Logistikzukunft Thyssenkrupp startet hoch automatisiertes Logistikcenter

Redakteur: Peter Königsreuther

Im niedersächsischen Rotenburg hat Thyssenkrupp Materials Services jetzt ein, wie es heißt, Maßstäbe setzendes Logistikzentrum eröffnet. Man setze dort strikt auf Digitalisierung und Vernetzung.

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20.000 Tonnen Material warten bald im neuen Logistikcenter von Thyssenkrupp Materials Services, dem größten werksunabhängigen Werkstoffhändler und Dienstleister der westlichen Welt, auf ihre Auslieferung.
20.000 Tonnen Material warten bald im neuen Logistikcenter von Thyssenkrupp Materials Services, dem größten werksunabhängigen Werkstoffhändler und Dienstleister der westlichen Welt, auf ihre Auslieferung.
(Bild: Thyssenkrupp Materials Services)

Thyssenkrupp Materials Services gilt als einer der weltweit größten Werkstoffhändler und Dienstleister. Das Unternehmen habe rund 60 Millionen Euro in den neuen Logistikstandort investiert. Damit sei das eines der größten Projekte der letzten Jahrzehnte. Der moderne Standort soll das Werkstoffgeschäft in die Zukunft führen. Das Lagerlayout des Standorts wurde vollkommen neu konzipiert, heißt es weiter.

Die gesamte Prozesskette funktioniere nun digital und hoch automatisiert. Dort sind Produktionsmaschinen aller Generationen vernetzt, die Bestellprozesse sind automatisiert und die Warenströme werden analysiert, um Vorhersagen für den Werkstoffbedarf der Kunden zu treffen, so das Unternehmen.

Das Center wurde nach rund einem Jahr Bauzeit fertiggestellt und umfasst 36.000 Quadratmeter Hallenfläche, auf der rund 20.000 Tonnen Stahl- und Aluminiummaterial lagern können. In Zukunft entstehen dort rund 70 Arbeitsplätze. Gearbeitet wird im 3-Schicht-Betrieb.

„Materials as a Service“ lautet die Strategie der Zukunft

Das Layout des Standortes sei in puncto optimaler Materialfluss ausgerichtet. Das heißt zum Beispiel, man muss nicht mehr die ideale Beladereihenfolge der Lkw berücksichtigen. Fahrerlose Transportfahrzeuge bringen die bereitgestellte Ware nämlich direkt zum Lkw, der in ebenerdigen Buchten beladen wird. Das bisherige zeitaufwendige Abfahren der einzelnen Ladepunkte in der Halle entfalle damit. So könnten mehrere Lkw parallel abgefertigt werden.

Weil die Ware bis zu 20 Meter lang und 10 Tonnen schwer sein kann, haben erst die Automatisierung der Anlagen sowie die fahrerlosen Transportfahrzeuge eine wirtschaftliche Umsetzung des Konzepts ermöglicht. Das gilt mit Blick auf den Werkstoffhandel als Novum. Der auf ein Minimum reduzierte Verkehr in den Lager- und Anarbeitungsbereichen vermindert Arbeitsunfälle. Für den Kunden bietet das neue Logistikcenter nicht nur ein breiteres Materialangebot, sondern auch ein umfangreicheres Anarbeitungsportfolio. Vom Zuschneiden und Ablängen per Säge bis hin zum Folieren, könnten individuelle Dienstleistungen rasch realisiert werden.

Der Materialfluss wird komplett digital abgewickelt

Der Standort ist entlang der gesamten Supply Chain digital vernetzt. Die Abwicklung der Aufträge erfolge deshalb papierlos, was die Planung und Verfolgung angehe. Die selbstentwickelte IIoT-Plattform „toii“ ist dabei das Herzstück der digitalen Prozesse in Rotenburg. Durch die Vernetzung der Anlagen gelingt ein unmittelbarer Datenaustausch ohne händische Zwischenschritte, betont das Unternehmen. So wird der Materialfluss effizienter und bedarfsgerechter steuerbar. Auch erhöht die Automatisierung die Anlagenauslastung, indem sie die Anarbeitungsstationen, die auch per Roboter unterstützt werden, sehr gut aufeinander abstimmt. Die Data-Analytics-Plattform „alfred“ gewährleistet dabei, dass Lieferströme fortlaufend und optimal koordiniert werden. Auf Grundlage intelligenter, selbstlernender Algorithmen analysiert die Plattform stets die Prozesse – und zwar von der Anlieferung, über das Bestandsmanagement bis hin zur Auftragseinlagerung und -auslieferung.

Auch die Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz

Die Installation einer Photovoltaikanlage wird in den kommenden Monaten erfolgen. Das soll den Standort energetisch gesehen nachhaltiger machen. Im ersten Schritt sei das Ziel, Strom für das Logistikcenter zu erzeugen. In weiteren Ausbaustufen soll Strom auch für weitere Standorte von Thyssenkrupp Materials Services erzeugt werden. Auf dem Gelände verläuft außerdem eine eigene Bahntrasse, über die künftig dreimal wöchentlich Material klimafreundlich per Schiene angeliefert wird. Die papierlose Auftragserfassung und -abwicklung muss dazu noch einmal erwähnt werden. Und das neue Logistikkonzept unterstützt die Planung der Routen, vermindert Standzeiten und erhöht damit die Auslastung der Lkw deutlich.

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