Packmittel Neuartige Verpackungslösungen schützen vor Produktfälschungen
Beim Produkt- und Markenschutz kann man sich nur auf eins verlassen: Die Fälscher lassen sich selbst von aufwändigen Sicherheitsmerkmalen nicht beeindrucken. Die Industrie hält mit innovativen Lösungen im Bereich Verpackungstechnik beim Kampf gegen Fälschungen dagegen.
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Nur ein Kavaliersdelikt? Die Mitnahme eines angeblichen Marken-T-shirts im Urlaub, ein vermeintlich billiges Ersatzteil oder eine Raubkopie im Internet sorgen weltweit für einen Schaden von 300 Mrd. Euro. Allein in Deutschland schätzt man den Schaden, der durch Produktpiraterie verursacht wird, auf 25 Mrd. Euro. Gefälscht wird alles, was Geld bringt: Kleidung, Kosmetika, Ersatzteile und Medikamente. Bereits heute werden daher rund ein Drittel aller Medikamente oder derer Verpackungen von den Herstellern mit zum Teil sehr aufwändigen Techniken gekennzeichnet, um Fälschungen zu erschweren oder zu verhindern.
„Die Rolle der Verpackung spielt bei dem Schutz vor Fälschungen eine tragende Rolle“, erklärt Karl-Reiner Müller, Geschäftsführer von Copaco. „Sie wird als erstes beim Produkt wahrgenommen und ist ein effektives Mittel, um Marken-identität zu vermitteln.“ Die Verpackung wird umso wichtiger, je einfacher das zu schützende Produkt nachzubauen ist.
Sicherheit auf den ersten Blick
Zu den direkten Maßnahmen gehören Merkmale, die sofort signalisieren, dass die Verpackung manipuliert wurde. Tesa setzt beispielsweise neben einem Sicherheitsverpackungsband und Sicherheitsetiketten zwei neue Lösungen ein: eine Sicherheitsplombe und ein Palettensicherungsband. Alle vier machen unbefugtes Öffnen sichtbar. Werden Klebeband oder Etikett abgezogen oder die Sicherheitsplombe beschädigt, erscheint in Farbe die Aufschrift „geöffnet“. Beim Versuch, sie erneut zu verkleben oder zu schließen, bleibt diese Schrift deutlich sichtbar. An jeder Station des Transports ist so auf den ersten Blick jeder Versuch erkennbar, die Sendung zu öffnen.
„Die Nachfrage nach Produkten mit Sicherheitsfunktionalitäten ist enorm gewachsen“, bestätigt Albert Zethner, Technischer Leiter von Schümann. „Unsere Sicherheits-Verschlusslösungen werden aus einer Vielzahl von Branchen nachgefragt. Die Bandbreite reicht vom Automobilhersteller über die Lebens- und Genussmittelindustrie bis hin zum großen Bereich Logistik“. Schümann bietet mehrere Sicherheitsvarianten, darunter Sicherheitssiegelbänder für Polyethylenbeutel. Sie lassen per Warnhinweis erkennen, ob eine Manipulation an der Verpackung vorgenommen wurde.
Für Kartonageverpackungen stehen selbstklebende Folienbänder zur Verfügung, die mit Barcodes, Logos oder Warnhinweisen bedruckt werden können und eindeutig erkennen lassen, ob ein unerlaubter Zugriff an der Verpackung erfolgt ist. Manipulationen werden im Band und auf den Oberflächen angezeigt. Als Sicherung für Produkte, deren Optik nicht beeinträchtigt werden soll, bietet Schümann ein Siegelband an, das sich rückstandsfrei entfernen lässt.
Von Anfang an geschützt
Mechanische Konstruktionen oder besondere Etiketten können anzeigen, ob die Verpackung bereits geöffnet wurde. Diese helfen jedoch wenig, wenn bereits das Produkt gefälscht wurde. Originalprodukte lassen sich auch für den Endverbraucher gut erkennen, ob mit Hologrammen, Guillochen oder – dank moderner Drucktechnik – lichtaktiven Substanzen, die direkt am Karton oder Papier eingebracht werden. Am effektivsten ist es, wenn mehrere dieser Verfahren kombiniert werden.
Zudem ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Produzent und Packmittelhersteller unerlässlich, will man den Fälschern das Leben schwer machen. „Sicherheitsmerkmale auf Packungen bieten alleine keinen ausreichenden Schutz,“ macht Müller deutlich. „Auch diese werden von Fälschern entdeckt, kopiert und nachgeahmt.“
Es werden daher Schutzkonzepte gefordert, die die gesamte Logistikkette abdecken. „Kern eines solchen Konzeptes ist eine ganzheitliche Betrachtung des Verpackungsmanagements, eine durchgehende Beratung von Konzeption über Entwicklung, Datenübermittlung, Produktion und Verwendung einer Verpackung bis zur Übergabe an den Endverbraucher“, beschreibt Müller die nötigen Maßnahmen.
Wie das in der Praxis umgesetzt wird, zeigt ein Sicherheitssystem der Karl Knauer Ident. Experten gehen davon aus, dass jedes zehnte Kfz-Ersatzteil gefälscht ist. Seit Beginn 2006 ist das Sicherheitssystem Karl Knauer Ident beim Automobilzulieferer NPR of Europe zum Eindämmen von Produktfälschungen im Einsatz. Sicherheitscodes individualisieren die Verpackung, darüber hinaus werden sie via Internet-Abfrage geprüft. Händler wie Anwender können sofort das Original von einer Fälschung unterscheiden.
Protexxion erkennt Objekte anhand ihrer individuellen Oberflächenstruktur
Eine ganz neue Identifikationstechnologie zur fälschungssicheren Authentifizierung von Gegenständen und Verpackungen ist Protexxion. „Alle bisherigen Strategien zur Fälschungserkennung und -abschreckung beruhen auf offener oder versteckter Produktkennzeichnung“, erklärt Dr. Martin Friedrich, Protexxion-Projekmanager, Bayer Technology Service (BTS). „Keine der angewandten Markierungen schützt völlig vor unautorisierter Nachbildung oder Vervielfältigung, ganz gleich, ob es sich um Wasserzeichen, Barcodes, RFID-Tags, Hologramme oder mit speziellen Drucktinten aufgebrachte Muster handelt.“ Steigert man den Aufwand der Kennzeichnung, erhält man zwar ein höheres Maß an Sicherheit, allerdings sind diese Maßnahmen in der Praxis nur beschränkt umzusetzen und kostspielig.
Protexxion erkennt mit Hilfe von Laserlicht jedes Objekt anhand seiner individuellen Oberflächenstruktur – ohne zusätzliche Kennzeichnung. Auf Basis der von der britischen Ingenia Technology erfundenen Technologie Laser Surface Authentication (LSA), wurde das Verfahren für industrielle Anwendungen entwickelt. Der Clou: „Mit Protexxion wird das Objekt selbst zur Markierung. LSA registriert - quasi als einzigartigen Fingerabdruck - die natürliche Oberflächenstruktur des Objekts und erkennt diese sicher wieder.
„Dadurch“, so Friedrich, „ist keine Umstellung des Produktionsprozesses nötig. Die Verpackungslinie muss nur geringfügig modifiziert werden und die Kosten sind gering, weil keine Kennzeichnung nötig ist. Zudem lässt sich dieses Verfahren, das den Hermes Award 2007 gewann, auch für bereits produzierte Objekte anwenden.“ Unternehmen erhalten damit wieder einen guten Vorsprung im Kampf gegen die Produktpiraterie.
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Link: Sicherheit in der Verpackungstechnik
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