Fehlt noch einiges Regierungs-Chaos verspielt Ziele in puncto Elektromobilität
Eine Dudenhöffer-Studie belegt, dass die Bundesregierung die gesteckten Ziele für die Einführung von Elektroautos alles andere als erreichen wird. Die dpa berichtet ...

Die Ampelkoalition strebt bekanntlich eine Verkehrswende an und will bald mindestens 15 Millionen Stromer auf Deutschlands Straßen rollen sehen. Branchenexperten rechnen aber mit höchstens der Hälfte und kritisieren die Subventionspolitik. Ein Branchenexperte ist Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, der einen Realitäts-Check empfiehlt. Die politischen Ziele müssten dabei mit den erforderlichen Maßnahmen in Einklang gebracht werden. Der Bund subventioniert momentan den Kauf eines E-Autos noch mit bis zu 4.500 Euro. Ab dem 1. September bekommen gewerbliche Käufer aber keinen Zuschuss mehr. Sie machten aber zwei Drittel der Neuzulassungen aus. Ab kommenden Januar senkt der Bund den Zuschuss auf maximal 3.000 Euro. Das hat Folgen!
Ein weiterer Branchenexperte ist Ferdinand Dudenhöffer. Er glaubt, dass der Marktanteil der Batterieautos (BEV) bei den Neuzulassungen ab September auf 12 Prozent abrutschen dürfte. Dudenhöffer erklärt: „Der Grund für das Absinken ist die chaotische Subventionspolitik des Bundeswirtschaftsministeriums.“ Damit dürften dieses Jahr nur noch 440.000 Elektroautos zugelassen werden, was rund 31.000 weniger wären als im Vorjahr. Zusätzlich bremsten die höheren Zinsen den Kauf aus, weil Elektroautos mehr geleast würden. Die Zinsen machten derzeit 25 Prozent der Leasingraten aus.
Es fehlen schon in diesem Jahr 300.000 Elektroautos
Es sei zwar zu erwarten, dass Elektroautos in den Listenpreisen günstiger werden, aber damit sei in Deutschland noch kein neuer Hochlauf der Elektroautos verbunden. Dudenhöffer klärt auf: „Denn der Kunde bezahlt den Listenpreis abzüglich Umweltprämie. Und die wird nach den bisherigen Plänen von Minister Habeck nächstes Jahr weiter gekürzt und 2025 dabei auf null enden.“
Der Bestand an Batterieautos in Deutschland ist im ersten Halbjahr auf knapp 1,2 Millionen gestiegen. Das entspricht bei einem Bestand von gut 49 Millionen Autos nur einem Anteil von 2,4 Prozent. Im ersten Halbjahr wurden laut Kraftfahrtbundesamt 220.000 BEVs neu zugelassen. Für den angestrebten schnellen Hochlauf wären laut Bratzel in diesem Jahr aber 750.000 neue Elektroautos erforderlich. Realistisch seien aber nur 450.000 Neuzulassungen. Auf dem jetzigen Wachstumspfad sei bis 2030 mit einem Bestand von 7 bis 8 Millionen Stromern zu rechnen – also nur halb so viele wie von der Regierung geplant.
VW hat bei Elektroautos zahlenmäßig die Nase vorn
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller fordert deshalb eine Verlängerung der Subventionen. Denn der Markt für E-Pkw erreiche 2023 bis dato nur in etwa das Vorjahresniveau. Der VDIK-Präsident Reinhard Zirpel bringt es auf den Punkt: „Elektromobilität ist noch kein Selbstläufer.“ Was die beliebtesten E-Autos angeht, so dominierten auf den deutschen Straßen vor allem Modelle von Volkswagen (rund 207.000 Stück). Mit einigem Abstand kommen Tesla (146.000) und Renault (113.000). Im Mittelfeld finden sich Hyundai, Smart, BMW, Opel, Audi, Mercedes und Fiat.
Chinesische Elektrofahrzeug-Welle könnte bald rollen
Derzeit wenig sichtbar sind noch chinesische Marken, wie MG (17.000), Volvo (9.500), BYD (1448), Nio (844) und Great Wall (640). Der Anteil der SUV und anderen Geländewagen an den reinen E-Autos wuchs laut CAM seit Mitte des vergangenen Jahres von knapp 26 auf über 35 Prozent. Die chinesischen Autobauer hätten aber beim Fahrzeugvolumen deutliche Vorteile im Vergleich zu allen anderen wesentlichen Autobauern, sagte Dudenhöffer. Wie Tesla, seien sie sehr schnell „unterwegs“ und dürften Autofabriken in Europa aufbauen, sobald kritische Größen erreicht seien. Dudenhöffer mahnt: „Nach den Batteriefabriken der Chinesen kommen die Autowerke. Es ist eine Frage der Zeit.“
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