar im Vergleich zum Vorjahr. [2]
Anpassungen des stationären Einzelhandels
Der stationäre Einzelhandel gerät also immer weiter in Bredouille und muss sich anpassen, um in den kommenden Jahren zu überleben. Die Möglichkeiten scheinen dabei zunächst begrenzt, doch tatsächlich ergeben sich grenzenlose Chancen für die Händler. Die Digitalisierung sollte dazu genutzt werden, deutlich mehr Kundendaten am Point-of-Sale zu generieren. Die Vorteile des haptischen und persönlichen Einkaufserlebnissen können so mit der Effizient und Effektivität der Digitalisierung verbunden werden und so mit datengetriebenen Entscheidungsfindungen kombiniert werden. Im Kern kann der Einzelhandel die Vorteile beider Vertriebskanäle kombinieren und sich somit zur Omnichannel Exzellenz entwickeln. Die großen Chancen der Digitalisierung, Big Data und KI, müssen genutzt werden um Kernkompetenzen auszubauen.
Beispiele wie Amazon Go zeigen, die Überflüssigkeit von Kassierprozessen. Dort eingesparte Mitarbeiter können so beispielsweise wieder mehr in die persönliche Beratung am Kunden integriert werden. Weitere Faktoren der Digitalisierung können das Kundenerlebnis signifikant verbessern. Dabei sind den Entwicklungen kein Grenzen gesetzt. Von automatischen Preisanpassungen über interaktive Regale bis hin zu digitalen Assistenten und Roboterberatungen steht dem stationären Einzelhandel die Welt der Digitalisierung offen.
Dem Kunden kann ein dadurch ein einzigartiges Einkaufserlebnis geschaffen werden. Doch nicht nur im Laden selber muss die Digitalisierung genutzt werden. Digitalisierte Prozesse vom Kunden bis zum Lieferanten und darüber hinaus. Wie bereits Amazon es vorlebt, müssen alle Entscheidungen auf Big Data und entsprechenden KI-Algorithmen basieren, um jahrelange Rückstände wieder aufzuholen. Auch wenn viele Filialisten nicht die hohen Investitionsmöglichkeiten wie Weltkonzerne haben, müssen sin in die Digitalisierung der Lieferkette und Unternehmensstruktur investieren. Die Optimierung der Supply Chain und der Unternehmensprozesse muss im Fokus liegen.
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[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3979/umfrage/e-commerce-umsatz-in-deutschland-seit-1999/
[2] https://www.bevh.org/presse/pressemitteilungen/details/e-commerce-plus-von-92-prozent-im-1-halbjahr-2020-dauerhaft-mehr-e-commerce-beim-taeglichen-beda.html
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