Verpackungstechnik Mottenkugeln multifunktional und verbraucherfreundlich eingeschweißt

Autor / Redakteur: Harald Teutenberg / Volker Unruh

Intelligente Funktionsverpackungen bieten ein interessantes Potenzial für verschiedenartige Industrieartikel. Für einen japanischen Hersteller von Kult gewordenen Mottenkugeln hat der Verpackungsanlagenhersteller Multivac mit diesem gemeinsam eine Verpackungslösung für das Insektenabwehrmittel entwickelt. Im Ergebnis steht ein hoher Durchsatz bei niedrigen Betriebskosten.

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Seit einer Reihe von Jahren sind die Mottenkugeln des japanischen Insektizid-Herstellers Kincho auf dem Markt, unter dem Namen „Gon Gon α“. Das Produkt genießt in Japan geradezu Lifestyle-Status und hat durch eine aufwändige TV-Kampagne eine Popularität erreicht, die für Mottenkugeln schon ungewöhnlich ist.

Ebenso ungewöhnlich und aufwändig ist die Verpackung des Insektizids: eine kleine PET-Schale mit quadratischem Grundriss, die durch eine doppelte Oberfolie verschlossen ist. Auf der Unterseite hat diese Schale die Form einer Muschel, in die der japanische Schriftzug „Gon Gon“ und ein „α“ eingeprägt sind. In der Mitte bilden nach oben geformte, runde Stege eine kreisförmige Mulde, in der die tablettenförmige Mottenkugel liegt – wie eine Perle in der Muschel.

Der funktionale Clou der Verpackung ist die doppelte Oberfolie. Die oberste, bedruckte Lage schließt hermetisch, lässt sich aber leicht von einer darunter liegenden Schicht aus transparentem PE abziehen. Diese verbleibt auf der Verpackung: Sie hält die Mottenkugel an ihrem Platz, verhindert den direkten Kontakt mit Kleidungsstücken und stellt eine wirksame Kindersicherung dar.

Für die Wirkstoffe des Motten-Repellents ist das Material dagegen durchlässig – eine verbraucherfreundliche und funktionelle Lösung. Die Gon-Muschel ist ein Beispiel für „intelligente Funktionsverpackungen“ – Verpackungen, die das Produkt funktionell unterstützen und einen Zusatznutzen bieten. Multivac hat in diesem Bereich weltweit Lösungen für unterschiedlichste Güter entwickelt und installiert, die passgenau auf die Anforderungen des Produktes und der Produktion zugeschnitten werden.

Hochproduktive Anlage

Für eine Mottenkugel ist das allerdings eine recht aufwändige Verpackung, bei der sich rasch die Kostenfrage stellt. Der Kunde wollte eine Maschine, die einen zufriedenstellenden Durchsatz an Packungen bietet und die Betriebskosten senkt. Darum investierte er 2005 in eine automatische Tiefziehmaschine vom Typ Multivac R 530. Eine individuelle Beratung ermöglichte das Treffen der wirtschaftlich, technisch und ästhetisch besten Entscheidung.

Eine Investition, die sich nach Aussage des Kunden auszahlte: Die Maschine fährt 12 Takte à 36 Packungen, also 432 Packungen pro Minute, und erreicht dadurch ein Mehrfaches des Ausstoßes, der bei der zuvor eingesetzten halbautomatischen Lösung erzielt werden konnte. Zudem benötigt die R 530 als Vollautomat nur wenig Bedienpersonal, was die Personalkosten massiv senken half. Insgesamt erreichte der Kunde so eine Vervielfachung der Produktivität.

Funktion des Tiefzieh-Automaten

Bei der R 530 handelt es sich um eine Tiefziehmaschine. Der Ausdruck Tiefziehen bezeichnet das Verfahren, in dem die Packungsmulden entstehen: Sie werden mittels Hitze, Vakuum und Druck aus einer flexiblen oder harten Kunststofffolie geformt, die von einer Rolle abgezogen und in einer Transportkette geführt wird. Moderne Formwerkzeuge ermöglichen die vielfältigsten Formen, wie die originelle Gon-Muschel zeigt.

Im Anschluss an die Formstation folgt die Einlegestrecke in der Maschine. Die Packungen können hier manuell oder automatisch befüllt werden, wobei die offen liegende Mulde das einfache Einlegen des Packguts von oben erlaubt. In der Siegelstation werden die Packungen dann mit einer – ebenfalls von einer Rolle gespendeten – Oberfolie hermetisch versiegelt. Im letzten Abschnitt werden die Packungen durch eine für die jeweilige Lösung konstruierte Schneidung voneinander getrennt.

Im Fall von Gon Gon α wird die Verpackungsmulde aus einer harten PET-Folie geformt. Die Oberfolie besteht aus einem Laminat von PE- und EVA-Filmen. Dabei ist die Haftung zwischen diesen Schichten um ein Vielfaches geringer als die extrem feste Versiegelung zwischen PE-Film und PET-Folie, was das einfache Abziehen des EVA-Films ermöglicht.

Spezifikation des Füllsystems

Besonders aufwendig gestaltete sich die Konfiguration der Befüllung: Der hohe Durchsatz der R 530 macht das präzise Einlegen der Mottenkugeln in die Stege der Schalen kompliziert. Es war eine echte Herausforderung für die Multivac-Techniker, eine Spezifikation für ein automatisiertes Füllsystem zu entwickeln. Durch beharrliches Justieren wurde das „Pick and place“-System auf die Maschinentaktung abgestimmt und eine perfekte Synchronisation erreicht.

Diese Anpassung an die konkreten Erfordernisse des Kunden ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Multivac-Tiefziehmaschinen werden auf die zusammen mit dem Kunden erarbeitete Lösung maßgeschneidert, um einen technisch und wirtschaftlich optimalen Verpackungsprozess zu erreichen.

Wesentliche Komponenten, wie Form- und Siegelwerkzeug, werden speziell für die jeweilige Verpackungslösung entwickelt und gefertigt. Das gilt auch für die Schneidung, wo Präzisions-Komplettschnitte in individuellen Formen möglich sind.

Zudem werden die Werkzeuge auf die optimale Breite der Folienbahn abgestimmt, was die anfallenden Folienreste minimiert und Material spart. Über diese individuelle Konfiguration hinaus werden für die Kunden auch gänzlich neue technische Lösungen entwickelt, um spezielle Anforderungen zu erfüllen.

Exakte Prozessbeherrschung

Individuell ist aber auch die Integration der Anlagen in die Produktionslinie des Kunden – ein wesentlicher Punkt im industriellen Bereich. Multivac sieht die vorrangige Aufgabe in der Erstellung einer für den Kunden maßgeschneiderten Gesamtlösung, die ihm auf technisch höchstmöglichem Niveau wirtschaftliche Vorteile für seine Produktion bietet.

Das bezieht über die Verpackungsmaschine hinaus auch die Schnittstellen zu den umgebenden Prozessen ein – bis zur Steuerung der gesamten Produktionslinie. Die von Multivac verwendete IPC-Steuerung ermög-licht zudem die Integration der Maschine ins Firmennetzwerk ohne Hardware-Nachrüstung, etwa zum Austausch von Maschinendaten über die standardisierte OPC-Schnittstelle.

Die Installation bei Kincho könnte auch für andere Artikel der Haushaltshygiene Schule machen. Eine ähnliche Lösung hat Multivac zum Beispiel für Waschmitteltabs entwickelt. Intelligente Funktionsverpackungen bieten ein interessantes Potenzial für verschiedenartige Industrieartikel. Zudem realisiert der Einsatz einer automatischen Multivac-Tiefziehmaschine hohe Einsparungen – eine überzeugende Mischung aus Produktivitätssteigerung und Prozessbeherrschung. MM

Harald Teutenberg ist Manager Corporate PR bei der Multivac Sepp Haggenmueller GmbH & Co. KG, 87787 Wolfertschwenden

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