15.11.2021
Blockchain: Trendthema oder eine Chance für die Produktion und Intralogistik?
Trendthema Blockchain: Die Blockchain-Technologie ist der neue Innovator der Zukunft. Fast täglich werden neue Blockchain Lösungen entwickelt. Welchen Einfluss hat die neue Technologie auf die Produktion und Intralogistik? Und welche Chancen zeigen sich durch Blockchain in der Logistikbranche auf?
- Was genau ist die Blockchain-Technologie?
- Anwendungsfelder und Use Cases in der Produktion uns Intralogistik
- Wie beeinflusst die Blockchain-Technologie zukünftig die Logistikbranche?
1. Was genau ist die Blockchain-Technologie?
Die Blockchain-Technologie baut auf dem bereits seit Jahrzehnten genutzten Distributed Ledger auf welches dazu verwendet wird, Transaktionen eines bestimmten Zeitraums in einer chronologischen Reihenfolge zu dokumentieren. Diese Hauptbücher gehören einer Organisation an und werden von einem dafür vorgesehenen Administrator zentral verwaltet. Im Gegensatz dazu steht die Blockchain, bei der es sich im Prinzip um ein gemeinsam genutztes, verteiltes Ledger handelt, was nicht von einem Administrator, sondern dezentral von allen Beteiligten des Netzwerks verwaltet wird. Demzufolge handelt es sich bei der Blockchain um eine Technologie, die im Grunde einen Wandel von einem zentralisierten zu einem dezentralisierten und verteilten Datenbanksystem repräsentiert.
Der Blockchain wird ein enormes Potential zugesprochen. Sie wird in naher Zukunft einen großen Einfluss auf die Gestaltung und Durchführung von digitalen Geschäftsprozessen und gesellschaftlichen Prozessen haben. In der Logistik werden beispielsweise Daten transparent entlang der gesamten Supply Chain geteilt, so dass insbesondere Endkonsumenten eine fundierte Datengrundlage haben, um bessere Entscheidungen hinsichtlich des Kaufs eines Produktes zu treffen. Zudem erfährt die Technologie eine kontinuierliche technologische Entwicklung und die Anzahl großer Blockchain-Anbieter nimmt stetig zu.
2. Anwendungsfelder und Use Cases in der Produktion und Intralogistik
Potentielle Blockchain-Use-Cases in der Intralogistik
Ebenso wie in der Produktion, ergeben sich auch in der Intralogistik vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die Blockchain-Technologie. Diese beruhen insbesondere auf Smart Contracts mit inkludierten Micropayments, dem Pay-per-Use-Ansatz sowie dem Behältermanagement via Blockchain.
Welche Potentiale der Blockchain-Technologie gibt es in der Produktion und der Intralogistik?
Potentiale in der Produktion
- Pay-per-Use auf Blockchain-Basis
- Wartung via Smart Contracts
- Digitale Zwillinge von Produkten, Maschinen oder Komponenten
- Lieferantenausfall in der Produktion
- …
Potential in der Intralogistik:
- Anmietung externer Lagerplätze
- Leasing von FFZ/FTS via Blockchain
- Sendungsverfolgung (Track & Trace) via Blockchain
- Behältermanagement via Blockchain
- Automatische Materialversorgung mit intelligenten Behältern
- …
Im Folgenden gehen wir auf mögliche Use Cases näher ein:
Anmietung externer Lagerplätze
Die Lagerung außerhalb des eigenen Unternehmens kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen beispielsweise begrenzte Lagerkapazitäten, eine nicht vorhandene Lagereinrichtung, eine schwankende Nachfrage oder Kostengründe, wenn eine Einlagerung im eigenen Unternehmen zu teuer wäre. Vorteilhaft bei der Fremdlagerung sind die Kosteneinsparungen bezüglich Investition, Wartung und Personal sowie der Qualifizierung des Personals. Zudem wirken sich nicht genutzte Lagerkapazitäten nicht negativ auf die Kosten aus, da nur die Lagerplätze bezahlt werden müssen, die auch wirklich genutzt werden. Allerdings gibt es auch Nachteile bei dieser Lagerung. Insbesondere die Abhängigkeit vom Dienstleister und dessen Kompetenz sowie Zuverlässigkeit können für Probleme sorgen. Daraus können beispielsweise längere Informations- und Transportwege entstehen.
Warum ist hier der Einsatz der Blockchain-Technologie sinnvoll?
Mit Hilfe der Blockchain-Technologie kann die Anmietung von externen Lagerplätzen deutlich einfacher und transparenter erfolgen. Zudem wird die Abhängigkeit vom Dienstleister, zumindest was die administrativen Prozesse und den Informationsfluss angeht, deutlich geringer. Auf Basis eines Pay-per-Use-Ansatzes können einzelne Lagerplätze über in der Blockchain hinterlegte Smart Contracts gebucht werden. Was genau ist der Pay-per-Use-Ansatz? Auf Basis von Smart Contracts und Micropayments können Maschinen und Produktionsanlagen in Zukunft über das Pay-per-Use-Geschäftsmodell abgerechnet werden. Der Grundgedanke dieses Ansatzes ist, dass Daten bezüglich der Fertigungsdauer oder der Anzahl gefertigter Produkte aufgezeichnet werden, auf Grundlage derer die Nutzung der geleasten Maschine abgerechnet werden kann.
Wie funktionieren Smart Contracts?
Kurz gesagt handelt es sich bei Smart Contracts um programmierte Wenn-Dann-Bedingungen, die auf einer Blockchain laufen und durch die eine vordefinierte Handlung ausgelöst wird, wenn zuvor ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist.
Die Preise für unterschiedliche Lagerplatzarten werden im Smart Contract hinterlegt. Der Smart Contracts wird über das übergeordnete LVS/WMS aktiviert und speichert die Daten der eingelagerten Ware. Dazu gehört insbesondere die Lagerdauer, aber auch andere Daten, wie beispielsweise die Temperatur, die bei empfindlichen Gütern gespeichert werden kann, um so nachvollziehen zu können, ob es möglicherweise Temperaturschwankungen gab. Wird die Ware ausgelagert, aktiviert der Smart Contract den Bezahlvorgang, der auf Basis der Lagerdauer erfolgt. Ohne aufwendige Rechnungsstellung und manuelle Überweisungen oder Lastschriftverfahren, erfolgt die Bezahlung des Lagerplatzes vollautomatisch. Neben dem Lagerplatz selbst muss auch der intralogistische Transport bezahlt werden. Die Fahrten zur Ein- und Auslagerung werden im LVS/WMS gebucht, wodurch sich der jeweilige Smart Contract aktiviert. Die Kommunikation der Geräte untereinander und mit der Blockchain erfolgt dabei über das Internet der Dinge (IoT), so dass die jeweiligen Flurförderzeuge (FFZ) oder FTS allesamt IoT Geräte sein müssen. Die Bezahlung wird entweder über die genutzte Zeit oder über die zurückgelegte Entfernung abgewickelt und erfolgt automatisch, wenn der Smart Contract die benötigten Daten zur Bestätigung der Beendigung des Ein- oder Auslagerauftrags erhalten hat.
Lieferantenausfall in der Produktion
Einen weiteren, Transparenz schaffenden Anwendungsfall der Blockchain-Technologie in der Produktion stellt der Lieferantenausfall dar. Fällt in der Produktionskette ein Lieferant aus, muss oftmals schnell gehandelt werden. Nicht selten werden die Fertigungskomponenten Just-in-Time oder Just-in-Sequence angeliefert und müssen bei einem Ausfall schnellstmöglich ersetzt werden. In einem solchen Szenario ist ein vollumfänglicher Überblick über die Lieferfähigkeit der restlichen Zulieferer und insbesondere über ihre verfügbaren Bestände erforderlich. Auf Basis dieser Informationen könnten alternative Beschaffungswege geplant werden. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie könnte dieses Szenario deutlich beschleunigt werden. Wenn alle Lieferanten die benötigten Informationen in einer Blockchain speichern, können diese jederzeit transparent eingesehen werden und somit bei Lieferengpässen als fundierte Datengrundlage zur Auswahl alternativer Beschaffungswege dienen. Aufgrund dessen, dass die Informationen stets in Echtzeit verfügbar sind, kann bei Ausfällen schnell gehandelt werden. Dieses Szenario setzt voraus, dass alle beteiligten Zulieferer mit der Nutzung der Blockchain und der damit einhergehenden Offenlegung einiger unternehmensspezifischer Daten einverstanden sind.
3. Wie beeinflusst die Blockchain-Technologie zukünftig die Logistikbranche?
Die Potenziale der Blockchain-Technologie sind auch in der Produktion und Intralogistik erkennbar. Jedoch hat dieses Potential nicht so einen enormen Einfluss auf die Logistikbranche, wie beispielsweise die Kryptowährungen in der Finanzwelt. Das liegt zum einen daran, dass Anwendungsfälle für die Produktion und Intralogistik noch nicht umgesetzt wurden. Die Blockchain nimmt im Bereich der Produktion und Intralogistik zunächst eine unterstützende Funktion ein. Insbesondere durch Leasing und Pay-per-Use auf Basis der Blockchain-Technologie werden administrative Prozesse effizienter, transparenter und kostengünstiger gestaltet. Für den Staplerfahrer oder den Bediener einer Maschine ändert sich durch den Einsatz der Blockchain zumindest visuell und in den Arbeitsprozessen nichts. Dafür werden im Hintergrund Aufgaben automatisch erledigt und die Nutzung wird transparent abgerechnet. Demnach entfallen diese bisher durch Personal durchgeführten Tätigkeiten gänzlich. Zudem müssen auch Störungen oder Wartungen nicht von den Mitarbeitern gemeldet werden, sondern werden automatisch erfasst und auch die Servicetechniker werden kontaktiert.
Damit die Blockchain tatsächlich den Einzug in die Unternehmenswelt schafft, müssen die Unternehmen selbst auch dazu bereit sein, sich dieser neuen Technologie und den einhergehenden Vorteilen zu öffnen – sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Führungskräften bestehen aufgrund der fehlenden Anwendungsfälle aktuell noch Hemmungen hinsichtlich des Einsatzes der Blockchain. Die Blockchain muss für die Produktion und Intralogistik demnach eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen, um als marktreif eingestuft und von den Unternehmen genutzt zu werden. Neben technologischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen stellt auch die Wahl des Blockchain-Protokolls einen wichtigen Baustein dar.
Planung und Beratung
Es zeigt sich also, dass die Anwendung der Blockchain-Technologie in der Logistikbranche viele Potenziale aufzeigt. Dennoch ist der Einsatz in der Produktion und Intralogistik zunächst nicht weit verbreitet. Welche potenziellen Einsatzmöglichkeiten die Blockchain-Technologie Ihrem Unternehmen bietet und welche Vorteile daraus entstehen können, zeigen Ihnen unsere Mitarbeiter gerne auf.
:quality(80):fill(fff,1)/p7i.vogel.de/companies/61/92/619264164589f/beha--lterlager--003-.png)