Energieführung Motion-Plastics-Spezialist Igus ist für 2021 optimistisch

Autor Ines Stotz

Über 160 Maßnahmen hat Motion-Plastics-Spezialist Igus in den Pandemie-Monaten ergriffen. Das steigerte den Onlineumsatz 2020 um 30 Prozent und milderte den Umsatzrückgang auf 4,8 Prozent ab. Dieser sank auf 727 Millionen Euro.

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Geschäftsführer Frank Blase zeigt die revolutionäre TRX-Roboter-Energiezuführung auf dem komplett erneuerten physisch-virtuellen Messestand von Igus in Köln, der gerade mit dem „iF Communication Design Award 2021“ prämiert wurde.
Geschäftsführer Frank Blase zeigt die revolutionäre TRX-Roboter-Energiezuführung auf dem komplett erneuerten physisch-virtuellen Messestand von Igus in Köln, der gerade mit dem „iF Communication Design Award 2021“ prämiert wurde.
(Bild: Igus)

„Wir verzeichnen seit Beginn des Jahres ein überraschend deutliches Plus im Auftragseingang. Das stimmt uns für das Jahr 2021 zuversichtlich“, sagt Igus-Geschäftsführer Frank Blase anlässlich einer Online-Pressekonferenz. Besonders stolz ist er auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 168 neue Produkte, Produkterweiterungen und digitale Angebote im Homeoffice entwickelt haben – mehr als je zuvor im Frühjahr.

So hat er das Angebot selbstbestimmter Homeoffice-Tage mit wenigen Regeln, was die Teams selbst entscheiden, bereits jetzt bis Ende 2022 verlängert. Gleichzeitig experimentiert das Unternehmen mit neuen Arbeitsräumen und Formen der Zusammenarbeit vor Ort. So kann man sich eine sogenannte „Denktonne“, die über dem Schreibtisch hängt, für kreatives Denken herunterlassen und so wie zuhause konzentriert arbeiten.

„Die Tatsache, dass sich alles, aber auch alles verändert, bedeutet für unsere Branche: Jeder macht neue Produkte, jeder braucht neue Maschinen. Das kann für unsere Kunden und uns einen enormen Boom in den nächsten Jahren auslösen“, wagt der Igus-Chef einen Ausblick.

Erfolgreiche Maßnahmen führen zu mehr Auftragseingang

Zudem hat sich das Unternehmen massiv auf digitale Verkaufsmethoden und Verbreitungskanäle fokussiert und seine Investitionen dort mehr als verdoppelt. Eine Maßnahme davon ist der hauseigene physisch-virtuelle Messestand, auf dem Igus alle Frühjahrsneuheiten präsentiert. Dieser wurde gerade mit dem „iF Design Award“ ausgezeichnet. 55.000 Kundinnen und Kunden haben die Messe virtuell besucht, berichtet Frank Blase. „Weil es so erfolgreich ist, haben wir das jetzt in 28 Igus-Länder multipliziert.“

Verstärkt haben sich die Kölner auch in verkürzten Lieferzeiten in ihren wesentlichen Ländern. So bietet China zum Beispiel jetzt 21.000 Produkte für den 24- bis 48-Stunden-Versand im Reich der Mitte an; vor der Pandemie waren es noch 5.000. Frank Blase: „Wir glauben, dass wir durch all diese Maßnahmen relativ glimpflich davongekommen sind. Jetzt befinden wir uns in einem Post-Pandemie-Boom. Bliebe der Auftragseingang in der Größenordnung, wie er seit Beginn des Jahres ist, dann hieße das, dass wir die Produktion gegenüber dem Rekordjahr 2019 um 25 Prozent steigern könnten. Hier bleiben wir dran.“

168 Neuheiten aus dem Homeoffice mit sporadischen Besuchen in den Versuchslaboren, mit probegebauten Versuchsständen aus Holz gezimmert in Privatgärten und Kellern – das ist eine fulminante Leistung unserer Kolleginnen und Kollegen.

Frank Blase, Geschäftsführer, Igus

Einige der Igus-Neuheiten

Rollenkette für die Kranwelt

Für die Kranwelt stellt Igus die neue Rollenkette P4HD vor. Sie eignet sich für lange, schnelle Verfahrwege, zum Beispiel zur Energieführung auf der neuesten Generation von Ship-to-Shore-Containerkranen. Erreicht werden Geschwindigkeiten von bis zu 300 m/min. Es ist die Balance gelungen, eine stabile und gleichzeitig leichte, den enormen Beschleunigungen und Belastungen gerecht werdende Kette zu entwickeln.

Michael Blaß, Geschäftsführer E-Kettensysteme, stellt die neue Rollenkette P4HD vor.
Michael Blaß, Geschäftsführer E-Kettensysteme, stellt die neue Rollenkette P4HD vor.
(Bild: Stotz)

Im Vergleich zur Vorgängerserie P4 und P4.1 konnte die Lebensdauer und damit die Verfügbarkeit für die Betreiber im ersten Schritt verdoppelt werden und jetzt, mit der P4HD, wird sie nochmals um 50 Prozent erhöht. Das bedeutet eine garantierte Lebensdauer von bis zu 15 Jahren. Folgende konstruktive Verbesserungen tragen u. a. dazu bei: neue Bolzen-Bohrungs-Verbindungen, abriebfestere Materialien, Dreifach-Anschlagsystem kombiniert mit neuem symmetrischem Design, optimierte Rollen und neue Autoglide-Öffnungsstege. Zusätzlich ermöglicht ein neuartiges Baukastensystem das schnelle Tauschen von einzelnen Komponenten, ohne die Kette zu demontieren.

Trockenlaufende Kugellager mit 21-facher Lebensdauer

Auch in der schmier- und wartungsfreien Lagertechnik stellt Igus in allen Bereichen Neuheiten vor. Bei Kugellagern gelang den Ingenieurinnen und Ingenieuren ein Durchbruch in der Lebensdauer. Bei den Anwendungsfällen von geringen Lasten und hohen Drehzahlen wurde diese um Faktor 21 erhöht. „Was vorher einen Monat hielt, hält jetzt fast zwei Jahre“, erklärt Lena Woelke, die Entwicklungsleiterin für Xiros-Kugellager. Anwendungen dafür finden sich insbesondere in Ventilatoren oder Zentrifugen.

Kunststoff wird zur nachhaltigen Ressource

Wie diese schmierfreien Kunststoffprodukte nicht nur in der Anwendung die Umwelt weniger belasten, sondern auch CO2-neutral produziert und nachher recycelt werden, ist bei Igus Teil der Mission. Der derzeit entstehende Fabrikneubau wird von Anfang an klimaneutral sein, bis 2025 gilt das für die gesamte Igus Fabrik. Um die Emissionen weiter zu reduzieren, investiert Igus in moderne Techniken, zum Beispiel bei Absaugungen und Filtern. Spritzgussmaschinen, die bis zu 40 Prozent Energie sparen und kaum zu hören sind, wurden in großer Zahl angeschafft. Neben dem mechanischen Recycling im Chainge-Programm setzt Igus auch auf neuartiges chemisches Recycling. So erhöhte Igus seine Investitionen in Mura Technology auf 5 Millionen Euro. Die Hydro-PRS-Technologie von Mura wandelt Plastikmüll wieder in Öl um. Die Investitionen stiegen im Jahr 2020 insgesamt um 29 Prozent.

Investitionen in Digitalisierung und Kapazitäten bringen Kunden voran

Ein erheblicher Teil der Investitionen floss in Onlineshops und Onlinetools. Alle Webshops wurden erneuert und informativer für die Kunden gestaltet. Neue Onlinewerkzeuge zur Konfiguration und Berechnung von Zahnrädern, Rollen, Linearmodulen und Schrittmotoren sind im Internet kostenfrei und ohne Registrierung zugänglich. Parallel erweiterte Igus an jedem Standort der Welt die Lager. Neben den USA mit 23.000 Einzelartikeln und Europa mit 88.000 sind jetzt in China 21.000 Artikel in 24 bis 48 Stunden lieferbar und werden in Millionen Varianten von Igus montiert. Das Angebot einer einfachen Onlinekonfiguration und -bestellung zusammen mit der kurzen Lieferzeit nahmen viele Kunden an. Der Onlineumsatz stieg weltweit um 30 Prozent. Der frühzeitige Ausbau der Kapazitäten von Maschinen und Rohstofflagern ab dem dritten Quartal 2020 sorgt jetzt in der Phase einer rasanten wirtschaftlichen Erholung immer noch für schnelle Lieferzeiten.

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