Veranstaltung Best Practice und Start-ups beim 4. Logistics Innovation Day im Fokus
Am 28. Juni 2019 luden das Institut für angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und SSI Schäfer zum 4. Logistics Innovation Day nach Giebelstadt bei Würzburg.
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Kernthemen des 4. Logistic Innovation Days waren Best-Practice-Lösungen und die Innovationskultur von Start-ups. In seinem einführenden Vortrag wies Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt von der FHWS darauf hin, dass eine Neuerung erst dann zur Innovation wird, wenn es marktseitig eine Anwendung für sie gibt. Ist das nicht der Fall, handle es sich nur um eine Erfindung. Zudem müssten Innovationen flexibel sein. Wenn sie sich an Umfeldveränderungen anpassen lassen, besteht die Chance, dass sie sich durchsetzen. In der Logistik gäbe es, was die Innovationsbereitschaft angeht, noch Nachholbedarf. Vor allem in Bezug auf Investitionssummen sei die Branche immer noch unter dem Durchschnitt der deutschen Gesamtwirtschaft. Trotzdem gibt es einen Silberstreif am Horizont: In den letzten Jahren hätte sich die Logistik mit den Investitionsausgaben immer weiter an den Durchschnitt angenähert.
In seinem Vortrag „Logistikinnovationen in der Intralogistik“ ging Elmar Issing, Vice President Corprate Future Markets & Innovations bei SSI Schäfer, darauf ein, was die Chancen und Herausforderungen dieser Sparte sind. Dabei ginge es vor allem um Automatisierung. Selbstfahrende Lagersysteme, Robotik-Systeme, die durch den Einsatz von intelligenten Steuerungen und Visualisierungssystemen in der Lage sind, individuell unterschiedliche Artikel zu kommissionieren, und der Verbund vieler Systeme über Maschinenkommunikation waren die Kernthemen. Der Automatisierung sind laut Issing aber immer noch Grenzen gesetzt. Für die Entladung eines Lkw zum Beispiel sei der Mensch immer noch unverzichtbar.
Nur durch Kritik kann Lösung wirklich verbessert werden
Benjamin Reis von Linde stellte in seinem Vortrag „Safety Consultancy – Erfolgreicher Einsatz der Design-Thinking-Methode im Material-Handling“ vor, wie die Design-Thinking-Methode zur Verbesserung der Sicherheit bei der Materialhandhabung eingesetzt werden kann. Reis und sein Team hatten mithilfe dieser Methodik ein Konzept entwickelt, das Unfälle mit Flurförderzeugen verringern soll. Dabei wäre es wichtig, sich zuerst Gedanken darüber zu machen: Was genau ist das Problem, wie kann man es dort lösen, wo es am schlimmsten ist und in welchen Arealen tritt es auf? Es sei außerdem wichtig, so schnell wie möglich einen ersten Prototypen zu entwickeln, der potenziellen Käufern präsentiert werden kann. So könne man schon während der Entwicklung eng mit dem Kunden zusammen testen und evaluieren und das Projekt immer weiter optimieren.
Flexibel und kundennah arbeiten und möglichst schnell etwas präsentieren, das waren auch Stichworte, die in Zusammenhang mit Start-ups immer wieder fielen. Benjamin Federmann, CEO von Doks Innovation, gab an, dass sie, bevor das Unternehmen überhaupt gegründet wurde, bereits ein Forschungsprojekt und eine Projekttestphase mit potenziellen Kunden hinter sich hatten. Dieser Schritt sei wichtig gewesen, denn erst wenn Kritik von außen komme, könne eine Lösung wirklich verbessert werden. Außerdem sei es wichtig, auf die Menschen zuzugehen und immer hinter dem Projekt zu stehen. Als Herausforderung sieht Federmann teilweise die Kunden selbst. Manche Unternehmen stehen den Neuerungen skeptisch gegenüber und sind nicht unbedingt bereit, diese zu implementieren.
Präzise Markt- und Kundenanalyse wichtig für Start-ups
Laut Robert Dillmann von Scoutbee sei eine präzise Markt- und Kundenanalyse immer notwendig, wenn man über die Gründung eines Start-ups nachdenkt. Man solle auch nicht gleich zu viel erreichen wollen, sondern lieber so schnell wie möglich einen einigermaßen funktionsfähigen Prototyp anbieten. Das Kundenfeedback müsse man nutzen, um daran zu wachsen und das Produkt immer weiter zu entwickeln.
Laut Müller-Steinfahrt geht es beim Logistics Innovation Day vor allem um die Kooperation von Produktion und Forschung. Deswegen hatten auch zwei Studentengruppen aus dem Masterstudiengang „Innovation im Mittelstand“ von der FHWS die Möglichkeit, ihre Projekte zu präsentieren. Fabian Espach, Felix Fuchs und Jana Sonnberger stellten den Anwesenden eine ganze Reihe von Start-up-Unternehmen vor, die sie auf der Hannover Messe 2019 und durch Internetrecherche gefunden hatten. Ganz im Zeichen der Innovationskultur starteten die drei Studenten dann noch eine digitale Umfrage, bei der die Konferenzteilnehmer abstimmen konnten, in welches Unternehmen sie investieren würden. Die zweite Gruppe hatte es sich zum Ziel gesetzt, zu analysieren, wie große Logistikunternehmen Innovationen umsetzen. Der rote Faden, der sich dabei durch fast alle präsentierten Unternehmen zog, waren spezielle Innovationszentren. Dort würde man sich dezidiert auf neue Ideen und deren Umsetzung konzentrieren.
Fehlerkultur muss geschaffen werden
Ein Beispiel dazu aus der Praxis lieferte Michael Görges von der BLG Logistics Group in seinem Vortrag „Dienstleistungsinnovationen in der Logistik – wie ein Dienstleister Innovationsmanagement umsetzt“. Bei BLG gäbe es zum Beispiel sogenannte 100-Tage-Projekte. Dabei würden interdisziplinäre Teams mit agilen Innovationsmethoden arbeiten, um in der vorgegebenen Zeit einen Prototypen zu entwickeln, der zumindest die angepeilten Grundfunktionen beherrscht. Daneben gäbe es auch längerfristige Forschungsprojekte mit externen Partnern. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesen Projekten waren laut Görges, dass eine Fehlerkultur und „Einfach-mal-ausprobieren-Mentalität“ geschaffen werden muss. Außerdem sei es wichtig, zu analysieren, was für ein Projekt wirklich nötig ist und nicht etwas zu verwenden, nur weil es gerade „trendy“ ist.
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IFOY-Award
Start der Bewerbungsphase für den IFOY-Award 2020
Neben den Vorträgen hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit sich bei einer Führung durch das Technologiezentrum von SSI Schäfer aus erster Hand über die Umsetzung neuer Technologien in der Logistik zu informieren.
Das Resümee von Prof. Dr. Müller-Steinfahrt: „Man braucht Rampensäue, sonst geht es nicht.“ Innovationen müssten nach außen präsentiert werden. Außerdem wären Innovationspipelines wichtig, um den Weg zur Innovation einfacher und direkter zu gestalten.
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