Kontraktlogistik Transportmarkt verlangt Spezialisierung

Autor / Redakteur: Volker Unruh / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Märkte verändern sich, die Anforderungen an die Logistikdienstleister daher auch. Wir fragten Robin Otto, Director Business Development der Geodis Logistics Deutschland GmbH, welche Disziplinen ein Kontraktlogistiker heute beherrschen muss, um erfolgreich am Markt zu agieren.

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MM Logistik: Herr Otto, wie muss ein Kontraktlogistiker aufgestellt sein, um erfolgreich am Markt zu bestehen?

Otto: Kunden erwarten heute von ihrem Dienstleister Marktexpertise und Branchen-Know-how – und dass er die Sprache des Marktes spricht, auf dem er tätig ist. Zudem muss der Dienstleister nach meiner Überzeugung in der Lage sein, seinem Kunden ein ganzheitliches Supply Chain Management anzubieten – mit allen dazugehörenden Komponenten wie See- und Luftfracht, Straßen- und Schienentransport, aber auch Kontraktlogistik und spezialisierte Mehrwertdienstleistungen.

MM Logistik: Wie haben sich die Anforderungen Ihrer Kunden in den letzten Jahren verändert? Gibt es da einen bestimmten Trend?

Otto: Ja, als Kontraktdienstleister müssen wir uns immer weiter spezialisieren: Was wir zum Beispiel im Hightechbereich anbieten, geht weit über die Lagerung eines Notebooks oder dessen Transport von A nach B hinaus. So führen wir Software-Uploads oder Reparaturen auf Laptops und PC durch und übernehmen zertifizierte Datenlöschungen oder Entsorgungsprozesse. Zudem pflegen wir ein Broker-Netzwerk, über das wir zurückgegebene Leasing- oder Gebrauchtgeräte für unsere Kunden weitervermarkten können.

MM Logistik: Das sind Dienste, die man nicht zwingend mit Logistikern verbinden würde ...

Otto: Richtig, da hat sich der Markt stark weiterentwickelt. Aber gerade in diesen spezialisierten Bereichen sind die Gewinnoptionen und Differenzierungsmöglichkeiten für uns als Dienstleister erheblich höher als im Standardgeschäft. Bei dem heute herrschenden Wettbewerb genügt es nicht mehr, global aufgestellt zu sein. Sie brauchen in bestimmten Bereichen sehr tiefes und fundiertes Fachwissen und entsprechende Referenzen.

MM Logistik: ... und nachweisliche Nachhaltigkeit.

Otto: Genau! In diesen Zusammenhang fällt der Aspekt Risikobeurteilung. Der Nachweis finanzieller Stabilität wird für Dienstleister gerade bei der Vergabe umsatzstarker Aufträge immer wichtiger – wobei Geodis mit der französischen Bahn SNCF im Hintergrund robust aufgestellt ist.

MM Logistik: Da Sie schon die französische Bahn erwähnen, liegt natürlich die Frage nach der Entwicklung im Gütertransport nahe.

Otto: Dazu ist zu sagen, dass der Kunde die hohe Komplexität, die im Güterverkehr entstanden ist, vereinfacht sehen möchte. Er sucht einen Dienstleister, der ihm maximale Transparenz gibt und der Synergien im Warentransport eigenständig und innovativ identifizieren und umsetzen kann. Die Basis dafür sind gute und effiziente IT-Strukturen, um die hohe Komplexität der Aufgaben überhaupt professionell koordinieren zu können. Zukunftsthema werden daher die kombinierten Verkehre sein.

MM Logistik: Welche Veränderungen erwarten Sie für die Kontraktlogistik in den nächsten Jahren und wie bereiten Sie sich mit Ihrem Unternehmen darauf vor?

Otto: Über diese Frage könnte man sicherlich lange referieren. Begriffe wie Sustainable Development und Green Logistics werden zurzeit immer intensiver diskutiert. Bereits heute werden die Weichen für solche Projekte gestellt und Dienstleister müssen sich mit diesen Themen konkret befassen, um in Zukunft im Wettbewerb überhaupt berücksichtigt zu werden. Ich persönlich sehe viele positive Optionen auf den für uns relevanten Märkten. Auf unserem Kernmarkt Hightech, FMCG/Retail, Automotive oder auch Kosmetik steckt zudem noch sehr viel Potenzial. Eventuell lassen sich diese Marktbereiche auch kombinieren, um weitere Synergien auszuschöpfen. Auch der Bereich Supply-Chain-Management und mit Sicherheit das Thema E-Commerce wird sich in Zukunft stark entwickeln.

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