Porträt 40 Jahre ADFC – Platz fürs Lastenrad!

Verstopfte Innenstädte, Luftschadstoffe und Klimawandel – alles noch keine wirklich drängenden Probleme, als der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e. V. am 27. September 1979 in Bremen das Licht der Welt erblickte.

Anbieter zum Thema

Lastenrädern gehört die „letzte Meile“.
Lastenrädern gehört die „letzte Meile“.
(Bild: RLVD)

Damals war noch nicht die Rede davon, dass die deutsche Verkehrspolitik mehr und mehr die Bedeutung des Fahrrads im modernen Mobilitätsmix erkennen würde, Lastenräder waren noch weithin unbekannt. Doch das ändert sich gerade und das Coronavirus verändert das Leben der Menschen zurzeit ja sowieso. Das zeigt sich auch im Verkehr: Der motorisierte Personenverkehr ist zurückgegangen, Menschen fahren wieder mehr Rad und auch der Gütertransport auf der Straße ist zu einem großen Teil eingebrochen.

Heute ist der ADFC mit über 185.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und auch weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Rad, egal ob es sich um die Themen Recht, Technik oder Tourismus handelt. Und auch politisch engagiert sich der Verein: regional, national und sogar auf internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

Am Wendepunkt

Doch es ist ein zähes Ringen im Kampf der Verkehrsteilnehmer. ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg noch kurz vor Ausbruch der Coronakrise: „Wir wissen, dass es in vielen Kommunen Radverkehrsbeauftragte und Tiefbauamts-Leiterinnen gibt, die bisher – ohne Budget und politischen Rückenwind – kaum etwas für den Radverkehr bewirken konnten. Das Ergebnis sehen wir überall: Das Radfahren ist oft mehr Kampf als Lust. Sie alle dürfen sich freuen: Es sind jetzt völlig neue Dimensionen möglich. Der Bund geht jetzt mit Wucht in bessere Regelwerke und in die Fahrradförderung rein. Er will im ganzen Land Radwegenetze und Fahrradparkhäuser finanzieren, damit alle das Radfahren als attraktiv empfinden. Im 40. Geburtsjahr des ADFC stehen wir an einem Wendepunkt. Jetzt ist erstmals wirklich Geld und politischer Willen für ein fahrradfreundliches Deutschland da!“ Man kann nur hoffen, dass diese Aussagen in Anbetracht der noch drängenderen Coronaprobleme nicht wieder „weichgespült“ unter den Tisch fallen, wie es so oft in den vergangenen Jahren der Fall war.

Aus dem Heftarchiv

MM Logistik Ausgabe 2/2020

Schnelle Warenverfügbarkeit ist wichtig, genauso wie effiziente Raumnutzung. Lagerlifte und Umlauflager vereinen diese Anforderungen. In dieser Ausgabe zeigen wir Ihnen, welches Potenzial in den Anlagen steckt und stellen Ihnen eine teilautomatisierte Lösung vor. Zum E-Paper

Ein Massenverkehrsmittel war das Fahrrad bis zum Zweiten Weltkrieg, danach wurde es durch die sprunghafte Verbreitung des Autos fast von den Straßen verdrängt. Seit den 1970er-Jahren gibt es durch Ölkrisen, das Aufkommen der Umweltbewegung und die Arbeit des ADFC eine Renaissance des Fahrrads, die allerdings durch die politisch geförderte Dominanz des motorisierten Verkehrs bisher nicht wieder zu voller Blüte kommen konnte. Der „Modal Split“, also der Anteil des Rades an allen zurückgelegten Wegen, liegt derzeit bei 11 %. In den Niederlanden, dem Land mit dem weltweit besten Radverkehrsnetz, liegt er zweieinhalb Mal so hoch bei 27 %. Wegen der hervorragenden Radwege, die im Winter sogar prioritär geräumt werden, bleibt ein Großteil der niederländischen Alltagsradler dem „fiets“ (Niederländisch für Fahrrad) auch in der kälteren Jahreszeit treu. Syberg: „Fahrradfahren muss das neue Normal werden, nur so sind klimafreundlicher Verkehr und lebenswerte Städte in Zukunft möglich.“

Die in den letzten Jahren wieder erstarkenden Lastenräder, wichtig für die sogenannte „letzte Meile“ der KEP-Dienstleister, aber zunehmend gerne auch privat genutzt, waren einst das Standardverkehrsmittel für den Warentransport in Städten. Neues Design, Materialien und Technik machen den Güter- und Kindertransport auf ihnen einfacher als je zuvor, insbesondere seit die E-Bikes Einzug in unseren Alltag gehalten haben. Man könnte sogar sagen: Lastenräder sind ein praktischer Autoersatz.

Lasten brauchen Elektrizität

Insbesondere elektrisch unterstützte Lastenräder eignen sich für den Transport auch schwerer, voluminöser Lasten, die mit einem herkömmlichen Velo kaum oder gar nicht transportabel sind. Es gibt diese Cargo-Bikes in verschiedenen Bauweisen, die für unterschiedliche Zwecke gemünzt sind. Einspurige Lastenräder beispielsweise besitzen ähnliche Fahreigenschaften wie herkömmliche Fahrräder und sind meistens genauso schmal wie diese. Vorteil: Man kommt zügig voran, kann auch Engstellen passieren und Kurven wie gewohnt bewältigen. Nachteil: der wenig sichere Stand, geringere Fahrstabilität bei hoher Beladung und geringer Geschwindigkeit und schmale, meist nur lenkerbreite Ladefläche. Sogenannte „Backpacker“ mit verlängertem Hinterbau können beispielsweise auch lange Gegenstände befördern. Dagegen haben Lastenräder mit drei Rädern den Vorteil, sehr stabil zu stehen und zu fahren – auch große Lasten bringen sie nicht zum Kippen. Das Beladen ist sehr komfortabel: Große, breite Transportboxen bieten genug Platz. Lasten-Pedelecs mit Elektromotor sind technisch gesehen ähnlich ausgestattet wie herkömmliche Elektroräder, es gelten auch dieselben Vorschriften. Das höhere Gewicht des Lastenrads und die Zuladung erhöhen natürlich den Energieverbrauch.

Im 40. Jahr seines Bestehens hat der ADFC eine bundesweite Aktions- und Aufmerksamkeitskampagne unter dem Motto „#MehrPlatzFürsRad“ gestartet mit dem Ziel, in Politik und Gesellschaft eine Aufbruchstimmung für mehr und besseren Radverkehr herzustellen. Ich hoffe, dass auch Lastenräder davon profitieren können.

Diesen Beitrag können Sie auch in einem E-Paper aus unserem Heftarchiv nachlesen: MM Logistik Ausgabe 002 2020

(ID:46300005)