Ukrainekonflikt ZVEI-Umfrage offenbart Furcht vor noch übleren Lieferengpässen
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Der ZVEI hat nachgefragt. Dabei kam heraus, dass die Mitglieder die Russland-Sanktionen begrüßen, auch wenn die Hälfte davon unmittelbar betroffen ist. Hier Details.

Vor rund zwei Monaten hat Russland die Ukraine, wie es heißt, völkerrechtswidrig angegriffen. Und mittlerweile ist das fünfte EU-Sanktionspaket geschnürt worden. Der ZVEI hat sich bei seinen Mitgliedern deshalb umgehört, wie die Stimmung so ist. Alles in allem stehen die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie demnach weiterhin hinter den getroffen politischen Maßnahmen. Rund 75 Prozent der Mitgliedsunternehmen halten die Sanktionen für angemessen, 20 Prozent der ZVEI-Mitglieder könnten sich sogar schärfere Maßnahmen vorstellen. Für lediglich drei Prozent würden die Strafmaßnahmen zu weit gehen, heißt es weiter.
ZVEI-Mitglieder tun oft mehr als gefordert
Die Antworten zur Umfrage zeigten außerdem, dass 50 Prozent der Befragten direkt von den Sanktionen gegen Russland betroffen sind. Viele Unternehmen seien darunter, welche die Sanktionsvorgaben sogar übererfüllen, denn sie führten kaum noch Waren nach Russland und Weißrussland aus.
Mehrere Gründe führen laut Aussage des ZVEI zu dieser „Over Compliance“: Zum einen haben Restriktionen mit Blick auf die Logistik und Finanztransaktionen Geschäfte blockiert, die an sich noch möglich gewesen wären. Zum anderen standen und stehen nach wie vor viele Unternehmen unter Erwartungsdruck seitens der Mitarbeiter, Kunden und anderen westlichen Stakeholdern. Es sei daher gut, dass die neuen Sanktionspakete Schlupflöcher bei nicht humanitären Produkten zunehmend schlössen. So könnten die Exportsanktionen auch noch stärker als politisches und wirtschaftliches Signal gegenüber Russland wirken, um den Druck auf die Debatte eines Gasembargos zu lindern, wie man meint.
Ein Gasembargo birgt hohe Risiken für Europa
Die Befragung offenbart auch, dass man sich in Sachen Sicherstellung der Energieversorgung intensiv Gedanken macht. Obwohl die Branche nur in wenigen Teilbereichen energieintensiv agiert (etwa bei der Herstellung von Kabeln, Batterien und Halbleitern), zeigten sich genau dort hohe Abhängigkeiten von der Gasversorgung. Für zwei von fünf Unternehmen würde ein Ausbleiben russischen Gases momentan zu erheblichen Produktionseinschränkungen führen. Mit Blick auf die stark gestiegenen Energiepreise erwarten außerdem rund 62 Prozent, dass die Bundesregierung Zuschüsse bereitstellt, um die gestiegenen Kosten abzupuffern. Das von der Bundesregierung letzte Woche geschnürte Hilfspaket geht zwar in die richtige Richtung, muss bei den Unternehmen jetzt allerdings schnell ankommen und für alle betroffenen Branchen offen sein, fordert der ZVEI.
Weitere Lieferengpässe bei Metallen und anderem
Über 60 Prozent der Unternehmen befürchteten nun, dass sich die bestehenden Schwierigkeiten in der Lieferkette in den nächsten Wochen nochmals verschärfen würden, obwohl es gut gelungen sei, sonstige Rohstoffbedarfe zunehmend aus anderen Regionen als Russland zu decken. Die zusätzlichen Engpässe prognostizieren die Experten mit Blick auf Edelstahl und andere Metalle, Holz, Chemieprodukte und Halbleiter. Für weitere Sorgenfalten sind die außerdem knappen Containerkapazitäten verantwortlich.
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