Schiffstransport Stau vor Panamakanal beeinträchtigt Schiffsverkehr mit Europa nicht
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Wegen anhaltender Dürre und dadurch sinkendem Wasserstand wird derzeit die Zahl der Schiffspassagen durch den Panamakanal gedrosselt. Frachter, Tanker und Containerschiffe stauen sich auf beiden Seiten des Kanals. Experten schauen auf mögliche Folgen für den Schiffsverkehr mit Europa.

Auf beiden Seiten des Panamakanals stauen sich derzeit (Stand September 2023) 128 Schiffe, das sind rund 40 Prozent mehr als in normalen Zeiten. Der Grund dafür ist die Beschränkung der Schiffspassagen infolge der anhaltenden Dürre. Die Wartezeit beträgt laut Kanalbehörde neun bis elf Tage, wobei Containerschiffe bevorzugt durchgelassen werden. In den vergangenen Monaten ließen weniger Regen und höhere Temperaturen den Wasserstand im künstlichen Gatún-See im Panamakanal sinken, was Auswirkungen auf den Betrieb hat. Zuletzt war die tägliche Zahl von Schiffspassagen von 38 auf 32 gedrosselt worden. Auch der maximale Tiefgang, mit dem Schiffe den Kanal passieren dürfen, war gesenkt worden.
Kaum Folgen für den Schiffsverkehr mit Deutschland und Europa
Der wachsende Stau von Schiffen vor dem Panamakanal hat aus Sicht maritimer Experten kaum Folgen für den Schiffsverkehr mit Deutschland und Europa – und wird vor allem nicht zu neuen Störungen in den Lieferketten führen. „Insgesamt dürften die negativen Folgen für den globalen Handel überschaubar sein. Lieferketten haben sich seit der Krise vor etwa zwei Jahren deutlich erholt“, sagte der Ökonom Vincent Stamer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) der dpa.
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Lieferketten
Häufigere Cuts ... und es wird teurer
Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass der Panamakanal im Vergleich zum Suezkanal für Deutschland eine recht geringe Rolle spiele. „Während etwa zehn Prozent des deutschen Außenhandels den Suezkanal passieren, dürfte dieser Wert für den Panamakanal eher bei drei Prozent liegen. Für Europa spielt die nicht betroffene Route über den Atlantik an die US-Ostküste ebenfalls eine wichtigere Rolle als Handelsverbindungen durch den Panamakanal.“
Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) spricht von einer geringen Rolle des Kanals für die hiesigen Verbraucher, „da die für Europa bestimmten Mengen ihren Weg aus Asien über den Suezkanal finden oder über das Kap der Guten Hoffnung gehen“. Hauptgeschäftsführer Martin Kröger betont zudem, dass die aktuelle Lage im Panamakanal völlig anders sei als während der Covid-19-Pandemie oder der kurzzeitigen Blockade des Suezkanals 2021.
USA dürfte betroffen sein
Wirklich bedeutend ist der Kanal laut Stamer für Verbindungen der US-Ostküste mit dem pazifischen Raum. „Betroffen dürfte die Mineralöl- und Chemieindustrie der USA in den Bundesstaaten Texas und Louisiana sein“, so der Ökonom. „Denn etwa 70 der aufgehaltenen Frachtschiffe sind Flüssiggas-, Chemie- oder Ölproduktetanker. Diese Tanker transportieren die Chemikalien und Brennstoffe weiter nach Ostasien und an die Westküsten der amerikanischen Kontinente.“
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