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Immer auch gleich an die Lieferanten denken!
Sich gegen Überraschungen und mögliche Ausfälle zu wappnen, gehört für Werkzeugmaschinen-Hersteller im Grunde zum Geschäft. „Im Prinzip hat sich an unserer Einkaufsstrategie nichts geändert“, merkt Manfred Maier, Chief Operating Officer (COO) der Heller-Gruppe aus Nürtingen, auf Nachfrage zu möglichen Konsequenzen aus der Corona-Pandemie an. Die Heller-Gruppe ist vielen bekannt durch ihre CNC-Werkzeugmaschinen und Fertigungssysteme für die Zerspanungsbranche. „Wir setzen nach wie vor auf die hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Unsere Lieferanten finden sich vornehmlich in Europa“, führt der COO weiter aus. Dass die Lieferanten aber immer öfter Wertschöpfungsanteile in Niedriglohnländer verlagern, um von Kostenvorteilen zu profitieren, muss Maier durchaus einräumen. Deshalb bezieht Heller seinen Eisenguss etwa aus Asien. Ein Problem ist das für ihn nicht, und er erklärt: „Generell gilt das Ziel einer Dual-Sourcing-Strategie, in einigen Warengruppen auch Multiple-Sourcing-Strategie, etwa wegen der Komplexität von Baugruppen, die es abzusichern gilt.“
Nach Maiers Erfahrung ist die Materialversorgung 2020 insgesamt auf einem sehr hohen Niveau geblieben, trotz Kurzarbeit bei den meisten Zulieferern. „Wir haben rechtzeitig kritische Lieferanten in die Forecast-Planung unserer Bedarfe mit aufgenommen, die jeweils monatlich aktualisiert verschickt werden“, erklärt er zu diesem Effekt. So könnten sich Lieferanten rechtzeitig auf Schwankungen im Bedarf einstellen und die Materialversorgung entsprechend gewährleisten. Um kritischen Entwicklungen vorzubeugen, seien auch alle strategischen und operativen Einkäufer angehalten, ihr „Ohr am Lieferanten“ zu haben. Denn dann kann in täglich stattfindenden Gesprächen durchaus „mit Fingerspitzengefühl“ die Lage in Erfahrung gebracht werden, rät Maier. Über die Qualität von Zulieferern gebe die QKZ (Qualitätskennziffer) Auskunft, die die Lieferantenzuverlässigkeit sowie auftretende Reklamationen in einer Quote vereint. Die Daten werden dabei aus dem SAP-System ermittelt.
Steigt die Automatisierung, werden Lieferbeziehungen komplexer
Dass für die bevorzugte Art von Lieferantenbeziehungen die Struktur einer Branche eine Rolle spielt, geht aus einer Studie der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services /SCS) aus Nürnberg hervor. Sie thematisiert dazu Wertschöpfungsketten im Automationssektor. Demnach sind kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in puncto Beschaffung und Dienstleistungen eher regional aufgestellt. Sie setzen also bevorzugt auf langjährige und vertrauensbasierte Kooperationen. Großunternehmen dagegen holen sich die benötigten Waren tendenziell aus der ganzen Welt. Sie suchen dazu Wege durch komplexe Strukturdschungel, erheben validierbare Kennziffern und planen mit vorausschauenden Steuerungsmechanismen.
Die Studie belegt auch, dass sich mit steigender Automatisierung auch „die Kleineren“ einer wachsenden Komplexität der Lieferbeziehungen kaum entziehen können. So werde aus dem simplen „Order-to-Payment-Prozess“, der heute nur noch innerhalb eines einzelnen Unternehmens abläuft und sich von Unternehmen zu Unternehmen in einer Kette zusammenfügt, ein komplexes Netz. Maschinen, Förderanlagen, Roboter, Steuerungen und Softwarekomponenten werden heute verknüpft und dann auch noch mit Marketing, Vertrieb und Distribution verbunden. Der Unternehmenserfolg hängt auch immer stärker von begleitenden Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts ab, einschließlich der Wartung (heute oft aus der Ferne), der Reparatur und der Entsorgung. Auf externe Spezialisten kann im Zuge dessen übrigens kaum verzichtet werden. Das Ganze potenziert sich in der digitalen Welt über Cyberphysische Systeme (CPS), also solche, bei denen informations- und softwaretechnische mit mechanischen Komponenten verbunden werden.
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