Arbeitsschutz Passive Exoskelette lassen`s leichter anpacken
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Seit fast 60 Jahren ist in Montabaur Rossbach Möbeltransporte ansässig. Das Unternehmen hat sich auch auf die Durchführung von Umzügen spezialisiert. Mit dem Einsatz von Exoskeletten möchte das Transportunternehmen nun die Gesundheit seiner Mitarbeiter schützen und Fehlzeiten reduzieren.

Rossbach Möbeltransporte beschäftigt rund 60 Personen als Lageristen, Fahrer und Mitglieder des Montage- beziehungsweise Umzugsteams. Die Mitarbeiter leisten körperlich anspruchsvolle Arbeit. Die Lageristen be- und entladen täglich die Lkw für die anstehenden Transporte. Dabei werden die meisten Möbelstücke lose verladen und nur wenig auf Paletten gepackt. Hilfsmittel wie Stapler oder Ameisen sind nicht praktikabel. Stattdessen bewegen die Lageristen alles manuell, was wiederholtes Ziehen, Schieben, Heben und Tragen von schweren Möbelstücken täglich über mehrere Stunden bedeutet.
Rückenschmerzen sind fast alltäglich
Die Arbeit der Fahrer und Mitglieder der Montage- und Umzugsteams ist nicht weniger fordernd. Das kann etwa das Tragen in den dritten Stock ohne Aufzug oder hinunter in eine Kellerwohnung bedeuten. Durchschnittlich wiegt eine Sendung 80 Kilogramm. Das Gewichtsspektrum liegt zwischen 15 und 300 Kilogramm. Speziell bei sehr schweren Gütern kommen Hilfsmittel wie Sackkarren, Möbelhunde und elektrische Treppensteiger zum Einsatz. Jedoch ist die Anwendung derselben limitiert. In engen Treppenhäusern ist der Einsatz von Treppenkarren zum Beispiel nicht möglich.
Das Unternehmen verzeichnet branchenübliche Krankenstände und weiß, dass ein Teil davon auf die anstrengende Arbeit zurückzuführen ist. Beim Bewegen von schweren Lasten wirken beträchtliche Kräfte auf den gesamten Körper. Bei anhaltenden Belastungen können Muskel-Skelett-Beschwerden die Folge sein. Diese können sich sowohl akut, wie etwa durch eine Verletzung ausprägen als auch chronisch, wie beispielsweise durch langanhaltende Überlastung.
Gemäß einem Bericht der Krankenkasse AOK für das Jahr 2021 ist der Krankenstand in der Transport- und Logistikbranche überdurchschnittlich hoch. Dabei entfallen 24,3 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von psychischen Erkrankungen mit 11,7 Prozent und Erkrankungen der Atemwege mit 10,8 Prozent. Die häufigste Diagnose in der Branche sind aber die Rückenschmerzen.
Rossbach Möbeltransporte möchte die Gesundheit seiner Mitarbeiter schützen und Fehlzeiten reduzieren. Geschäftsführer Arne Rossbach erklärt: „Wir möchten einen Arbeitsplatz schaffen, der interessant ist und das Potenzial hat, auch über Jahre interessant zu bleiben. Für unsere Mitarbeiter wünschen wir uns, dass sie Spaß an ihrer Arbeit haben, ohne sich dabei kaputt zu machen.“
Ein Exoskelett könnte die Lösung sein
Der Gedanke, auf Exoskelette zu setzen ist dabei schon länger vorhanden. Jedoch herrschte die Annahme vor, dass für eine echte Entlastung ein System mit elektrischem Antrieb nötig ist. Hier schreckten jedoch die Größe und das Gewicht von der Einführung der aktiven Exoskelette ab.
Geschäftsführer Arne Rossbach ist schließlich auf die Hunic GmbH und ihre Soft Exoskelette aufmerksam geworden. Bei den Hebe- und Tragehilfen handelt es sich um passive, weil antriebslose Exoskelette mit einer geringen Störkontur. Damit sind sie nämlich auch gut in den Arbeitsalltag integrierbar.
Nach dem ersten Beratungsgespräch fiel die Entscheidung, das System „SoftExo Lift“ und das „SoftExo Carry“ zu testen. Ersteres ermöglicht es, Lasten kraftvoll und wiederholt zu bewegen. Dabei wird der Rücken durch eine Umverteilung der wirkenden Kräfte entlastet. Die Beinunterstützung durch die Elastomere gibt zusätzliche Kraft beim Heben. Das System beugt einer vorzeitigen Muskelermüdung vor und schützt vor einem damit einhergehenden Verletzungsrisiko.
Das zweite passive Exoskelett ist noch kompakter aufgebaut. Denn das System fördert das rückenschonende Tragen von Lasten durch eine einstellbare Lordosenstütze und seitliche Supportbänder. Ergo Patches – kleine würfelförmige Erhebungen entlang des Gurtes – fungieren als Stützen und ermöglichen das Abstellen am Körper – zum Beispiel von Umzugskartons. Das Gewicht wird dabei auf das Becken abgeleitet, wodurch Arme und Schultern entlastet werden.
Exoskelett-Praxistests und Meinungen dazu
Im Wareneingang testeten die Lageristen das „SoftExo Lift“von Hunic. In den Montage- und Umzugsteams wurden sowohl dieses als auch das „SoftExo Carry“ getestet. Die Reaktionen der Belegschaft sind positiv. Speziell das „SoftExo Carry“ kommt auf Tour sehr gut an. Die Mitarbeiter schätzen die Unterstützung beim Heben und Tragen. Und wegen des kompakten Aufbaus kann man es auch während des Fahrens tragen. Das „SoftExo Lift“ überzeugte im Wareneingang nicht wirklich. Denn bei dicht bepackten Lkw bleibe man leicht hängen.
Die Entscheidung fiel also auf das „SoftExo Carry“. Derzeit sind auch mehrere Systeme im Unternehmen, die den Mitarbeitern teilweise fest zugeordnet sind. Damit auch andere die Möglichkeit haben, die Tragehilfe von Hunic zu testen, gibt es Systeme, die flexibel verwendet werden können. In den kommenden Monaten ist dann die sukzessive Anschaffung von weiteren „SoftExo Carrys“ geplant. Und zwar für alle Mitarbeiter, die den ergonomischen und kräfteschonenden Mehrwert der Unterstützungssysteme für sich erkannt haben.
Auch darüber hinaus möchten Rossbach Möbeltransporte und Hunic in Kontakt bleiben. Mit einer möglichen Weiterentwicklung des nicht favorisierten passiven Exoskeletts kann sich das Transportunternehmen nämlich vorstellen, die Hebe- und Tragehilfe mit weiteren Produktinnovationen zu evaluieren. (bm)
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