Trauriger Rekord Materialknappheit wird für Maschinenbauer immer schlimmer

Redakteur: Peter Königsreuther

Der VDMA lässt mit Bezug auf eine Erhebung des ifo-Instituts wissen, dass die meisten deutschen Maschinenbauer langsam an der Grenze zum Produktionsstillstand stehen.

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Der herrschende Materialmangel kneift zwar bei den diversen Industriezweigen unterschiedlich schmerzhaft, sagt der VDMA, aber leiden tun doch alle – und das offensichtlich immer stärker.
Der herrschende Materialmangel kneift zwar bei den diversen Industriezweigen unterschiedlich schmerzhaft, sagt der VDMA, aber leiden tun doch alle – und das offensichtlich immer stärker.
(Bild: VDMA)

Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland leidet immer stärker unter dem Problem der Materialengpässe. Das Bild zeichnet sich aus aktuellen Zahlen des ifo-Instituts ab. Demnach sehen rund 70 Prozent der Unternehmen im Maschinenbau ihre Produktion deutlich erschwert. „Das ist mit Abstand der höchste Wert seit Veröffentlichung dieses gesamtdeutschen Indikators“, merkt der VDMA-Chefvolkswirt, Dr. Ralph Wiechers, an. Zwar treffe das Problem die einzelnen Sektionen unterschiedlich hart, doch alle seien auf die eine oder andere Weise am Leiden. Die meisten Schmerzen verursachten weiterhin fehlende Elektronikkomponenten und der Stahlmangel.

So hat sich der Materialmangel (gelb) in den letzten 16 Jahren bezüglich der Produktionserwartungen (blau) im deutschen Maschinenbau entwickelt.
So hat sich der Materialmangel (gelb) in den letzten 16 Jahren bezüglich der Produktionserwartungen (blau) im deutschen Maschinenbau entwickelt.
(Bild: Ifo Institut / VDMA)

Die letzte Erhebung dieser Art war im April. Die Lage hat sich seitdem verschlimmert. Damals meldeten bereits über 40 Prozent der Teilnehmer am ifo-Konjunkturtest aus dem Maschinen- und Anlagenbau Probleme bei der Materialversorgung, ruft Wiechers in Erinnerung. Gemäß einer VDMA-Umfrage, die auch im April durchgeführt wurde, sah etwa jedes vierte Unternehmen in Bezug auf die kommenden drei Monate eine zunehmende Anspannung in den Lieferketten auf sich zukommen. Die Prognosen sind nun leider bittere Wahrheit.

Kein Wunder, dass viele Maschinenbauer skeptisch sind

Die schlechte Versorgungslage dürfte laut Wiechers auch ein Grund für die kaum euphorische Stimmung der Unternehmer sein. Und das ifo-Geschäftsklima (mit Blick auf den Maschinenbau) konnte im Juli seit neun Anstiegen in Folge nicht weiter zulegen. Den Grund sehen die Experten im nachlassenden Optimismus beim Blick auf die Entwicklung in den nächsten Monaten (plus 29,6 Prozent nach plus 33,3 Prozent im Juni). „Die Knappheit bei den Vorprodukten dämpft offensichtlich die Produktionspläne der Unternehmen. Zudem zerren die wieder ansteigenden Infektionszahlen, in vielen für den Maschinenbau wichtigen Märkten, weiterhin stark an den Gliedern der Lieferketten", fasst Wiechers zusammen.

Allein der Durchhaltewille könnte die Probleme entschärfen

Der VDMA hält aber an seiner Jahresprognose von plus 10 Prozent Produktionswachstum fest, hört man. Denn die Unternehmen würden nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser bewerten als im Vormonat (plus 48,9 Prozent im Saldo, nach plus 45,6 Prozent). Denn auch die Kapazitätsauslastung stieg im Juli im Vergleich zum April nochmals an. Sie liegt mit 88,3 Prozent nun deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 85,9 Prozent.

Außerdem konnte bisher ein Anstieg der Kurzarbeit, beispielsweise wegen ausfallender Zulieferungen, vermieden werden, so Wiechers. Im Juni lag die Kurzarbeit bei circa 52.000 Beschäftigten – und damit nur noch geringfügig über dem Vor-Corona-Niveau. Vielmehr planten zahlreiche Unternehmen sogar Neueinstellungen, berichten aber auch über zunehmende Besetzungsprobleme wegen des immer noch bestehenden Fachkräftemangels. Das ist für Wiechers ein klares Zeichen dafür, dass die Maschinen- und Anlagenbauer trotz aller Hindernisse und Herausforderungen ihre Produktion steigern wollen, um ihre Kunden, wo immer möglich, zeitnah zu bedienen.

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