Kommissionieren Tuning für den Kommissionierwagen

Autor / Redakteur: Robert Weber / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Tuner motzen Autos auf, legen sie tiefer und sorgen für mehr Leistung unter der Motorhaube. Auch die Intralogistikspezialisten von Luca sind begeisterte Schrauber. Sie konzentrieren sich aber auf Kommissionierwagen und erhöhen die Effizienz beim Picken. Das Ergebnis: ein neuartiger Rahmen mit allerhand Technik an Bord.

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Die schöne neue Intralogistikzeit hat noch nicht in allen Unternehmen Einzug gehalten. Vor allem bei vielen kleinen und mittelständischen Firmen ist in der Kommissionierung noch Handarbeit angesagt, so die landläufige Meinung. Ausgestattet mit einem Kommissionierwagen, einem Klappbrett und zahlreichen Papierbelegen macht sich der Mitarbeiter tagtäglich auf den Weg durch die langen Regalflure, um die richtigen Artikel zusammenzuführen. Fehler entstehen dabei immer, denn in der Zettelwirtschaft verliert der Kommissionierer oft schnell den Überblick.

Elektromagneten koppeln den Rahmen an den Wagen

Unternehmer, die weiterhin auf die Kommissionierwagen setzen und ihre Mitarbeiter an die Regale schicken, aber gleichzeitig weniger Fehlermeldungen und Reklamationen der Kunden wünschen, sollten vielleicht über die Technologie Pick-by-Frame des Intralogistikanbieters Luca aus dem westfälischen Halle nachdenken. Die Entwickler haben einen neuartigen Rahmen für den traditionellen Kommissionierwagen entwickelt.

Will heißen: Tradition in der Kommissionierung trifft auf moderne Picking-Technologie. Der ge-tunte Kommissionierwagen ist das Ergebnis. Die gesamte Kommissioniertechnik inklusive Spannungsversorgung wird an einem fahrbaren Rahmensystem, dem Picking-Frame, montiert. Der Mitarbeiter koppelt seinen Rahmen durch permanente Elektromagneten an seinen Kommissionierwagen. Ein Barcode identifiziert diesen an dem Picking-Frame.

Pick-by-Light erleichtert die Arbeit und hebt die Qualität

Dann startet die Kommissionierung. Das System führt mithilfe des Zentraldisplays den Mitarbeiter wegeoptimiert und schnell durch das Lager. Der Clou: Er kann dadurch mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeiten. Auf dem Display werden ihm das Entnahmefach und die Gesamtstückzahl angezeigt. Um eine optimale Qualität zu gewährleisten, kann mit dem Barcodescanner das Entnahmefach oder der Artikel bestätigt werden.

Die Entnahme aus einem Lagerfach wird mitmilfe der Put-to-Light-Anzeigen auf die einzelnen Auftragsfächer des Kommissionierwagens verteilt. Die einzelnen Schienen mit den Pick-by-Light Anzeigen können aus dem Picking-Frame entfernt und durch Schienen mit beispielsweise anderen Fachverteilungen ersetzt werden, heißt es in der Luca-Unternehmenszentrale.

Nach Abschluss der Kommissionierung wird der Picking-Frame durch einen Tastendruck entkoppelt. Der Mitarbeiter neutralisiert dadurch die Magneten und der Rahmen trennt sich vom Wagen, versichern die Entwickler. Die Technik kann dann sofort mit einem neuen Kommissionierwagen wieder gekoppelt werden und der Marsch durchs Lager erneut beginnen. Der Mitarbeiter behält also seinen Picking-Frame und ist auch für die Technik verantwortlich. Die Akkulaufzeit, so der Anbieter, reiche sogar für mehrere Schichten.

Automobilindustrie vertraut der Technik und ist Vorreiter

Die Idee zu dem neuen Produkt kam dem Entwickler und Luca-Eigentümer Slawomir Skarbecki Ende 2010 und schon wenige Wochen später feierte der Picking-Frame auf der Logimat in Stuttgart seine Premiere und stieß auf großes Interesse beim Fachpublikum. Mittlerweile setzen Automobilbauer in Deutschland, Polen und in der Schweiz die Technik erfolgreich ein. Doch nicht nur die Autoindustrie sehen die Luca-Ingenieure als Kunden. Auch im Versandhandel oder in der Pharmaindustrie wittern die Ostwestfalen noch Potenziale. Papierbelege scheinen also doch nicht nur etwas für die kleinen Firmen zu sein.

Besonders stolz ist der Unternehmer auf die schnelle Möglichkeit, von der manuellen auf die papierlose Kommissionierung umzustellen und natürlich auch den Schritt zurückzugehen. Dieser Rückweg ist allerdings nur rein hypothetisch, denn die Kosten-, Zeit- und Qualitätsvorteile stechen den Papierbeleg aus, ist man sich in Halle sicher.

Voraussetzung für den Einsatz der Technologie sind Standardkommissionierwagen

Voraussetzung für den Einsatz der Technologie sind Standardkommissionierwagen, (Luca arbeitete bei der Entwicklung mit Wanzl zusammen), ein Lagerverwaltungssystem, ein Luca-Kommunikationsserver und eine W-Lan-Verbindung in der Kommissionierzone. Wem sein getunter Kommissionierwagen dann noch nicht reicht, kann ihn mit Etikettendrucker, Waagen, RFID und Spezialkomponenten veredeln.

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