Expertenbeitrag

 Sebastian Hofmann

Sebastian Hofmann

Journalist, Vogel Communications Group

Logistik 4.0 Diese Logistikroboter bringen den Materialfluss auf Zack

Autor Sebastian Hofmann

Die globale Roboterdichte in der Industrie und in der Logistik hat 2018 einen neuen Spitzenwert erreicht. Und das ist kein Wunder: Nie war der Bedarf an skalierbaren, flexiblen und autonomen Systemen so hoch wie heute. Außerdem machen immer niedrigere Anschaffungspreise Roboter zu einer attraktiven Lösung für mehr und mehr potenzielle Anwender.

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Toru, ein Goods-to-man-robot des Münchner Robotikentwicklers Magazino soll Kunden vor allem bei der Kommissionierung unter die Arme greifen.
Toru, ein Goods-to-man-robot des Münchner Robotikentwicklers Magazino soll Kunden vor allem bei der Kommissionierung unter die Arme greifen.
(Bild: Magazino GmbH)

Noch immer ganze 80 % aller Logistiklager betreiben Unternehmen heute manuell ohne unterstützende Automatisierungstechnik. Nach und nach geraten diese Betriebe aber unter Druck: Megatrends wie Losgröße 1, das Fernbleiben von qualifizierten Fachkräften und steigende Kundenanforderungen verlangen nach flexiblen und skalierbaren Konzepten, die den innerbetrieblichen Materialfluss transparenter machen und wieder auf neue Beine stellen. Ein vielversprechender Ansatz ist da die Nutzung von Logistikrobotern.

Hier können Sie die Panel-Diskussion zum Thema Warehouse Robotization anschauen, an der Magazino, Geek Plus und Righthand Robotics teilgenommen haben!

Wie rasant die Nachfrage nach entsprechenden Maschinen in den letzten Jahren gewachsen ist, weiß auch Frederik Brantner, CEO des Münchner Roboterentwicklers Magazino: „In der Vergangenheit war Automatisierung sehr stationär und unflexibel. Heute brauchen Betriebe aber dringend agile Lösungen, die mit dem Geschäft mitwachsen. Das wird gerade dann besonders offensichtlich, wenn es um den Bereich E-Commerce geht.“ Mit Toru, einem Goods-to-man-robot, will das Unternehmen interessierten Kunden hier unter die Arme greifen. Die Maschine besteht aus einer mobilen Basis, einer drehbaren Säule mit Greifsystem und einem Regal, das Anwender bei Bedarf herausnehmen können.

Seinen Einsatz findet der Roboter insbesondere im Bereich der Kommissionierung. „Toru kann einzelne Objekte aus Regalen herausnehmen, durch die Logistikhalle befördern und schließlich am Bestimmungsort absetzen“, erklärt Brantner. „Damit unterstützen wir unsere Kunden vor allem beim klassischen Replenishment.“ Der Roboter arbeitet Seite an Seite mit den Mitarbeitern und kann laut Anbieter einfach in bestehende Warehouses integriert werden. „Indem wir den Erfahrungsschatz unserer Roboter kontinuierlich erweitern und dadurch regelmäßige Softwareupdates anbieten können, ermöglichen wir unseren Kunden außerdem noch ein weiteres Plus“, ergänzt Florin Wahl, Public-Relations-Verantwortlicher.

Nutzmodell der Zukunft: Roboter sharen statt kaufen?

Eine andere Antwort auf die Nachfrage nach agilerer Fördertechnik hat Geek Plus aus Beijing entwickelt. Das Unternehmen setzt auf fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF), die neben den klassischen Pick- und Förderaufgaben auch die Sortierung von Waren eigenständig übernehmen. Einzeln oder in Flotten nehmen sie die zu transportierenden Güter auf, scannen ihre Barcodes, fahren Sie zu der entsprechenden Ladeluke und kippen sie dort ab. „Sobald die FTF nicht mehr genügend Power haben, suchen sie selbstständig die nächste Aufladestation“, erklärt Lit Fung, General Manager Overseas. „Dabei sind all unsere Modelle mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet.“ Das mache die Fahrzeuge zu einer sinnvollen und vor allem effizienten Möglichkeit, innerbetriebliche Materialflüsse zu optimieren.

Die FTF von Geek Plus transportieren ganze Regale und sorgen so dafür, Kommissionierprozesse zu vereinfachen.
Die FTF von Geek Plus transportieren ganze Regale und sorgen so dafür, Kommissionierprozesse zu vereinfachen.
(Bild: Geek+)

Auch in Sachen Service will Geek Plus mit seinen FTF neue Wege gehen: Kunden können Roboter beim Unternehmen nämlich nicht nur kaufen, sondern auch „ausleihen“. „Wenn sich Abnehmer für unser Sharing-Modell entscheiden, müssen sie keine Anfangszahlung leisten, sondern wir rechnen per Pick oder per Order ab“, sagt Fung. Das ermögliche es zum Beispiel, ein- und dasselbe fahrerlose Transportfahrzeug an mehreren Standorten einzusetzen. „Gerade für Peaks, also für Zeiten, in denen es plötzlich zu stark ansteigenden Auftragszahlen kommt, ist dieses Modell sinnvoll. Wir glauben, dass es durch seine Flexibilität absolut zukunftsfähig ist.“

Viele simple Tätigkeiten sind noch eine Herausforderung

„Langfristig erfolgreich können Logistikroboter aber nur sein, wenn wir es schaffen, ihnen simple Aktionen wie das Greifen von individuellen Objekten beizubringen“, meint Yaro Tenzer, Co-Founder von Righthand Robotics aus Boston. „Diese Tasks sind für uns Menschen zwar alltäglich, den allermeisten Robotern bereiten sie allerdings noch große Probleme.“ Einen Ansatz dafür präsentiert das Unternehmen mit der Lösung Rightpick. „Hier verbinden wir unsere Robotergreifer mit der visuellen Sensorik an der Hardware und schaffen für die Maschine so ein Verständnis dafür, wie man unterschiedliche Objekte am besten greifen kann. Dadurch unterstützen wir unsere Kunden bei ihrer Kommissionierarbeit und erhöhen ihren Durchsatz maßgeblich.“

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