Ranking NSDS – NRW sucht den Superlogistikstandort

Redakteur: Robert Weber

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Logistikstandort im Land? Eine Abstimmung soll Klarheit bringen. Elf Kommunen und Kreise bewerben sich um die Auszeichnung in Nordrhein Westfalen. Das Ziel: Die Dortmunder vom Thron stoßen. MM Logistik stellt Ihnen die Kandidaten, ihre Konzepte und erfolgreichen Logistikansiedlungen vor.

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NRW kämpft mit dem Strukturwandel. Viele Kommunen werben um die Logistik.
NRW kämpft mit dem Strukturwandel. Viele Kommunen werben um die Logistik.
(Bild: Tbachner, wikipedia, gemeinfrei, Weber Collage: Weber)

Seit Freitag rollt wieder der Ball in der Fußballbundesliga und passend dazu versandt das Technologie Zentrum Dortmund am Mittag eine Pressemitteilung an die wichtigsten Redaktionen. „Was der BVB schon vorgemacht hat, wollen wir jetzt auch in der Logistik schaffen: Das Double – Zum zweiten Mal in Folge „Logistikstandort des Jahres“ in NRW werden.“ Die Westfalen wagen sich damit als erster Standort aus der Deckung und werben aktiv für ihre Logistikkompetenz.

Doch können die Dortmunder ihre Spitzenposition verteidigen? Die Stadt im Ruhrgebiet hat im Gegensatz zu den Nachbarkommunen die Logistik als wertschöpfende Industrie erkannt und frühzeitig gefördert. Mittlerweile arbeiten rund 27.000 Menschen in über 900 Unternehmen in Dortmund in der Logistikbranche. Mit der Ansiedlung von Schenker auf der Westfalenhütte konnte ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt werden. Dazu kommt: Die Borussen locken nicht nur Praktiker an, sondern sind auch in der Logistikforschung Spitze. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Kandidaten.

Abgestimmt wird unter http://www.logit-club.de. Doch vorher sollten Sie sich noch ein Bild von allen Bewerbern machen.

Konkurrent Bocholt – die Textilstadt macht in Logistik

Bocholt liegt im Dreieck zwischen den Niederlanden, dem Niederrhein und dem Ballungsraum Ruhrgebiet. Die Stadt im Münsterland hat eine lange Tradition in der Textilindustrie. Doch mittlerweile geben Logistiker den Ton an. Fiege, Kühne & Nagel, WM-Group, BTG-Feldberg oder die Duvenbeck-Gruppe haben sich in der Region angesiedelt. Im Industriepark Bocholt verkehren täglich rund 3000 Lkw. Vor allem die industrielle Basis des Standorts lockt Kontraktlogistiker an die westliche Grenze von NRW. Die Kommune verfügt mit dem 237 ha großen Industriepark über eines der größten neu erschlossenen Industrieansiedlungsareale in NRW.

Konkurrent Unna – Nachbarschaftsduell der Logistiker

Nur wenige Kilometer vom Titelverteidiger entfernt, entwickelt sich die Stadt Unna zu einem Wettbewerber. Im Kreis Unna verknüpfen fünf Autobahnen mit vier Autobahnkreuzen die bedeutendsten Nord-Süd und Ost-West-Achsen (A1, A2, A44, A45 und A443). Rhenus, DHL, Van Eupen, DPD, KiK, PharmLog, Woolworth, Amazon und Sonepar nutzen diesen Vorteil bereits. Sechs Gewerbegebiete eignen sich für die Ansiedlung von Logistikunternehmen.

Konkurrent Gelsenkirchen, Herne und Herten – blauweiß gegen schwarzgelb

Stolz sind die Verantwortlichen auf ihre Schalker Jungs, aber auch auf den Last Mile Logistik Park. In diesem sind in den letzten zehn Jahren rund 80 ha an Logistiknutzer vermarktet worden. Rund 24.000 Menschen arbeiten mittlerweile in der Branche. Der Standort wirbt mit trimodalen Netzwerken und einem positiven Klima für Logistikansiedlungen. Burgmer Lager&Transport Service, Dachser Frischelogistik, JdW GmbH & Co. KG, LGI, Loxx Holding, Müller Die lila Logistik, Panopa, Sanacorp Pharmahandel, UPS Transport haben sich schon für den Standort entschieden.

Konkurrent Aachen – international zum Titel

Der deutsch-niederländische Gewerbe- und Businesspark Avantis bietet für Logistik- und Distributionszentren mit seiner zentralen Lage im Zentrum der europäischen Absatzmärkte, seiner direkten Autobahnanbindung und dem optimalen Anschluss an die Verkehrsträger Luft, Schiene und Wasser im Wettbewerb des internationalen und globalen Handels eine hohe Lagegunst, heißt es in dem Bewerbungsschreiben. Großer Vorteil: Die internationalen Flughäfen Aachen/Maastricht, Köln, Düsseldorf und Brüssel sind innerhalb von 60 Minuten zu erreichen, die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen liegen innerhalb von 90 oder 120 Minuten. Referenzen: Campus-Cluster Logistik (RWTH Aachen), Honold Logistik Gruppe, Dachser GmbH & Co. KG, Hammer GmbH Co. KG und Offergeld GmbH & Co. KG.

Konkurrent Emmerich – Wasser statt Beton

Der Wettbewerber Emmerichn setzt auf die Binnenschifffahrt in seinem Bewerbungsschreiben. Der Rhein-Waal-Terminal verknüpft mit seinen täglichen Schiffsdiensten Emmerich am Rhein mit den Westhäfen Rotterdam, Antwerpen und Amsterdam. So benötigt ein Binnenschiff für die Strecke Emmerich – Rotterdam lediglich zehn Stunden. Zum Umschlag stehen zwei Containerverladebrücken bereit. Der wichtigste Logistiker in der Region ist wohl die BLG in add. Out. Logistics GmbH & co. KG mit der Europalogistik für Konica Minolta.

Konkurrent Wesel – Logistik vor der Chemie und dem Maschinenbau

Jeder zehnte Arbeitsplatz im Kreis Wesel hängt direkt und indirekt von der Logistik ab. Damit stellt die Branche mit Abstand die meisten Arbeitsplätze nach dem Maschinenbau und der Chemie. Ein wichtigste Argument für die Logistiker: Im Kreis Wesel befindet sich der Wasserknotenpunkt von Rhein und Wesel-Datteln-Kanal. Hier bekommen Schiffe aus den Seehäfen Rotterdam und Amsterdam erstmals Verbindung über das Wasser zum Osten. In Wesel liegen gleich zwei Häfen. Zum einen der Stadthafen mit der Spezialisierung auf Schüttgüter und der Rhein-Lippe-Hafen, in dem Flüssigstoffe – vor allem Benzin – umgeschlagen werden. Über 1,4 Mio. t Güter wurden 2012 in diesen beiden Häfen transportiert, schreiben die Wirtschaftsförderer.

Konkurrent Heinsberg – Logistik ganz im Westen

Der Kreis Heinsberg ist der westlichste Standort Nordrhein-Westfalens. Die Nähe zu den Niederlanden ist kein Nachteil – ganz im Gegenteil. In den Bewerbungsunterlagen heißt es: Handelsunternehmen und große wie kleine Logistiker haben diese Lagegunst bereits erkannt und sich im Kreis Heinsberg angesiedelt. So konnten in der Branche in der jüngeren Vergangenheit mehr als 2000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Beispiele für größere Ansiedlungen sind das Logistikzentrum des Teleshopping-Anbieters QVC, der West-HUB von Hermes, sowie der neue Produktions- und Logistikstandort für Schokolade der Lidl-Gruppe.

Konkurrent Bornheim – frische Logistikideen für NRW

Der jüngste Coup der Wirtschaftsförderer war die Ansiedelung von Euro Pool System, Logistikdienstleister im Bereich Mehrwegverpackungen. Die Organisation bietet Mehrwegverpackungen an, die jährlich über 685 Mio. Mal rotieren. Euro Pool System ist in 12 Ländern vertreten und betreibt mit über 184 Mitarbeitern 45 Servicezentren, 7 davon in Deutschland. Euro Pool System bildet am Standort Bornheim-Süd gemeinsam mit dem Edeka Fruchtkontor, der Firma Landgard (Deutschlands führender Vermarktungsorganisation im Gartenbau), der Spedition Vendel sowie sechs weiteren internationalen Lebensmittel-Großhandelsbetrieben Deutschlands größtes Frischecluster und eins der vier größten in Westeuropa.

Konkurrent Hamm – Logistik trifft Wissenschaft

Metro, Netto, EDEKA, Trinkgut, DHL und Claas haben ihre Logistikzentren in Hamm angesiedelt. Doch nicht nur die Praxis ist in Hamm in Sachen Logistik aktiv. Auch die Forscher sind die Stadt aktiv. Die private, staatlich anerkannte SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft hat sich als innovative und forschungsstarke Einrichtung in Hamm etabliert. Enge Kooperationen zwischen Wirtschaftsunternehmen, öffentlichen Institutionen und der SRH Hochschule nehmen eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Lehrinhalte und die Schaffung von Studiengängen mit einem spezifischen Qualifikationsprofil ein. Die SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft bietet verschiedene Bachelor-Studiengänge mit dem Schwerpunkt Logistik sowie den berufsbegleitenden Fernstudiengang „Master of Logistics Management“ an, schreiben die Wirtschaftsförderer.

Konkurrent Euskirchen – mit weichen Faktoren glänzen

Kultur, Natur und Materialfluss – mit diesem Mix will der Standort die Logistikentscheider überzeugen. Bei Procter & Gamble, Miele, Nestlé, Smurfit-Kappa, Schenker, DHL Solutions und Metsä Tissue hat das schon geklappt. Die Unternehmen haben sich für die Region bereits entschieden. Ein besonderer Standort für Logistikbetriebe ist der Industriepark „Am Silberberg“ (IPAS) in Euskirchen-Großbüllesheim. Dieser liegt nur 5 km ortsdurchfahrtsfrei zur A61 entfernt und verfügt darüber hinaus über einen eigenen Gleisanschluss, so dass die Nähe zu Deutschlands größtem Containerbahnhof Köln Eifeltor (30 km) genutzt werden kann, heißt es in den Bewerbungsunterlagen.

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