Ersatzteilmanagement Versandprozesse werden immer intelligenter

Autor / Redakteur: Ulrich W. Schamari / Jürgen Schreier

Eine schnelle Ersatzteilversorgung gilt als Zeichen von Kundenorientierung und schafft Vorteile im internationalen Wettbewerb. Dazu bedarf es einer intelligenten Versandabwicklung, geeigneter Lagerlayouts und der passenden Software, wie bei einer VDMA-Informationsveranstaltung deutlich wurde.

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Die Arbeitsplätze in der Montagehalle werden über das Milkrun-System versorgt. Auch das ist in viad@t integriert.
Die Arbeitsplätze in der Montagehalle werden über das Milkrun-System versorgt. Auch das ist in viad@t integriert.
(Bild: Viastore)

Im weltweiten Wettbewerb punkten kundenorientierte Hersteller zunehmend mit einem Service-Aspekt, um den sich bislang meist externe Dienstleister kümmerten: die Versandabwicklung. Dass es sich lohnt, der Optimierung der Versandprozesse mehr Aufmerksamkeit zu widmen, berichtete Christian Gessner vom Bereich IT-Service der Viessmann-Werke, Allendorf, auf einer Informationsveranstaltung des VDMA-Bereichs Software in Frankfurt.

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„Wir haben quasi 24 Stunden Verfügbarkeit unseres Logistik-Systems“, nannte er als Grund für die Einführung einer intelligenten Versandabwicklung innerhalb SAP ERP in Kooperation mit dem Paketversender GLS. Um stets verwendbare Versandetiketten produzieren zu können, gab der Heizungsspezialist seine selbstdesignten Etiketten mit 1D-Barcode auf und übernahm stattdessen die von GLS für das Routing entwickelten 2D-Barcodes.

Weltweites Ersatzteilemanagement erfordert ein hochentwickeltes Versandsystem

Zur Integration des Paketdienstleisters in die Versandprozesse griff Viessmann auf das Softwareprodukt „it.x-press“ zurück. Es gewährleistet die voll integrierte Anbindung von GLS an das SAP ERP-System, und zwar ohne Medienbrüche und ohne Einschränkung in der Nutzung von Services und Optionen. „Unser Ziel ist es, Pakete und Sendungen schnell, effektiv und kostengünstig zu versenden“, betonte Gessner. Zu berücksichtigen seien hierfür die Liefertermine sowie Abmessungen und Gewicht, aber auch Paketverfolgung und Frachtkostenermittlung.

Die Integrationslösung habe zu hoher Ausfallsicherheit und der Möglichkeit zum Druck von Notfalletiketten geführt. Die vorhandenen Drucker der 23 Packplätze könnten problemlos vom ERP-System angesteuert werden, und die Verarbeitung von etwa 10.000 Sendungen mit GLS pro Tag spreche für sich. Sendungsverfolgung und Auswertung geschehe in SAP.

Dass weltweites Ersatzteilemanagement auf ein hochentwickeltes Versandsystem angewiesen ist, bestätigte IT-Leiter Marco Jaßniger vom Maschinenbauer Bahmüller aus Plüdershausen. Damit die vom Kunden benötigten Ersatzteile kurzfristig vor Ort ankommen, ist jedoch darüber hinaus modernste Kommunikationstechnologie erforderlich. „Wir folgen mit den Niederlassungen unseren Kunden“, erläuterte er zur lokalen Präsenz von Servicetechnikern in zahlreichen Schlüsselmärkten.

Software Multisite steuert Fluss der Ersatzteile werksübergreifend

Um einheitliche Prozesse in allen Niederlassungen sowie zwischen den Niederlassungen und dem Stammhaus zu gewährleisten, erfolge ein zentrales Ersatzteilemanagement durch die IT des Stammhauses. Diese technische Anbindung sei hocheffizient und erübrige lokale Daten zu den Applikationen.

Die Organisation des Ersatzteilevertriebs erfolgt bei Bahmüller über mehrere Prozesse. Mit der Psipenta-Software „Multisite“ wird der Fluss der Ersatzteile werksübergreifend gesteuert, ein umfassender Informationsaustausch erfolgt zwischen den einzelnen Kunden und der Zentrale bzw. einer Niederlassung, und schließlich erfordert das Führen von Konsignationslagern einen ständigen Datenabgleich zwischen Bahmüller als Ersatzteillieferant und den Kunden als potenziellen Abnehmern.

„Diese Prozesse haben wir untersucht und versucht zu optimieren“, erklärte Jaßniger. Daraus ergaben sich standardisierte Abläufe mit intelligenter Lieferselektion, Kommissionierung und Versandlagerbuchung sowie die Einrichtung eines Webshops für Ersatzteile, in dem die Kunden die gewünschten Teile unkompliziert bestellen können.

Lager beliefert Produktions- und Versandbereich

Intelligente Logistiksysteme können aber noch weit mehr als effiziente Lösungen für Versand und Ersatzteileverwaltung. So präsentierte Falko Menz von Viastore Systems, Stuttgart, das Beispiel der Gebr. Müller Apparatebau GmbH & Co. KG in Ingelfingen. Das neue Lagersystem dieses Unternehmens beliefert sowohl den Produktions- als auch den Versandbereich, wobei eine Lösung mit eingassigem automatischem Palettenlager und zweigassigem automatischem Kleinteilelager sowie entsprechender Behälterfördertechnik umgesetzt wurde.

„Das Lager-Layout des alten Standortes hat einfach nicht mehr zu den Anforderungen und den Geschäftsprozessen gepasst“, gab Menz als Begründung für die innovative Umgestaltung der Intralogistik an. Die bisherige manuelle Versorgung der Arbeitsplätze mit Hubwagen war so aufwendig und langsam, dass die Forderung der Kunden nach einer europaweiten Belieferung binnen 48 Stunden nicht erfüllt werden konnte.

Anlagenvisualisierung gewährt Kontrolle über das Materialflusssystem

„Daraufhin hat man sich entschlossen, eine Lösung zu finden, die Produktionsversorgung und Versand gleichzeitig abbildet“, referierte Menz. Einen großen Fortschritt bedeutete vor allem die intelligente Einbindung der Montageplatz-Versorgung durch Routenzüge. Die Anlagenvisualisierung gewährt Kontrolle über das Materialfluss-System, das immerhin etwa 400.000 Produktvarianten bewältigen muss. Das bedeutet, dass eine standardisierte Produktion auf Lager nicht möglich ist. Vielmehr muss die Produktion bedarfsorientiert nach dem Just-in-Time-Prinzip erfolgen.

Welche IT-Lösungen auf die Logistik in den kommenden Jahren zukommen werden, verdeutlichten Christian Erb von Salt Solutions und Christopher Bouveret von Itizzimo. „Wertschöpfungsnetzwerke werden größer und nicht kleiner“, stellte Erb angesichts des beständigen Wettlaufs von Staaten und Unternehmen um Wachstum, Wohlstand und Ressourcen fest.

Smart Glasses und Mobile Devices werden zum Standard

Auch für das Lager im Jahr 2020 gelte der Trend zur kompletten Vernetzung, womit der Datenzugriff von überall auf beliebige Weise ermöglicht werde. Amazon wolle irgendwann einmal mit Drohnen ausliefern, und man überlege sich aktuell, ob man mit ihnen auch lagerinterne Prozesse wie etwa Inventuren gestalten und autark vorantreiben könne.

Smart Glasses und Mobile Devices würden auch im Lager bald Gang und Gäbe sein. Hier sei einfach wichtig, dass die Mitarbeiter einbezogen werden und in Echtzeit alle Daten und Informationen für ihre Arbeit bekommen. „Es wird um die Interaktion aller Systeme mittels echtzeitfähigen Devices gehen“, bestätigte Bouveret.

* Ulrich W. Schamari ist freier Journalist in Frankfurt am Main.

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