Verpackungstechnik Was ist Verpackungstechnik? – Definition, Trends & Karriere

Autor Sebastian Hofmann

Verpackungstechnik ist die Schnittstelle zwischen Intralogistik und Extralogistik. Hier erfahren Sie, wie Verpackung aufgebaut ist und was sie können muss!

Anbieter zum Thema

Verpackungstechnik spielt eine Schlüsselrolle in der Logistik. Sie gewährleistet den sicheren Transport und ist relevant für die Vermarktung von Produkten.
Verpackungstechnik spielt eine Schlüsselrolle in der Logistik. Sie gewährleistet den sicheren Transport und ist relevant für die Vermarktung von Produkten.
(Bild: ©Africa Studio - stock.adobe.com)

Der Begriff in Kürze: Verpackungstechnik macht Produkte durch ein- oder mehrfache Umhüllung mit Packstoff transportfähig. Sie ist dazu jeweils individuell auf einzelne Waren und Transportarten zugeschnitten. Stets arbeitet Verpackungstechnik nach dem Prinzip „so viel Verpackung wie nötig und so wenig wie möglich“.

Eine detaillierte Definition von Verpackungstechnik liefert Ingenieurwesen studieren: „Verpackungen müssen nicht nur das Produkt, das sich in ihnen befindet, schützen und fit für den Transport machen, sondern weitere Funktionen erfüllen: Sie müssen klug konstruiert, funktional gestaltet und entsprechend bedruckt sein. Darüber hinaus sollten sie Informationen über das Produkt enthalten, Produkte lagerfähig machen und umweltschonend sein.“

Verpackungstechnik ist allgegenwärtig. Sie dient zum Schutz, zur Portionierung, zur Lagerung, zum Transport und zur Vermarktung von Waren. Für die Logistik ist Verpackungstechnik insofern von besonderer Relevanz, als dass sie den letzten Schritt der Intralogistik bildet und an der Schwelle zur Extralogistik steht.

Schon mal darüber nachgedacht?

Verpackungstechnik begegnet uns im Alltag andauernd. Von Kartoffelchips über Möbel bis hin zu Zahnpasta besitzen fast alle Güter, die wir kaufen können, eine Verpackung. Hersteller setzen sie nicht einfach nur ein, um ihre Waren zu transportieren. Verpackungen haben auch einen nicht zu unterschätzenden Vermarktungsaspekt. In seiner Studie „Packaging matters“ hat der amerikanische Verpackungshersteller Westrock sogar herausgefunden, dass Verpackung zunehmend wichtiger für unsere Kaufentscheidungen werden.

Woraus besteht Verpackung?

Am Beginn des Verpackungsprozesses steht der Verpackungstechniker vor der Frage „Welcher Packstoff eignet sich am besten für meine Produkte?“ Als Packstoff bezeichnet man den Rohstoff beziehungsweise das Material, aus dem das entsprechende Packmittel besteht.

Beispiel: Der Verpackungstechniker entscheidet sich für Papier, weil es leicht und stabil ist. Letztendlich lässt er einige Pappkartons fertigen.

Grundsätzlich hat man die Wahl zwischen vielen unterschiedlichen Materialien. Hier sind die Wichtigsten:

  • Kunststoff ist der wohl am häufigsten genutzte Packstoff der Welt. In Form von Folien, Kisten, Flaschen und anderen Behältnissen dient er zum Transport und zur Vermarktung von Gütern. Weil herkömmlicher, auf Polyethylen basierender Kunststoff sehr schädlich für die Umwelt ist, setzt man zunehmend Biokunststoff ein.

    Um diesen herzustellen, spaltet man nachwachsende Rohstoffe in einzelne Moleküle auf, die man anschließend in neuer Abfolge wieder aneinanderreiht. So entsteht ein Stoff, der fast die gleichen Eigenschaften hat wie Kunststoffe aus Erdöl.
  • Papier oder Karton ist ebenfalls einer der am häufigsten genutzten Packstoffe. In Form von Kartons und Schachteln wird er zum Transport kleiner und mittelgroßer Güter eingesetzt. Speziell bearbeiteter Wellkarton ist besonders stabil und kann auch zur Stabilisierung anderer Packstoffe dienen.
  • Metall nutzen Verpackungstechniker häufig in Form von Dosen und Aluminiumfolie. Es ist vergleichsweise stabil und kann nach Gebrauch und Reinigung recycelt und wiederverwendet werden.
  • Holz dient als Rohstoff für Transportkisten und Schachteln. Beispielsweise bei hochpreisigen Spirituosen und Weinen wird Holz gezielt dazu eingesetzt, die Wertigkeit der Güter zu unterstreichen.

Verpackungen unterschiedlichster Formen und Farben begegnen uns überall in unserem Alltag. Für Verpackungstechniker spielt auch die Auswahl des richtigen Materials eine entscheidende Rolle.
Verpackungen unterschiedlichster Formen und Farben begegnen uns überall in unserem Alltag. Für Verpackungstechniker spielt auch die Auswahl des richtigen Materials eine entscheidende Rolle.
(Bild: ©Rido – Fotolia.com)

  • Glas findet seit Jahrhunderten Anwendung in der Verpackungstechnik. Ob als Flasche, Marmeladenglas oder Medizinfläschchen – aus unserem Alltag sind Gläser nicht mehr wegzudenken.

    Schon gewusst?

    Mit der Glasfarbe einer Flasche kann man maßgeblich die Haltbarkeit der darin enthaltenen Flüssigkeiten bestimmen. Ein Test des WDR-Wissenschaftsmagazins Quarks & Co. hat ergeben, dass Bier in einer klaren Glasflasche deutlich schneller schlecht wird als in einer grünen oder braunen Flasche. Der Grund: Farbiges Glas hält UV-Strahlen besonders effektiv vom Eindringen in die Flüssigkeit ab.
  • Verbundstoffe setzt man häufig zur Produktion multifunktionaler Verpackungen ein. Saftkartons stellt man zum Beispiel aus einem Verbund von Papier und Kunststoff her. Das Papier senkt die Produktionskosten und der Kunststoff garantiert, dass die Verpackungen dicht bleiben.

Packhilfsmittel ergänzen Packmittel und erhöhen die Transportfähigkeit und Stabilität von Verpackung. Häufig genutzte Packhilfsmittel sind Klebebänder, Umreifungsbänder, Paletten, Stretchfolie, Schnüre, Etiketten, Drähte, Gurte, Plomben, Verschlussklammern und Abroller. Der Übergang von Packmitteln zu Ladungssicherungsmitteln gestaltet sich oftmals fließend. Hier ist keine eindeutige Abgrenzung möglich.

Was muss Verpackung können?

Verpackung erfüllt verschiedene Funktionen. Hier sind die sechs wichtigsten:

  • 1. Schutz- und Verschlussfunktion: Stabile und dämpfende Verpackung bewahrt Waren vor Beschädigung durch Stoßen, Kratzen, Feuchtigkeit, Schmutz und andere Einflüsse. Wärmeisolierende Stoffe machen Lebensmittel genießbar und solide verschlossene Transportkisten schützen vor Diebstahl.
  • 2. Lagerfunktion: Verpackung kann die Lagerfähigkeit von Waren wesentlich verbessern. Positivbeispiel: Eine Vielzahl quaderförmig designter Produkte kann auf einer Palette so angeordnet werden, dass quasi kein Freiraum dazwischen entsteht. Der Nutzungsgrad der Fläche wird so durch die Verpackung auf fast 100 % gesteigert.
  • 3. Marketingfunktion: Knallige Farben, günstig positionierte Logos und ausgefallene Designs sollen interessierte Blicke auf sich richten und zum Kauf anregen.
  • 4. Kennzeichnungsfunktion: Warnsymbole kennzeichnen Waren als gefährlich, zerbrechlich oder verderblich und signalisieren dem Zusteller, wie sie am besten zu handeln sind. Unbeschädigte Plomben sind ein Zeichen dafür, dass die Waren seit der Versendung nicht geöffnet wurden und vollständig angekommen sind.
  • 5. Manipulationsfunktion: Beutel, Kartons, Transportkisten und Paletten fassen einzelne Güter zusammen und ermöglichen die einfachere Handhabung und Auslieferung der Ware.
  • 6. Verwendungsfunktion: Einerseits kann Verpackung bei Bedarf wiederverwendet werden (Beispiel: wiederverschließbare Kekspackung), andererseits kann man Verpackungsmaterial recyceln und erneut einsetzen.

Welchen Einfluss hat Verpackungstechnik auf die Umwelt?

Wenige Branchen belasten die Umwelt so sehr wie die Verpackungsindustrie. Während sich Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen und Metall entweder wiederverwenden oder kompostieren lassen, bleiben Kunststoffverpackungen über lange Zeiträume unverändert erhalten. 300 Mio. t Plastik werden jährlich produziert. Ein nicht geringer Anteil davon gelangt in die Weltozeane. Es zersetzt sich nicht komplett, sondern zerfällt lediglich zu immer kleineren Teilchen, so genanntem Mikroplastik. Dieses wird von Kleinstlebewesen aufgenommen und gelangt über die Nahrungskette schließlich auch zu uns Menschen.

In diesem spannenden Video erklärt die Tagesschau, wie gefährlich Plastikmüll für unsere Umwelt sein kann.

In den vergangenen Jahren gibt es immer wieder Ansätze, die das Plastikproblem in den Weltmeeren lösen wollen. Ein Projekt, das medial große Aufmerksamkeit erzeugt hat, ist „Ocean Cleanup“. Es wurde vom damals 19-jährigen Boyan Slat im Jahr 2013 ins Leben gerufen und erreichte bis 2016 eine Spendensumme von 2,2 Mio. US-Dollar.

Und so funktioniert’s:

Slats Plan sieht die Errichtung zahlreicher auf dem Meer treibender Barrieren vor. Sie sind an strategisch günstigen Punkten aufgestellt und leiten den Plastikmüll mit Hilfe der Meeresströmung zu zentralen Auffangtürmen. Diese filtern den Müll mit Förderbändern heraus und Lagern ihn in Silos ab. Von dort aus kann er mit Schiffen abgeholt und schließlich recycelt werden. Slat zufolge könnte ein Großteil des Plastikmülls in den Weltmeeren mit dieser Technologie binnen 20 Jahren aufgesammelt werden.

In diesem Video zeigt Evergalax, wie Slats Vision in der Realität aussehen könnte. Unbedingt anschauen!

Wie sehr ist Verpackungstechnik automatisiert?

In der Verpackungstechnik unterscheidet man zwischen drei Automatisierungsgraden: Manuell, teilautomatisiert und vollautomatisiert.

Anwendungsszenario manuelle Verpackungstechnik: Der Kommissionierer erhält mehrere unterschiedliche Kundenbestellungen. Er geht ins Lager, sucht sich die entsprechenden Produkte aus und kehrt zurück an seinen Arbeitsplatz. Dort faltet er einen Karton zusammen, positioniert die Waren darin und klebt alles zu – fertig!

Anwendungsszenario teilautomatisierte Verpackungstechnik: Der Kommissionierer steht die ganze Zeit an seinem Kommissionierplatz. Ein Förderband liefert die Produkte direkt dorthin, ein so genannter Aufrichter faltet den Karton zusammen und eine Verpackungsmaschine verklebt die Kartons und macht sie bereit für den Versand. Der Kommissionierer muss die Ware nur noch vom Förderband nehmen und sie platzsparend im Karton positionieren – fertig!

Anwendungsszenario vollautomatisierte Verpackungstechnik: Den gesamten Verpackungsprozess erledigen Maschinen. Die Durchlaufzeit eines einzelnen Produkts in der Verpackungsstraße ist minimal.

Was ist Kommissionierung?

Bei der Kommissionierung geht es um die Sammlung und Bereitstellung von Teilmengen aus dem Sortiment. Auf Basis eines Auftrags gehen Kommissionierer (oder Picker) durchs Lager und stellen entsprechende Produkte zusammen. Dabei gehen sie einstufig oder mehrstufig vor. Bei der einstufigen Kommission wird jeder Kundenauftrag einzeln abgearbeitet, bei der mehrstufigen Kommission bedient man mit einzelnen Picks gleichzeitig mehrere Aufträge. Zunehmend unterstützen so genannte Wearables, also tragbare Gadgets wie Pick-by-Voice-Systeme, die Arbeit von Kommissionierern. Teilweise werden sogar Drohnen eingesetzt.

Anwendungsbeispiel Wearables

Im August 2017 hat DHL bekannt gegeben, dass das Unternehmen in Zukunft standardmäßig Smart Glasses bei der Kommissionierung einsetzen wird. Damit können die Verantwortlichen Zeiteinsparungen von bis zu 15 % im Kommissionierprozess erreichen.

Welche Jobs gibt es in der Verpackungstechnik?

Wer in der Verpackungstechnik erfolgreich durchstarten will, braucht eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Packmitteltechnologie. Derartige Studiengänge bieten beispielsweise die Beuth Hochschule Berlin, die HTWK Leipzig, die Hochschule München, die Hochschule Hannover und die TU Dresden an. Wer sein Studium erfolgreich absolviert, kann später als Packmitteltechnologe, Maschinenbauer, Produktmanager oder im Qualitätsmanagement arbeiten.

Was verdient ein Verpackungstechniker?

Je nach fachlicher Ausrichtung, Arbeitserfahrung und Unternehmensgröße können die Gehälter in der Verpackungstechnik ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Maschinenbauer beispielsweise verdient ohne Vorerfahrung durchschnittlich rund 46.000 Euro pro Jahr. Produktmanager mit mehrjähriger Erfahrung und gegebenenfalls sogar Personalverantwortung bringen es dagegen auf rund 55.000 bis 75.000 Euro pro Jahr. Als gestandener Verpackungsentwickler lässt sich ein Gehalt von 3.500 bis 5.700 Euro pro Monat verdienen.

Wo gibt es weitere Informationen zu Verpackungstechnik?

Wer noch mehr über Verpackungstechnik lernen will, wird auf folgenden Seiten fündig:

  • Im Lexikon Verpackungstechnik finden sich fast 2800 Einträge zum Thema. Von A wie „Abbau“ bis Z wie „Zyklisches Copolymer“ ist alles dabei.
  • Der Bund Deutscher Verpackungsingenieure ist derzeit rund 450 Mitglieder stark und vertritt mehr als 300 Firmen. Der Verein will das Networking zwischen Verpackungstechnikern fördern und als Plattform für den transparenten Wissensaustausch fungieren.

(ID:44854674)