Nachhaltigkeit Nachhaltige Intralogistik? Diese 5 Ansätze machen es möglich
In der Logistik ist Nachhaltigkeit ein Megatrend. Wer ihn heute verpasst, wird morgen abgehängt. Hier sind 5 Ansätze, die Intralogistik nachhaltig machen.
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Die Geschichte des Wortes Nachhaltigkeit begann vor rund 300 Jahren. Mittlerweile hat sich viel getan. Das Konzept „Ressourcenschonung“ ist in großen Teilen der Industrie verankert. Vor allem die Distributionslogistik hat sich in den letzten Jahren gemausert. Politischer Druck und veränderte Kundenanforderungen tragen heute ihre Früchte. Der großflächige Einsatz von Elektrofahrzeugen und die Einführung von Richtwerten für CO2-Ausstöße schonen fossile Ressourcen und verringern Umweltbelastungen. „Damage is done“, wie es heißt, doch die Branche ist auf dem richtigen Weg. Sicherlich gibt es noch Luft nach oben.
Und was macht die Intralogistik? Auch hier tut sich einiges. Das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit ist übergeschwappt. Kundenanforderungen haben sich geändert. Man will ökologische Produkte und einen guten Carbon Footprint. Die Branche muss jetzt liefern. Es gibt fünf Vorreiter, die zeigen, wie das geht. Sie kombinieren Ressourcenschonung mit Effizienz und Produktivität. Ihre Ideen könnten die Grundlage für einen grünen Trend in Lagertechnik, Fördertechnik, Verpackungstechnik und Gebäudetechnik sein. Klar ist jedoch auch: Fünf Unternehmen alleine machen noch keine grüne Revolution, sie können nur ein Beispiel für andere sein. Der Rest muss nachziehen.
Ansatz 1: Nachhaltigkeit kennzeichnen
Wohl jeder Anlagenbauer kennt Produktbeschreibungen wie diese: „XY ist im Vergleich zu herkömmlichen Systemen besonders energieschonend und äußerst nachhaltig.“ Was solche schwammigen Aussagen wie „äußerst nachhaltig“ allerdings im Detail bedeuten sollen, erfährt der Leser oft nicht. Mit dem Beumer Sustainability Index (BSI) will die Beumer Group aus Beckum hier Klarheit schaffen. Dr. Andreas Werner, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, stellt dar, wie der BSI funktioniert: „Wir haben uns verpflichtet, unsere Produkte ganzheitlich auf den drei Ebenen Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung zu bewerten. Der BSI ist ein Punktesystem, das die Nachhaltigkeit in Bezug auf diese Faktoren erfasst.“ Jede der drei Ebenen wird dazu in fünf Kategorien beurteilt. Der Beumer-Sorter „BS 7 Belt Tray“ beispielsweise, ein Hochleistungssortierer, erreicht so einen Wert von 61 Punkten und fällt damit in das Bewertungslevel „ausgezeichnet“.
Bei den Abnehmern stößt der Beckumer Logistikdienstleister mit seinem Konzept auf fruchtbaren Boden. „Unsere Kunden haben den Index sehr gut aufgenommen, denn Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern ein langfristiges Thema. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, wollen sie auch in Zukunft erfolgreich am Markt agieren“, erklärt Werner. Gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel werde es immer wichtiger, den traditionellen Nachhaltigkeitsbegriff zu erweitern. Es gehe nicht mehr nur um ökologische Gesichtspunkte. Zunehmend spielten auch soziale Aspekte eine Rolle, etwa Produktionsbedingungen und Arbeitsplatzgestaltung.
Ansatz 2: Skalierbare Systeme nutzen
Ressourcen schonen durch den Einsatz individualisierbarer Anlagen? „Das geht!“, meint Dr. Kai Ventz, Leiter Entwicklung bei Transnorm. „Wir wollen die Skalierbarkeit in der Intralogistik vorantreiben und auf ein neues Level heben.“ Wie dieses Vorhaben schon heute Wirklichkeit werden kann, zeigt Ventz am neuen, modular aufgebauten Sortierersystem von Transnorm: „Mit diesem Konzept lassen sich sowohl der Hochleistungsbereich als auch die einfache Anwendung abdecken.“ Es funktioniert nach dem Bausteinprinzip: Anwender können unterschiedliche Modultypen beliebig miteinander kombinieren und den Sortierer auf ihre Bedürfnisse zuschneiden. Das lohne sich vor allem für kleinere Betriebe.
„Unsere Lösung spart beim Materialeinsatz und senkt den Energieverbrauch“, erklärt Ventz, „zudem haben wir für die Zukunft eine vollständige Rezyklierbarkeit im Blick. Wir nutzen für unsere Produkte nur solche Materialien, die man nach Gebrauch wiederverwenden kann.“ Auch der Lebenszyklus der Maschinen sei Transnorm wichtig: Durch den Einsatz intelligenter Antriebstechnik, stabiler Gurte und moderner Beschichtungen habe man beispielsweise den Energieverbrauch von Gurtförderern um bis zu 25 % senken können. Die Zukunft für solche energiesparende Modelle ist vielversprechend: „Wie stellen fest, dass sich momentan einige Betriebe damit beschäftigen, wie sie Energie einsparen können“, bestätigt Ventz.
Ansatz 3: Energie zurückgewinnen
Sie sind wahre Energiefresser: Unzählige Male fahren Regalbediengeräte (RBG) an bis zu 45 m hohen Regalen hinauf und hinunter und arbeiten dabei nach dem Formel-1-Prinzip „maximale Beschleunigung und maximale Abbremsung“. Für ihren Weg brauchen die oft tonnenschweren Maschinen enorme Mengen an Energie, die beim Abbremsen in Form von Wärme frei wird und verloren geht. Eine Lösung für dieses Problem hat sich PSB Intralogistics aus Pirmasens einfallen lassen. Als nach eigenen Angaben weltweit erstes Unternehmen setzt der Betrieb Energierückspeisemodule standardmäßig in RBG ein. Sie verhindern die Entstehung von Wärme und wandeln einen Großteil der Bewegungsenergie in elektrischen Strom um.
Mit diesem Video von SSI Schäfer können Sie einen Eindruck davon gewinnen, wie Regalbediengeräte arbeiten und wie groß und schwer sie sind.
Dadurch werden Ressourcen in hohem Maße geschont, erklärt Volker Welsch, Leiter Vertrieb Deutschland: „Eine Kunde, der den Energieverbrauch in seiner eigenen Anlage vor und nach der Umrüstung auf das Modul gemessen hat, konnte eine Einsparung von 47 % feststellen.“ Zusätzlich trage auch eine leichte Bauweise der Regalbediengeräte dazu bei, den Verbrauch von Ressourcen zu schonen. „Zwar kommt uns die Verwendung von Aluminium in der Herstellung teurer als andere Rohstoffe, jedoch macht es unsere Geräte auch wesentlich leichter, langlebiger und energetisch effektiver.“ Aktuell erhalte Welsch vor allem Nachfragen von größeren Unternehmen. Einen höheren Preis für nachhaltige Produkte wollten aber nur die wenigsten zahlen: „Viele nehmen Nachhaltigkeit gerne mit, sind dann aber nur selten bereit, entsprechende Investitionen zu schultern.“
Ansatz 4: Ressourcenschonend verpacken
Täglich erreichen uns heutzutage Bilder von verschmutzten Ozeanen und mit Plastik verseuchten Stränden. Berge von Verpackungsmaterial. Eine Schlauchbeutelmaschine von Bosch Packaging Technology könnte solche Szenarien in Zukunft vermeiden und das Anfallen von Verpackungsmüll verhindern. Anstelle von Plastik nutzt die Maschine zur Kommission trockener Nahrungsmittel wie Salz und Zucker Papier. „Im Vergleich zu Folie ist das besonders ressourcenschonend und hat eine bis zu 65 % geringere CO2-Bilanz“, erklärt Marcus Velezmoro, Vertriebsverantwortlicher bei Bosch. „Das Material ist darüber hinaus FSC- und PEFCTM-zertifiziert und zu 100 % recyclebar.“
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Fälschungsschutz
So funktioniert Packaging gemäß der ab 2019 gültigen EU-Richtlinie 2011/62/EU
Und so funktioniert's: Während des Verpackungsprozesses wird nur ein sehr kleiner Bereich des Verpackungspapiers mit Kleber oder Siegelmedium beschichtet. Dadurch bleibt der Monomaterialcharakter des Stoffes erhalten. Für Kunden von Bosch kombiniere die Maschine zwei Vorteile, unterstreicht Velezmoro: „Sie profitieren von geringeren Material- und Logistikkosten im Vergleich zu vorgefertigten Beuteln und größerer Flexibilität.“ Bei Bedarf haben Anwender die Möglichkeit, einfach zwischen den Verpackungsmedien Folie und Papier zu wechseln und verschiedene Formate zu produzieren. Für Fertigungsunternehmen können Technologien wie diese für den Verkaufserfolg ausschlaggebend sein: „Neun von zehn Verbrauchern entscheiden sich eher für Produkte, die in Papier verpackt sind als in Plastik.“
Auf seiner Website zeigt der WWF, wie es um die Verschmutzung unserer Ozeane steht und gibt konkrete Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Plastikmüll.
Ansatz 5: Nachhaltige Gebäudeplanung
Ressourcenschonende Logistikimmobilien schlüsselfertig bauen lassen? Dieses Angebot macht SSI Schäfer seinen Kunden. „Wir übernehmen die Verantwortung über die Planung und den Bau von kompletten Logistikgebäuden und -anlagen“, erklärt Andreas Oy, Vice President Food and Beverage. Während der Organisation sämtlicher beteiligter Baufirmen steuern die Verantwortlichen von SSI Schäfer ihre Erfahrungen im Hinblick auf nachhaltige Gebäude bei. „Konkret manifestiert sich das zum Beispiel so: Wir nutzen Geothermie für die Heizung, setzen Solarpanels zur Gewinnung von Energie ein oder nutzen moderne Dämmmaterialien, um eine höhere Energieeffizienz zu erzielen.“ Für die Kunden biete das Konzept zwei große Vorteile: Kostensicherheit und Zugewinn an Durchlaufzeit. „Wir nehmen unseren Kunden die Kommunikation mit unterschiedlichen Bauunternehmern ab und machen ihnen einen nachvollziehbaren und sicheren Preis. Dabei berücksichtigen wir den Grundsatz Form follows Function.“ Viel zu oft werde heute nach dem Prinzip Function follows Form gearbeitet. „Oft stehen wir vor der Herausforderung, dass wir unser Logistikkonzept in ein vorgegebenes Gebäude implementieren müssen.“
Ein Blick auf die Branche zeigt: Nachhaltigkeit nimmt in der Intralogistik Fahrt auf. Es gibt Unternehmen, die verstärkt auf ressourcenschonende Prozesse achten. Klar ist jedoch auch: Ökologische Industrie kostet. Nicht jeder ist bereit, einen höheren Preis dafür zu zahlen – ganz praktisch gesprochen. Ob sich Nachhaltigkeit künftig auch langfristig im kollektiven Bewusstsein der Branche durchsetzt, bestimmen politische Entscheidungsträger und Unternehmen.
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