Grundlagenwissen Was ist Lagertechnik? Definition und Anwendungsbeispiele
Hier erhalten Sie die wichtigsten Informationen zur Lagertechnik. Gewinnen Sie einen Einblick in verschiedene Disziplinen, Lagerarten und Anwendungsgebiete!
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Der Begriff in Kürze: Lagertechnik beschäftigt sich mit der Verwahrung und Kommissionierung von Gütern. Der Bereich ist Bestandteil der Intralogistik und eng verbunden mit Fördertechnik und Verpackungstechnik.
Eine ausführliche Erklärung findet sich im Glossar von Lagertechnik Becker: „Die Lagertechnik umfasst die Lagerung von Gütern und ist so wesentlicher Bestandteil der Unternehmenslogistik. Sie dient als Schaltstelle zwischen Beschaffung, Produktion, Distribution und Entsorgung.“
Als Schnittstelle zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen ist Lagertechnik für den Materialfluss von enormer Bedeutung. In Zusammenarbeit mit Förder- und Verpackungstechnik gewährleistet sie eine nachhaltige Supply Chain und ist maßgeblich dafür verantwortlich, die Übersichtlichkeit und Ordnung in Lagern aufrechtzuerhalten. Um sinnvolle Lagerlogistik zu beschreiben, braucht es Lagermanagement, also die Planung, Organisation und Kontrolle von Lagersystemen und deren technischer Ausstattung.
Schon gewusst?
Jeder von uns hat genau genommen im täglichen Leben mit Lagertechnik zu tun. Dazu zählen nämlich auch Detaillösungen wie Regale und Schränke im Büroalltag oder zuhause. Im Rahmen von MM LOGISTIK wird der Begriff jedoch nur im Kontext von industriellen Lagern oder Lagersystemen genutzt.
Welche Lagerarten gibt es?
Lager bestehen aus mehreren Regalen – es sei denn, es handelt sich um ein Blocklager. Hier sind zehn der am häufigsten genutzten Regale im industriellen Umfeld!
- 1. Breitfachregale zeichnen sich durch besonders große Auflageflächen aus. Sie eignen sich deshalb für leichte und geräumige Ware.
- 2. Durchlaufregale werden vor allem im Versandhandel genutzt. Nach dem First-In-First-Out-Prinzip wird Ware auf der einen Seite der Regale eingelagert und von der anderen Seite wieder entnommen.
- 3. Fachbodenregale besitzen einen durchgängigen Regalboden und sind deshalb besonders geeignet für die Lagerung von Kleinteilen. Im Vergleich zu Regalen ohne Boden oder Gitterboden sind sie jedoch aufgrund erhöhten Materialverbrauchs auch teurer. Bevorzugt setzt man sie in der Automobil- und Textilindustrie oder im Internethandel ein.
- 4. Palettenregale besitzen im Gegensatz zu Fachbodenregalen meist Gitterost- oder Tiefenauflagen mit Aufkantung. Sie zeichnen sich aus durch stabile Rahmen und eine Durchschubsicherung. Oft sind sie auch mit einem Rammschutz versehen. Optional kann man sie als Durchfahrregale konstruieren und an verschiedene Maß- und Gewichtserfordernisse anpassen.
- 5. Systemregale können als Stecksystem zusammengesetzt und auf individuelle Bedürfnisse angepasst werden. So lässt sich zum Beispiel die Höhe der Auflage verändern, wenn besonders umfangreiche Waren verstaut werden müssen.
- 6. Kragarmregale nutzt man vor allem für sperrige und schwere Güter. Am Rahmen der Regale sind beidseitig Tragarme fixiert, die je nach Anforderungen auf verschiedenen Höhen angebracht werden können.
- 7. Gefahrstoffregale werden – wie der Name schon verrät – dazu eingesetzt, gefährliche Güter, also zum Beispiel Reizstoffe und Chemikalien, zu lagern. Oft sind sie dazu mit einem speziellen Spritzschutz versehen und verfügen über eine eingebaute Wannenvorrichtung zum Auffangen wassergefährdender Stoffe. Für die gesetzeskonforme Einlagerung von Säuren, Basen und dergleichen sind Gefahrstoffregale unerlässlich.
- 8. Schwerlastregale müssen besonderen Ansprüchen an Stabilität und Sicherheit gerecht werden. Man setzt sie zur Lagerung besonders schwerer Güter ein. Diese überschreiten jedoch selten ein Gewicht von wenigen Tonnen, weil die Gefahr eines Regalbruchs mit steigendem Gewicht drastisch zunimmt. Ohnehin muss die Belastungsgrenze entsprechender Förderzeuge beachtet werden.
- 9. Regalanlagen sind miteinander verknüpfte Regale, die mit automatisierter Fördertechnik bearbeitet werden. Als Ansatz von Logistik in Zeiten von Industrie 4.0 können sie die Effizienz von Lagern deutlich steigern und Zeit und Fläche einsparen.
- 10. Verschieberegale sind meist auf Schienen montiert oder hängen an solchen und werden zur Aufbewahrung schwerer Waren eingesetzt. Sie können mit vergleichsweise geringem Aufwand längs oder quer hin- und hergefahren werden. Dadurch sind Verschieberegale besonders platzsparend. Allerdings beansprucht ein Pick, also die Entnahme eines Guts, hier deutlich mehr Zeit, weil das Lager dafür erst immer wieder verschoben werden muss.
In diesem Video präsentiert das Unternehmen Jungheinrich seine Verschieberegale. Sie sollen gegenüber anderen Regaltypen bis zu 90 % platzsparender sein.
Grundsätzlich kommt es bei einem Lager auf Stabilität, Haltbarkeit, Flexibilität, Montagedauer und -einfachheit sowie auf etwaige Erweiterungsmöglichkeiten an. Es ist außerdem wichtig, entsprechende Belastungsgrenzen zu kennen. Andernfalls besteht die Gefahr eines Regalbruchs. Neben massiven Kosten durch Stillstand und die Beschädigung der Ware birgt ein solcher Vorfall enorme Sicherheitsrisiken für Mitarbeiter.
Nicht vergessen!
In Lagerhallen muss ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung von Verkehrsregeln gelegt werden. Nur durch die strikte Trennung von Fuß- und Fahrwegen können Sicherheitsrisiken minimiert werden.
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Lagertechnik
So finden Sie die idealen Regalsysteme für Ihr Lager – Arten & Tipps
Beschaffungslager – Auftakt der Intralogistik
Neben ihrer Beschaffenheit unterscheidet man Lager auch nach ihrer Position in der logistischen Kette:
Was ist Beschaffungslogistik?
Im Rahmen der Beschaffungslogistik kümmert man sich um den Wareneinkauf und den Transport von Materialien und Gütern zum Eingangslager oder zur Produktion. Beschaffungslogistik ist damit eine Voraussetzung für Fertigung und Distribution. Sie ist dafür verantwortlich, Unternehmen stetig mit qualitativ hochwertiger und gleichzeitig möglichst günstiger Ware zu versorgen und damit unterbrechungsfreie Herstellung zu gewährleisten. Beschaffungslogistik gilt deswegen als unverzichtbar für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben.
Worauf kommt es bei der Beschaffungslogistik an?
Beschaffungslogistiker müssen dafür Sorge tragen, dass ihre Lager möglichst niedrige Kosten verursachen. Eine gute Standortwahl, kostengünstige Lagertechnik, nachhaltige Bestandspolitik, Management von Bestandszyklen und die Optimierung von Lagerabläufen sind wichtig, um dieses Ziel zu realisieren. Dazu zählt auch der Einbau eines Puffers, um etwaige Versorgungsschwachstellen zu überstehen. Generell wird jedoch eine Just-in-time-Produktion angestrebt, um die Lagerkosten möglichst gering zu halten.
Der ideale Beschaffungslogistiker ist ein Marktkenner, der die Preisentwicklungen im Blick behält, Rabatte einzelner Hersteller kennt und vorausschauend handelt, zum Beispiel im Hinblick auf saisonale Engpässe. Gleichzeitig behält er seine Konkurrenz im Auge und verfolgt deren Marktstrategie und Einkaufspolitik. Weil viele Rohstoffe aus dem Ausland kommen, kennt er sich genau mit nationalen Feiertagen, Zöllen und sonstigen Handelshemmnissen aus.
Was ist ein Beschaffungslager?
Beschaffungslager stellen die Lagerkapazität für Waren, die in der Produktion gebraucht werden. Im Normalfall entspricht der Lagerstandort zu diesem Zweck auch dem Produktionsstandort. Nur selten, etwa aus Platzgründen, ist das Beschaffungslager extern positioniert. Dann muss ein zuverlässiger Transport gewährleistet sein. Das Personal in Beschaffungslagern prüft die Qualität und Menge der Waren und ist für deren innerbetriebliche Verteilung zuständig. Zunehmend erfolgen diese Prozesse jedoch automatisiert.
Umschlagslager – Herzstück der Produktion
Was ist Umschlagslogistik?
Umschlagslogistik beschäftigt sich mit dem Güter- und Warenwechsel von einem Arbeitsmittel zum anderen. Der Begriff „Arbeitsmittel“ beschreibt sämtliche Straßen-, Schienen-, Wasser- und Flugtransporter. Je nach Warenart kommt es in der Umschlagslogistik häufig zum Wechsel von Modalitäten. Bei einfachem Modalitätenwechsel spricht man von bimodalem, bei zweifachem Wechsel von trimodalem Transport. Die Entscheidung darüber, welche Modalitäten für den Warentransport gewählt werden, findet auf Basis der Faktoren Zeit, Sicherheit und Kosten statt.
Worauf kommt es in der Umschlagslogistik an?
Umschlagslogistik kann Bestandteil von Intra- und Extralogistik sein, also entweder innerhalb oder außerhalb des Betriebs stattfinden. Sie ist das Bindeglied zwischen Beschaffungs- und Absatzmärkten. Falls kein direkter Umschlag stattfindet, müssen die Waren in einem Zwischenlager verwahrt werden.
Was sind Umschlagslager?
Zwischenlager oder Umschlagslager werden für die kurzfristige Aufnahme von Gütern genutzt. Sie sollen den Umschlag möglichst vieler Waren und Güter gewährleisten. Idealerweise sind sie deshalb am jeweiligen Umschlagsort platziert. Teilweise ermöglichen sie auch die Sortierung und Zusammenstellung (Kommissionierung) von Waren, die zu gleichen Zieldestinationen befördert werden müssen. Um Kosten zu sparen, versucht man generell, auf Zwischenlager zu verzichten.
Distributionslager – Auf dem Weg zum Kunden
Was ist Distributionslogistik?
Im Rahmen der Absatzlogistik (oder: Distributionslogistik) geht es um die Verteilung der gefertigten Güter. Sie ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen Produktion und Absatzmärkten.
Worauf kommt es bei der Distributionslogistik an?
Ziel der Distributionslogistik ist es, Kunden eine hohe Verfügbarkeit von Waren zu garantieren. Produkte müssen schnell und einfach erhältlich sein und dabei möglichst geringe Lagerkosten verursachen. Es geht unter anderem um strategische, operative und taktische Aufgaben wie Standortwahl, die Schaffung kostengünstiger Distributionsnetzwerke, Fuhrparkmanagement und Kommissionierung. Momentan muss die Distributionslogistik vor allem eine Antwort auf die steigenden Ansprüche der Kunden an Lieferzeiten finden.
Was sind Distributionslager?
Weil Abnehmer über ein relativ großes geografisches Gebiet verteilt sind, richten Produzenten so genannte Distributionszentren, also Absatzlager und Distributionslager, ein. So soll eine möglichst schnelle und zielgenaue Lieferung ermöglicht werden. Meist sind solche Lager relativ weit vom Fertigungsort entfernt. Das Gebiet in der Nähe des Unternehmens kann man schließlich auch von dort aus beliefern.
Statische und dynamische Lagersysteme
Neben der Funktion des Lagers in der Logistikkette unterscheidet man auch nach der Art der Lagerhaltung. Es gibt geordnete Lagerhaltung (oder: statische Systeme) und chaotische Lagerhaltung (oder: dynamische Systeme).
In einem statischen System sind jeder Ware und jedem Gut feste Lagerplätze zugeordnet. Autoscheiben liegen zum Beispiel immer im Fach „A“. Je nach Umschlagshäufigkeit werden bestimmte Güter näher an die Kommissionierung oder weiter davon entfernt platziert. Diese Art der Lagerhaltung eignet sich besonders für:
- Kleine Unternehmen
- Überschaubare Artikelmengen
- Betriebe mit großzügig angelegten Lagerplätzen
Der Raumnutzungsgrad in statischen Lagern ist mit circa 60 % relativ gering. Es gibt vergleichsweise viel Freistand, weil leere Fächer nicht durch andere Güter belegt werden dürfen. Standardmäßig geht der Kommissionierer selbst durch die Regale und sucht sich seine Waren zusammen.
In dynamischen Systemen bewegen sich Lagereinheiten innerhalb des Lagers frei umher. Es gibt keine festen Lagerplätze. ERP-Systeme sind hierbei nicht nur Hilfsmittel, sondern Grundlage für die Funktionstüchtigkeit des Lagers. ERP steht für „Enterprise Ressource Planning“ und bezeichnet Software, mit der man unter anderem den Lagerbestand managen kann. Chaotische Lagerhaltung eignet sich für:
- Große und unübersichtliche Lager
- Unternehmen, in denen platzsparende Lösungen gefragt sind
Durch dynamische Systeme können Lager schneller bestückt und Freistände verhindert werden. Das verbessert den Raumnutzungsgrad im Vergleich zu statischen Systemen maßgeblich. Voraussetzungen für eine funktionierende chaotische Lagerhaltung ist ein nachhaltig geplantes und umgesetztes Lagermanagement. Dazu zählt etwa die detailgenaue Pflege und Analyse von Daten. Ständig müssen dazu Durchlaufzahlen, Lagerumschläge, Fehlerquoten und Laufweganalysen überwacht werden. Im Gegensatz zu geordneter Lagerhaltung bewegt sich die Ware in dynamischen Systemen zum Kommissionierer hin und nicht umgekehrt.
Arbeiten in der Lagertechnik
Damit man in der Lagertechnik erfolgreich durchstarten kann, braucht es ein Studium in der Fachrichtung Förder- und Lagertechnik. Auch Anlagenbauer und Wirtschaftsingenieure werden gesucht (Die TU Kaiserslautern und die FOM Hochschule für Ökonomie in Düsseldorf sind nur zwei der wichtigsten Anlaufstellen). Aber auch mit einer Ausbildung hat man in der Lagertechnik gute Chancen. Ideale Fachkräfte sind Organisationstalente, haben eine gesteigerte Affinität zu technischen und teils auch mathematischen Fragen und besitzen einen guten Orientierungssinn.
Als Lagerist und Kommissionierer kann man ein Einstiegsgehalt von 1600 bis 1800 Euro brutto erwarten. Studierte Fachkräfte, etwa Anlagenbauer, können mit deutlich höheren Beträgen rechnen. Nicht selten sind hier 4000 Euro pro Monat brutto Usus.
Weiterführende Quellen
Für eine tiefer gehende Recherche zum Thema Lagertechnik kann man sich dieser beiden Quellen bedienen:
- Im Buch „Transport- und Lagerlogistik“ von Martin Heinrich geht es um die Planung, Struktur, Kosten und Steuerung von intralogistischen Systemen. Ein Schwerpunkt wird auf die planerische Transport- und Lagertechnik inklusive entsprechender Vordimensionierung gelegt.
- Der Verband für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen (VLB) umfasst eigenen Angaben zufolge führende Hersteller der Branche. Gemeinsam will man seit der Gründung im Jahr 1966 Standards zu Qualität und Sicherheit festlegen und sich gegenseitig in rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Belangen unterstützen.
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