Kommissioniertechnik OPX – Deutsche Wertarbeit „made in Italy“

Im Prinzip funktionieren Horizontalkommissionierer wie ein Einkaufswagen. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass Milch, Kekse & Co. nicht einzeln, sondern en gros auf- und abgeladen werden – und mit viel höherer Geschwindigkeit. Vergangene Woche hat Still seinen neuen OPX vorgestellt.

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Still hat seinen Horizontalkommissionierer OPX mit dem bewährten Curve Speed Control ausgestattet. Abhängig vom Lenkwinkel wird damit automatisch die Geschwindigkeit bei Kurvenfahrten reduziert.
Still hat seinen Horizontalkommissionierer OPX mit dem bewährten Curve Speed Control ausgestattet. Abhängig vom Lenkwinkel wird damit automatisch die Geschwindigkeit bei Kurvenfahrten reduziert.
(Bild: Still)

Der OPX von Still, den die Hamburger in ihrem italienischen Werk in Luzzara produzieren werden, sei „der beste, weil vielseitigste Horizontalkommissionierer, den es gibt“. Das sagte Thomas A. Fischer, Geschäftsführer Vertrieb, Marketing & Service der Norddeutschen, bei der Produktpräsentation Ende vergangener Woche in Italien. 2006 hatte Still die italienische Marke OM und damit den Standort in der Poebene übernommen. In diesem Jahr wird OM 100 Jahre alt. Still selbst steht seit 1920 für Innovationen – das 100-Jährige ist also auch für die Hamburger in Reichweite.

„Blindbestellungen“ werden akzeptiert

Doch zurück nach Italien, zur Fördertechnik und zur neuen OPX-Reihe. Momentan werden in Luzzara keine Geräte gebaut. Die Vorserienproduktion, bei der man im April 2017 begonnen hatte, die ersten OPX-Maschinen zu fertigen, ist abgeschlossen. „SOS“, also der geplante „Start of Selling“, ist am 1. Oktober 2017, die eigentliche Produktion der Geräte soll dann am 1. Januar 2018 starten.

In einem sehr frühen Entwicklungsstadium ist man bereits auf ausgewählte Kunden zugegangen, lies sie testen und befragte sie nach ersten Eindrücken. Erstmals in der Geschichte von Still werden beim OPX auch sogenannte „Blindbestellungen“ akzeptiert – der Kunde hat die neuen Geräte also noch nicht einmal zu Gesicht bekommen und sich trotzdem schon für sie entschieden. Von einem französischen Kunden hat man bereits einen solchen Auftrag über 80 Geräte verbuchen können, war zu erfahren.

Alle zehn Minuten ein fertiges Gerät

„V.A.I. (Vedi Agisci Impara)“ steht hinten auf der grünen Sicherheitsjacke von Volker Bonk, was zu Deutsch soviel wie „Siehe, Handle, Lerne“ bedeutet. Der Mann ist seit rund eineinhalb Jahren „Plant Manager“ in Luzzara. Als wir auf unserem Rundgang durchs Werk die Lackieranlage von MS aus der Schweiz passieren, mit der Staplerteile pulverbeschichtet werden, fällt mir eine überdimensionale Kuhglocke auf. „Die hat man nach Fertigstellung der Anlage da aufgehängt und sie geläutet“, erklärt Bonk auf meine Nachfrage. Ich denke, eine Art Reminiszenz an die Heimat des Anlagenbauers. Schierholz war übrigens der Lieferant der Power-and-Free-Transportanlage in der Lackieranlage.

Das Still Easy Drive-Lenkrad kann vom Fahrer in allen Situationen perfekt umfasst werden – sogar beim Rückwärtsfahren.
Das Still Easy Drive-Lenkrad kann vom Fahrer in allen Situationen perfekt umfasst werden – sogar beim Rückwärtsfahren.
(Bild: Still)

Die Taktrate in Bonks Werk beträgt an der Multimixlinie zur Zeit zehn Minuten. Das heißt, etwa sechs Stapler werden pro Stunde fertiggestellt. Bei dem Zweischichtbetrieb, den die Italiener zur Zeit fahren, dürften das zwischen 90 und 100 Maschinen am Tag sein. Der OPX wird, wenn es dann soweit ist, auf einer eigenständigen Montagelinie entstehen.

Plattformstrategie des Kion-Konzerns

An einer Stelle im Werk sieht man sogar vereinzelte Stapler der Konzern-Schwester Linde, die in Luzzara im Kion-Konzernverbund für Linde gefertigt werden. „Die Fahrzeuge basieren zwar auf einer gemeinsamen Plattform, werden aber für die Marken differenziert produziert“, sagt Bonk. Die Plattformstrategie sei ja aus der Automobilindustrie bekannt. „Das ist auch ein gutes Beispiel für die oben angesprochene Multimixlinie“, so Werksleiter Bonk. „Ihr Kernmerkmal ist die Möglichkeit, verschiedene Baureihen an ein und derselben Montagelinie zu produzieren.“

Insgesamt fahren täglich sechs bis sieben Lkw mit Bauteilen durch das Werkstor aufs Gelände und ebenso viele Lastkraftwagen verlassen Luzzara pro Tag mit fertigen Lagertechnikgeräten.

Am Schichtende 2 km weniger gelaufen

Was kann der OPX nun besser als seine beiden Vorgänger, die Horizontalkommissionierer CX und COP? Das stärkste OPX-Modell, der OPX 25, schafft es, 2,5 t mit 12 km/h durchs Lager zu bewegen. Wer noch eins draufsetzen will auf das Standardgerät, der kann auf den „Plus“ umsatteln, der mit einem Fünfrad-Fahrwerk und 14 km/h durchs Lager fegt. Die fünf Räder stehen dabei für hohe Fahrdynamik und perfekte Traktion, so Still. Dabei sind die Motoren so leise, dass man selbst die Zirkaden zirpen hört – wenigstens mit ein wenig technischer Unterstützung während der Produktpräsentation.

Durch effizientes „Diagonalfahren“ sparen Kunden Zeit beim Kommissionieren, die Umschlag- und Pickleistung geht stark nach oben.
Durch effizientes „Diagonalfahren“ sparen Kunden Zeit beim Kommissionieren, die Umschlag- und Pickleistung geht stark nach oben.
(Bild: Still)

Mit dem OPX hat man dank einer umklappbaren Palette hinter dem Fahrerstand am Schichtende 2 km Weg gespart. Alleine durch den Umstand, dass der Fahrer die zweite Palette zur Befüllung zwischen den Fahrerstand und der vollen Palette platzieren kann. Wenn nur eine Palette gepackt werden soll, bleibt die zweite Palette hochgeklappt und sicher arretiert an der Rückseite des Fahrerstands.

Auf Wunsch geht es auch höher hinaus

Apropos klappbar: Muss nur ab und zu in der ersten Ebene kommissioniert werden, gibt es für den OPX eine optionale Trittstufe, die ausgeklappt werden kann. Mit der ist eine Greifhöhe von bis zu 2,1 m erreichbar. Wem das nicht reicht, für den ist der OPX auch mit einem hydraulisch anhebbaren Fahrerstand zu haben, der auf 1,2 m angehoben werden kann und mit dessen Hilfe sich das Kommissionieren bis in eine Greifhöhe von 2,8 m realisieren lässt.

In diesem Fall kann auch „diagonal“ gefahren werden, also gleichzeitig gefahren und dabei der Fahrerstand angehoben oder abgesenkt werden. Die Umschlag- beziehungsweise Pickleistung ließe sich so noch erheblich steigern, sagt Still.

Weitere Informationen: http://www.still.de/

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