Normale Lage Container- und Frachtschiffe werden wieder abgefertigt
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Nach dem 24-stündigen Warnstreik in Deutschlands großen Nordseehäfen ist die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen wieder im Gange. Alles laufe wie gewohnt. Doch eine Einigung steht aus.

Seit Beginn der Frühschicht am Freitag werden wieder Schiffe abgefertigt, sagt die Containerterminal- und Logstik-Gruppe Eurogate. Sie betreibt an der deutschen Nordseeküste große Containerabfertigungen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg. Um im Tarifkonflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, hatten Beschäftigte am Donnerstagmorgen in Hamburg, Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake und Wilhelmshaven die Arbeit niedergelegt und die Häfen damit weitgehend lahmgelegt. Es war der zweite Warnstreik in rund 3 Wochen. Die Containerbrücken standen an allen Terminals still. Und auch der Umschlag an den drei Hamburger Containerterminals der Hamburger Hafen Logistik AG (HHLA) ruhte während des Streiks. Nur landseitig sei etwas gearbeitet worden, was das Transportieren von Containern im Terminal oder die Abfertigung von Lkw und Güterzüge anbelangt, so die Betroffenen.
Zu wirtschaftlichen Verlusten wegen des Streiks wollten sich Eurogate und die HHLA aber nicht äußern. Mit den Kunden sei über den vorher angekündigten Warnstreik gesprochen worden, merkt ein Eurogate-Sprecher an. Einige Reedereien hätten ihre Schiffe auch umdisponiert. Die Hafenkapazitäten seien derzeit auch nur ein Problem unter vielen, was die Schifffahrt angehe. Als Folge der Coronapandemie seien die Fahrpläne der Schiffe sowieso durcheinander gekommen. Von der HHLA hieß es
lediglich, dass sie die genauen Auswirkungen nicht beziffern kann.
Gewerkschaft Verdi verlangt Inflationsausgleich
Die Gewerkschaft Verdi nannte den Warnstreik ein starkes Zeichen in Richtung Arbeitgeber. Immerhin haben die Hafenarbeiter schon viele Jahre nicht mehr gestreikt. Insgesamt sollen sich rund 8.000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt haben. Die Arbeitgeber müssen nun an den Verhandlungstisch zurück und ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen, fordert Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth. Das in der vierten Verhandlungsrunde vom Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) vorgelegte Angebot sei nämlich nicht annehmbar. Im Kern geht es bei dem Streit um den Inflationsausgleich. Es könne nicht sein, dass man einen Inflationsausgleich über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages verweigere und die Beschäftigten mit den Auswirkungen der rasant steigenden Preise künftig allein lassen will.
Unklar ist derzeit noch, wie es in der Tarifauseinandersetzung für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen nun weitergeht. Verdi verlangt deshalb eine fünfte Verhandlungsrunde, der ZDS will dagegen ein Vermittlungsverfahren starten, denn das letzte Angebot hat er als final bezeichnet.
Es fehlt nicht mehr viel, doch Wichtiges
Bei den klassischen Entgeltverhandlungen liegen Verdi und der ZDS aber nicht mehr so weit auseinander. Schon mehrfach wurden folgende Zahlen veröffentlicht: Verdi fordert bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie in Vollcontainerbetrieben eine Erhöhung der jährlichen Zulage um 1.200 Euro. Der ZDS akzeptiert bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten eine Anhebung der Stundenlöhne um 1,20 Euro, im Autoumschlag um 90 Cent. Der ZDS ist auch mit der Anhebung der Zulage um 1.200 Euro einverstanden. Als Inflationsausgleich bietet der ZDS in Vollcontainerbetrieben eine Einmalzahlung von 1.000 Euro und in konventionellen Betrieben von 500 Euro an, was der Gewerkschaft Verdi aber zu wenig ist, denn im Mai lag die Inflation in Deutschland bei 7,9 Prozent.
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