Ladungsträger Transportpaletten in der Logistik: Größen, Regalsysteme und Pooling
Welche Arten von Paletten gibt es und worauf sollten Sie bei der Nutzung achten? Hier lesen Sie alles zu den Ladungsträgern – von Einweg- bis hin zu Europaletten!
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Ist die Rede von Paletten, so meint man in der Regel die Transportpalette. Sie ist als Ladungsträger aus der Welt der modernen Logistik nicht wegzudenken. Ihr Siegeszug begann vor rund 55 Jahren mit der Spezifikation „EUR 1“. Seitdem hat sie das Transportwesen auf nationaler und globaler Ebene nachhaltig verändert.
Konstruktion und Funktionsprinzip einer Palette
Transportpaletten werden in produzierenden Betrieben, in Logistikunternehmen sowie bei den Abnehmern am Ende der Supply Chain eingesetzt. Der Aufbau der Ladungsträger richtet sich dabei stets an den Erfordernissen der Branche oder des Anwendungsbereiches aus. In gebündelter Form werden auf ihnen mehrere kleine oder einzelne, schwere Produkte gelagert. Mithilfe von Gabelstaplern, Hubwagen und anderen Flurförderzeugen verlädt man sie schließlich in Lkw zum Weitertransport.
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Flurförderzeuge
Der Hubwagen - Typen und Funktionsweise
Charakteristisch für Paletten ist ein flacher Aufbau mit einer ebenen Ladefläche. Der Unterbau dient einerseits der Stabilisierung und ermöglicht es Flurfördergeräten andererseits, mit den Zinken mittig unter die Ladungsträger einzufahren und sie mit motorischer oder pneumatischer Hilfe anzuheben und zu bewegen. Speziell für die Lagerung palettierter Waren wurden automatische Palettenregale und Hochregallager entwickelt. Ihre modulare Konzeption gestattet den Bau auf von maßgeschneiderten Systemen.
Die Palette für die Logistik: Bezugsquellen
Bezugsquellen für die Palette unterschiedlichsten Zuschnitts sind spezialisierte Herstellerbetriebe der Verpackungsindustrie. Diese haben sich im Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackungen - kurz: HPE - organisiert. Die lieferfähigen Produkte reichen von der klassischen Europalette bis hin zur Chemiepalette mit ihren überwiegend quadratischen Ladeformaten. Nach Erhebungen der Hersteller-Standesvertretung HPE wurden im Produktionsjahr 2017 von den Mitgliedsbetrieben zirka 110 Mio. Paletten hergestellt. Das Produktionsergebnis des Vorjahres 2016 wurde mit einem Plus von sieben Mio. Einheiten deutlich übertroffen.
Auch Plattformen im Internet haben sich der Palette angenommen. Insbesondere für die Europalette hat sich ein breites Angebot im World Wide Web etabliert. Neben der Palette nach Standardmodell EUR1 finden sich auf den Web-Plattformen auch drei weitere nach den EPAL Richtlinien zertifizierte und genormte Versionen der Palette. In der Regel listen die Angebote auch die für gängige Palettenregale einsetzbaren Ladungsträger-Modelle EUR 2, 3 und 6 auf, mit ihren speziellen Bauweisen, Alleinstellungsmerkmalen und Preisen.
Die EUR1-Palette spielt in den aktuellen Preis- und Leistungsvergleichen eine hervorgehobene Rolle. Diese Palette erzielt die höchste jährliche Umschlagmenge. Aufgrund der universell einsetzbaren Abmessung wird diese Palette im europäischen Vergleich am häufigsten eingesetzt. Im Gegensatz zu Einwegpaletten weisen Europaletten einen oft entscheidenden Nutzenvorteil auf. Dieser Palettentyp ist mehrfach einsetzbar. Aufgrund dieser Tatsache hat sich ein beachtlicher Markt für die gebrauchte Europalette entwickelt.
Die Einwegpalette und ihre Einsatzgebiete
Damit unterscheidet sich die Europalette maßgeblich vom Typus der Einwegpalette, die gerne auch als Exportpalette bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Mehrwegpalette steht hier der einmalige Transport vom Hersteller zum Verbraucher im Mittelpunkt. Ein Tausch der Ladungsträger findet nicht statt. Die Palette wird am Ende der Lieferkette vom Empfänger entsorgt.
Als Werkstoffe für die Einwegpalette dienen Holz, Kunststoffe und Wellpappe. Zu den populärsten Ausführungen der Einwegpalette zählen Abmessungen in den Formaten
- Containermaß: 1140 mm × 1140 mm
- Halbeuromaß: 800 mm × 600 mm
- Euromaß: 1200 mm × 800 mm
- Vierteleuromaß: 600 mm × 400 mm.
Exportpaletten unterliegen den vielfältigen, strengen Vorschriften der Zielländer. Es soll verhindert werden, dass Erreger und Krankheitskeime über den Ladungsträger ins Land eingeschleppt werden. Vollhölzer aus kostengünstigem Weichholz für Exportpaletten erfahren deshalb eine Behandlung nach „ISPM 15“ (International Standards for Phytosanitary Measures). Eine spezielle IPPC-Zertifizierung (IPPC = International Plant Protection Convention) gilt als Nachweis und Gütesiegel.
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Distributionslogistik
Distributionslogistik – Definition, Grundlagen, Beispiele
Der deutsche Hersteller Inselkammer umgeht diese Prozeduren mit seiner „INKA“-Palette aus gepresstem, verleimten Holzresten. Diese Pressholz-Palette ist frei von Holzschädlingen und eignet sich deshalb für Exportzwecke.
Ein weiteres Marktsegment bei den Einwegpaletten bildet die witterungsbeständige Kunststoffpalette. Ihre Einsatzschwerpunkte liegen insbesondere in den Bereichen Mikroelektronik sowie im Lebensmittel- und Hygienebereich.
Ein weiteres Segment des Exportmarktes belegt die Palette aus Wellpappe. Bis zu circa 800 kg belastbar gilt die Wellpappe-Palette als kostengünstige Alternative zu Holz und Kunststoff.
Mehrwert von Mehrwegpaletten
Insbesondere auf dem nationalen Logistikmarkt werden Logistiker häufig auf Mehrwegpaletten treffen. Im Vergleich zur Einwegpalette liegt diesem normierten Typ eine deutlich stabilere Konstruktion zugrunde. Dies schlägt sich auch im Gewicht nieder, das je nach Version bei 20 bis 35 kg liegt. Ihr bekanntester Vertreter ist die Europalette. Die normierte Herstellung erfolgt gemäß DIN EN 13698-1. Diese Mehrwegpaletten nach Spezifikationen der Europalette finden Logistiker unter den Markennamen EPAL, CHEP, World oder LPR.
Die Europaletten-Familie von Standardpaletten
Auch über die Europalette und ihre normierte Standardgröße nach DIN EN 13698-1 sollten Logistiker Bescheid wissen. Bezüglich des Volumens am Palettenmarkt kommt ihr eine besonders große Bedeutung zu.
Das dreidimensionale Palettenformat der in Logistik und Lagerbetrieben am häufigsten benutzten Europalette EUR1 beträgt:
- Länge: 1200 mm
- Breite: 800 mm
- Höhe: 144 mm
- Grundfläche: 0,96 m2
- Gewicht: circa 25 kg
- Tragfähigkeit: 1500 kg
- Eur1 besteht aus 9 Holzklötzen, 11 Brettern und 78 Nägeln.
Auch die Abmessungen der einzelnen Bretter sind bei diesem Ladungsträger normiert. Die Holzlatten der Ladefläche haben im Wechsel eine Breite von 100 beziehungsweise 145 mm. Der Zwischenabstand beträgt 40 mm. Die Gesamthöhe der Palette von 144 mm errechnet sich aus der Höhe der Stützbalken von 78 mm zuzüglich der Platten und Decklatten. Der Abstand zwischen den einzelnen, die Konstruktion stabilisierenden Stützpfosten beträgt präzise 382,5 mm. Die Gesamtkonstruktion ist so angelegt, dass ein Gabelstapler von jeder Seite der Europalette einfahren kann.
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Vielseitige „Träger“ der weltweiten Logistik
Palettenregale orientieren sich an diesem Standard. Auch die Hersteller von LKW und Speditionsfahrzeugen haben ihre Fahrzeugmaße auf EUR1 abgestimmt. In einen zeitgemäßen Lkw-Laderaum passen drei EUR1 Platten längs beziehungsweise zwei Paletten quer, bei einem Paletten-Abstand von lediglich 50 mm.
Palette EUR2 verfügt über eine etwas größere Fläche bei geringerer Tragfähigkeit:
- Länge: 1200 mm
- Breite: 1000 mm
- Höhe: 162 mm
- Grundfläche: 1,2 m2
- Gewicht: circa 35 kg
- Tragfähigkeit: 1250 kg
- EUR2 besteht aus 9 Holzklötzen, 17 Brettern und 133 Nägeln.
Dank eines verstärkten Unterbaus kann die EUR2-Palette auch für den statischen Transport auf dem Rollband eingesetzt werden.
Palette EUR3 entspricht der Bauweise von EUR1. Diese Palette unterscheidet sich durch größere Abmessungen.
- Länge: 1000 mm
- Breite: 1200 mm
- Höhe: 144 mm
- Grundfläche: 1,2 m2
- Gewicht: circa 30 kg
- Tragfähigkeit: 1500 kg
- Die EUR3-Palette besteht aus 9 Holzklötzen, 13 Brettern und 84 Nägeln.
Palette EUR6 wird im Tagesgeschäft gerne als „halbe Palette“ bezeichnet. Sie hat das halbe Maß einer EUR1-Palette:
- Länge: 800 mm
- Breite: 600 mm
- Höhe: 144 mm
- Grundfläche: 0,48 m2
- Gewicht: circa 9,5 kg
- Tragfähigkeit: circa 500 kg
- Die Eur6 Palette besteht aus 9 Holzklötzen, 13 Brettern und 69 Nägeln.
Mit der Normierung der Europalette verbinden sich mehrere Vorteile. Sie bildet die Basis für den internationalen Handel. So lässt sich die Infrastruktur komplexer Palettenregale uneingeschränkt nutzen. Da moderne Palettenregale mit entsprechenden Datenverarbeitungsprogrammen ausgerüstet werden, besteht die Möglichkeit, leistungsfähige Warenwirtschaftssysteme für die „Just-in-Time“-Logistik aufzubauen. Außerdem können Speditionen gebrauchte Paletten dank der standardisierten Abmessungen auf dem Gebrauchtmarkt anbieten. Sie passen auch in die gängigen Palettenregale des Käufers. Nicht zuletzt der ökologische Aspekt der Rückführung der Ladungsträger und deren Wiederverwendung im Logistik-Kreislauf spricht für die Europalette. Dieser funktioniert mittels Palettenpooling und Palettentausch.
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Lagertechnik
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Chemiepaletten sind Mehrwegpaletten
Die sogenannten Chemiepaletten bilden ein weiteres, durch große Stückzahlen geprägtes Segment bei den Mehrwegpaletten. Ursprünglich für den Transport von Produkten der chemischen Industrie konzipiert, kommt diese Palette heute auch in anderen Branchen zum Einsatz. Ihre Entstehung verdankte sie den Bemühungen der Chemieverbände VPI und APME auf der Suche nach standardisierten, qualitativ hochwertigen Holzpaletten. Es entstand eine Richtlinie für neun, nach Aussehen, Verarbeitung und Einsatzzweck typisierte Chemiepaletten:
- Kufenpaletten: CP1-CP5
- Rahmenpaletten: CP6-CP9
- Container optimierte Größen: CP3, 5, 8 und 9
Ein europaweiter Rücknahme-Pool rundet die Tragfähigkeit dieses Mehrwegsystems ab. Die Eigengewichte von Chemiepaletten bewegen sich in einer Bandbreite von 17 kg für den Chemieplalettentyp CP2 bis 31 kg für CP9.
Wissenswertes zum Palettentausch
Betrachtet man die Mehrwegpalette als bewegliches Wirtschaftsgut, so wird der Bedarf an einer Kompensierung jeder gelieferten Palette deutlich. Gesetzt den Fall, man erhält eine Warenlieferung auf Palette, so besteht zum einen die Möglichkeit der Entladung in Verbindung mit der Rückgabe der Ladungsträger. Doch nicht immer möchte oder kann man die Paletten sofort nach der Lieferung entladen. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Weiterversand der Warenlieferung geplant ist. In diesem Falle ist man vermutlich an einem Plattentausch interessiert. In der Logistikbranche haben sich im Wesentlichen zwei Verfahren zum Plattentausch etabliert:
- Kölner Plattentauschverfahren
- Bonner Plattentauschverfahren
In jedem Falle ist die Kompatibilität der zu tauschenden Palette zu beachten. So kann der Tausch wertneutral vollzogen werden. Die im Tausch erworbene Palette kann in einem Ihrer Palettenregale weiter genutzt werden.
Sie haben keine leeren Paletten parat? In diesem Falle besteht die Möglichkeit, dem Lieferanten den Wert der Palette zu erstatten. Der gebräuchliche Weg führt über Palettenkonten, wie sie von Speditionen üblicherweise geführt werden. Ganz gleich welchen Weg Sie einschlagen möchten: Es empfiehlt sich, die Modalitäten möglichst im Vorfeld mit dem Lieferanten oder seinem Spediteur zu vereinbaren. Für den Spediteur ist der Bestand an ausstehenden Paletten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Er wird in der Regel jede Palette berechnen oder auf einem zeitnahen Palettentausch bestehen.
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