Digitalisierung Über Echtzeitvisualisierung Logistikprozesse optimieren

Von Patrick Theobald

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Über Datenanalysen können viele Unternehmensprozesse optimiert werden. Das funktioniert am besten, wenn die Daten möglichst aktuell gehalten werden. Echtzeitvisualisierung kann dabei helfen.

Die Mitarbeiter, die den direktesten Einfluss auf Prozesse im Lager oder Shopfloor haben, sollten konstant mit aktuellen Daten versorgt werden.
Die Mitarbeiter, die den direktesten Einfluss auf Prozesse im Lager oder Shopfloor haben, sollten konstant mit aktuellen Daten versorgt werden.
(Bild: Peakboard)

Während das E-Commerce-Geschäft weiterhin zunimmt, steigen gleichzeitig die Ansprüche der Kunden: Same Day oder Just In Time Delivery – in vielen Fällen versehen mit einem hohen Grad der Prozessintegration. Ein entscheidender Aspekt, diesem Druck gerecht zu werden, ist das Stichwort „Situational Awareness“: Wo stehen wir? Wo steht unser Ist-Wert relativ zu unserem Soll-Wert? Und an welcher Stelle besteht das Problem, das uns davon abhält, unsere Zielvorgaben zu erreichen? Diese Fragen beantworten zu können stellt einen enormen Mehrwert dar.

Eine Möglichkeit dieser Herausforderung Herr zu werden, ist der Einsatz von Echtzeitdaten. In Zeiten von SAP und Business-Intelligence (BI-)Analysesystemen sind die notwendigen Prozessinformationen eigentlich immer vorhanden – die Informationsbasis dafür besteht theoretisch. Das Problem liegt meist in der Zugänglichkeit dieser Informationen.

Üblicherweise werden Daten von einem BI-System aus den Vorsystemen eingesammelt und in ein Data Warehouse (DWH) abgelegt. Oftmals durchlaufen sie unterschiedliche Schichten der Aufbereitung, zum Beispiel um die Datenintegrität und -qualität zu prüfen oder sie inhaltlich so aufzubereiten, dass sie mit den Daten anderer Quellsysteme gemischt werden können.

Lager- und Shopfloormitarbeiter brauchen Livedaten

Das Ergebnis sind Rohdaten, die gedeutet und zusammengeführt werden müssen. Eine Aufgabe, die in der Regel sogenannten Information Workern, typischerweise also Ein- und Verkäufern, Abteilungsleitern und Managern, vorbehalten ist. Dabei wäre der Zugang zu diesen Informationen auch oder gerade für Mitarbeiter, die ihre Arbeit direkt im Lager oder auf dem Shopfloor erledigen, hilfreich. Denn sie sind es, die auf Liveinformationen umgehend reagieren können und müssen. Doch in der Regel und nach aktuellem Stand der Technik wird der Bereitstellungszyklus von Rohdaten nur einmal pro Tag durchlaufen, und zwar auf den Bildschirmen der Information Worker. Die Antworten auf die dringenden Fragen nach Ist- und Sollzustand können also oft erst am Ende eines Tages beziehungsweise eines Auswertungszyklus beantwortet werden.

Wer sich dafür entscheidet, Echtzeitvisualisierung von Prozessdaten im eigenen Betrieb voran zu treiben, muss aber über den Vergleich mit anderen Cases hinaus einige grundsätzliche Kriterien hinsichtlich der Darstellung, Leistungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit einer Lösung bedenken. Ein leistungsfähiges Tool, das Datenvisualisierung auf einem zukunftsfähigen Niveau liefern soll, muss folgende Kriterien erfüllen:

  • Datenanbindung: Es ist unentbehrlich, dass eine Datenanbindung an möglichst alle Vorsysteme und Datenquellen besteht – von Lieferanten über Maschinen bis hin zu Kundendaten. Gleichzeitig muss die Anwendung fehlertolerant sein, sodass die Visualisierungsleistung auch dann gegeben ist, wenn ein einzelner Systemabschnitt ausfällt. Es ist deshalb sinnvoll, dass der Datenaustausch dezentral, also direkt zwischen dem System stattfindet, das die Daten erzeugt und dem Tool, das diese Daten visualisiert. Das bedeutet eine Abkehr von klassischen BI-Strukturen hin zu einer eigenständigen Informationsbeschaffung durch jede einzelne Visualisierungsschnittstelle.
  • Schnelligkeit: Außerdem müssen Datenverarbeitung und Visualisierung in Echtzeit oder nur mit minimalem Zeitverlust stattfinden. Auch hierfür spielt der direkte und dezentrale Datenaustausch eine wichtige Rolle. Denn während in den Strukturen eines klassischen BI-Systems verschiedene Verarbeitungsschichten stattfinden und in der Regel einen großen Zeitversatz erzeugen, ist mit einem dezentralen Ansatz tatsächlich eine Echtzeitvisualisierung möglich.
  • Aufbereitung der Daten: Um Mitarbeiter konkret zu besseren und effizienteren Arbeitsschritten zu befähigen, muss die Darstellung der Daten einer Informationslogik folgen, die keiner Interpretation bedarf. Einem Lagerarbeiter sollte nicht zugemutet werden, Rohdaten zu beurteilen, die den Gesamtprozess abbilden.
  • Prozessanweisungen: Bei komplexen Prozessinformationen reicht es häufig nicht aus, lediglich Daten zu liefern. Es muss gegebenenfalls definiert werden, wie mit welchen Daten umgegangen wird. Jeder Information sollte also auch eine Prozessanweisung folgen.
  • Flexibilität: Für jeden einzelnen Arbeitsplatz sind individuelle Prozessinformationen und -anweisungen relevant. Ein Visualisierungstool muss also eine Selektionsleistung erbringen, die flexibel und manuell anpassbar ist.
  • Agilität: Ein Informationssystem muss für jede Veränderung und Erweiterung im Betrieb anpassbar sein. Ein starr programmiertes Board wird im schlimmsten Fall die Tür für weitere Verbesserungen schließen. Entsprechend sollte in der Architektur bereits die Option für einen langfristigen und kontinuierlichen Verbesserungsprozess mitgedacht werden. Eine solche agile Visualisierungslösung sollte es auch ermöglichen, das bestehende Informationssystem sukzessive auf- und auszubauen. Digitalisierung kann so in kleinen und einfachen Schritten in Eigenregie umgesetzt werden, ohne dass dafür horrende Kosten für Beratungen und Systemumstrukturierungen aufgewendet werden müssen.

Fazit

Durch die bewusste Umgehung klassischer BI-Strukturen wird es möglich, Mitarbeiter entsprechend ihres Aufgabenprofils in extrem kurzen Feedback-Zyklen mit relevanten Informationen zu versorgen. Damit können diese in der Praxis effektiver arbeiten und drohenden oder akuten Problemen schnell entgegenwirken. Mit solchen leicht umsetzbaren Digitalisierungslösungen können Logistikunternehmen schnell und effizient ein zukunftsfähiges Informationsnetzwerk etablieren und wachsendem Margen-, Effektivitäts- und Transparenzdruck gerecht werden. Das Risiko besteht also darin, die Herausforderungen zu ignorieren und nicht darin, sie anzugehen.

* Patrick Theobald ist CTO und Gründer der Peakboard GmbH in 70182 Stuttgart, Tel. (+49) 711 46 05 99 60, info@peakboard.com

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