50 Plus Von Kopf bis Fuß aufs Altern eingestellt
Nicht das Alter steht beim Sensorhersteller Sick im Vordergrund. Die Personalarbeit beschäftigt sich vielmehr mit dem Altern der Beschäftigten – und hat damit Erfolg, gerade bei den Älteren. Mehrfach wurde das Unternehmen in Waldkirch zum „besten Arbeitgeber Deutschlands“ gekürt.
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„Unsere Personalpolitik ist mitarbeiter- und familienorientiert“, sagt Rudolf Kast, Mitglied der Geschäftsleitung Human Resources bei der Sick AG, Waldkirch. Diese Ausrichtung kommt nicht nur bei den weltweit rund 4700 Beschäftigten an. Sie überzeugt auch regelmäßig die Juroren einschlägiger Wettbewerbe.
So erhielt das zu den international führenden Herstellern von Sensoren und Sensorlösungen gehörende Unternehmen seit 2004 viermal hintereinander das Gütesiegel „Deutschlands beste Arbeitgeber“. 2006 kam der „Weiterbildungsinnovationspreis“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) dazu und im September dieses Jahres der „Internationale Arbeitgeberpreis“ des AARP. 2006 und 2008 ergänzte jedesmal noch der Sonderpreis für die „Förderung älterer Mitarbeiter“ das oben genannte Gütesiegel.
Alle Altersklassen werden optimal qualifiziert
Die Teilnahme an Wettbewerben ist Strategie. Denn mit jedem Erfolg steigt der Bekanntheitsgrad des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt. Und jeder Erfolg hilft mit, ein positives Image aufzubauen. Beides verbessert die Chancen, um bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften gegenüber den großen – und vor allem beim Nachwuchs beliebten – Arbeitgebern zu punkten.
Doch Kast und sein Team haben bei der Personalpolitik längst nicht nur den Nachwuchs im Blick. „Wir stellen uns seit einigen Jahren konsequent auf eine alternde Gesellschaft ein.“ Das heißt nicht, dass seitdem die personalpolitischen Maßnahmen schwerpunktmäßig die Belange der älteren Beschäftigten berücksichtigen.
Nicht das Lebensalter, sondern vielmehr der Prozess des Alterns steht bei der Personalarbeit im Vordergrund. Die Mitarbeiter aller Altersklassen gilt es, mit geeigneten Angeboten bestmöglich zu qualifizieren, um sie bis zum – für viele späteren – Renteneintritt leistungsfähig im Arbeitsprozess zu halten.
Weiterbildung alleine reicht für alternde Mitarbeiter nicht
Weil sich das mit Weiterbildung allein nicht bewerkstelligen lässt, setzt man bei dem Sensorhersteller deshalb auf weitere Bausteine: beispielsweise das Gesundheitsmanagement. Es kommt der gesamten Belegschaft zugute und stellt mit ergonomischen Maßnahmen, Schulungen, Beratung der einzelnen Mitarbeiter und Trainings gezielt die Prävention in den Mittelpunkt.
Der eigens eingerichtete Arbeitskreis „Gesundheit“ kümmert sich um das Umsetzen der gesteckten Ziele der betrieblichen Gesundheitsförderung. Eines davon ist, die Arbeitszeitregelung so auszugestalten, dass sie möglichst gut zu der familiären Situation und zum Alter der jeweiligen Mitarbeiter passt.
Zeit-Wert-Konten ermöglichen längere Freistellphasen

Hinter dem Stichwort „flexible Arbeitszeiten“ stehen variable Zeit-Wert-Konten, die – 2004 eingeführt – den Weg ebnen für eine lebensphasengesteuerte Arbeitszeitgestaltung. In den Zeit-Wert-Konten sparen die Mitarbeiter Zeit an für spätere Freistellphasen, die sie unter anderem für verkürzte Wochenarbeitszeiten oder für Weiterbildungszeiten außerhalb des Unternehmens benötigen.
Auch ohne Zeit-Wert-Konten hätte jeder Mitarbeiter – gleich welcher Qualifikation, gleich welchen Alters – die Chance, sich weiterzuentwickeln und zu qualifizieren. Neben gezielten Weiterbildungsveranstaltungen findet das tagtäglich während des normalen Arbeitsablaufs statt. Stichworte dazu sind „altersgemischte Teams“, in denen die jüngeren Mitglieder von den älteren lernen und umgekehrt, „abwechslungsreiche Arbeit“ und „lernförderlich gestaltete Arbeit“.
Gemeinsames Projekt mit der PH Freiburg
Speziell vor dem Hintergrund alternder Belegschaften ist allerdings das derzeit laufende Projekt mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu sehen. Das Projekt sucht nach Antworten auf die Frage, wie Personalentwicklung gestaltet werden muss, um ältere Mitarbeiter sicher zu integrieren und zu fördern.
Mit dem bisherigen Vorgehen und den Maßnahmen gelingt das schon sehr gut, was die Teilnahmequote an Weiterbildungsveranstaltungen der über 50-Jährigen von knapp 50% unterstreicht. „Das ist einmalig in Deutschland“, freut sich Rudolf Kast und lässt dabei keinen Zweifel aufkommen, dass es zukünftig trotzdem noch besser werden kann.
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