Supply Chain Visibility Den Kunden fest im Blick

Von Thomas Kofler

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Plattform-basierte Predictive-Supply-Chain-Visibility-Lösungen steigern die Kundenzufriedenheit und unterstützen Supply-Chain-Manager bei Risikominimierung und Optimierungen. Die Lösungen garantieren vor allem zufriedenere Kunden.

Unternehmen, die zu jeder Zeit wissen wollen, was in ihrer Lieferkette „los ist“, sind mit einem Tool zur Steigerung der Supply-Chain-Transparenz gut beraten.
Unternehmen, die zu jeder Zeit wissen wollen, was in ihrer Lieferkette „los ist“, sind mit einem Tool zur Steigerung der Supply-Chain-Transparenz gut beraten.
(Bild: ©f11photo - stock.adobe.com)

Die letzten Wochen und Monate haben Schwächen in vielen logistischen Ketten aufgedeckt. Jetzt sollten diese analysiert und schnellstmöglich beseitigt werden, um für die nächste Krise gerüstet zu sein. Wo und warum sind Lieferketten gerissen oder haben sich ein- oder ausgehende Lieferungen verzögert? Warum und in welchem Umfang wurde die Kundennachfrage falsch eingeschätzt? Hätte man schneller reagieren können/sollen?

Hohe Komplexität

Selten hat ein Unternehmen nur einen Lieferanten oder Kunden. Globale Lieferquellen, unterschiedliche Partner (Produktionsstandorte, Lieferanten, Lagerhalter, Spediteure, Transporteure, Zollbehörden, Groß- und Einzelhandel et cetera) sowie vielfältige physische und digitale Schnittstellen erschweren Führungskräften den Überblick über Supply-Chain-Ökosysteme. Eine Herausforderung waren und sind mangelnde End-to-End-Transparenz und Echtzeitinformationen über Probleme bei Vorlieferanten und Lieferanten, Warenbeständen entlang der gesamten Lieferkette sowie Lieferzeiten.

Bei Seetransporten sind oft bis zu 30 Partner involviert. Die Auswirkungen der Coronapandemie, Leerverschiffungen, Slow Steaming, Streiks und andere Dinge können zu Überschreitungen der Warenankunftszeiten (ETA = Estimated Time of Arrival) und Verzögerungen im Nachlauf führen. In Coronazeiten sind Seefrachtlieferungen häufig ein bis zwei Wochen länger unterwegs als geplant. Selbst Großverlader kennen die Laufzeiten ihrer Containertransporte nur ungefähr und müssen Pufferwarenbestände vorhalten, um eine 100%ige Lieferfähigkeit just in time sicherzustellen.

Fokus Kunde

„Der Kunde ist König. Seine Zufriedenheit steht für uns an erster Stelle.“ Häufig leere Phrasen – in Coronazeiten, aber auch vorher. Wie oft konnten Ausliefertermine nicht gehalten werden, weil Transportverzögerungen zu spät von Reederei oder Spediteur übermittelt wurden und die Zeit nicht reichte, um umzudisponieren! Dabei geht die Erwartung heute auch bei Kunden im B2B-Geschäft klar in die Richtung Amazon: schnelle, punktgenaue Lieferungen und 24/7-Zugriff auf exakte Sendungsinformationen.

Nach Corona gibt es global immer noch viele Restriktionen. Transparenz über alle Glieder der Transportkette hinweg in Echtzeit ist wichtiger denn je.

Störende Systemvielfalt

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaft und Praxis mit dem Thema Supply-Chain-Transparenz. Hohe Erwartungen wurden mit der Digitalisierung verknüpft. In Wirklichkeit haben Supply-Chain-Manager immer noch meist nur eine ungefähre Vorstellung, wie viel Ware gerade wo im Ein- oder Verkauf unterwegs ist.

Die Gründe sind vielfältig. Die Softwarelösungen, die heute bei Versendern, Spediteuren und Transporteuren im Einsatz sind, sind Insellösungen: Track-and-Trace-, Global-Trade-Management-(GTM-), Transport-Management-(TM-), Warehouse-Management-(WM-), Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) oder Carrier-Dispatch-Systeme. Hinzu kommen Unterschiede bei Datenstandards, Datenumfang und angewandter Semantik bei der SCM-Software. Es besteht wenig oder keine Interoperabilität.

Diese mangelnde Interoperabilität verhindert, dass alle Beteiligten der Lieferkette eine ganzheitliche Sicht auf den Warenfluss haben. Dadurch ist weder ein schnelles Erkennen noch eine proaktive Kommunikation von Lieferproblemen möglich; insbesondere dann, wenn die Probleme bei Tier-2- oder Tier-3-Lieferanten ihren Ursprung haben.

Digitale Transformation

Neue technische Plattformlösungen, gestützt auf Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML), könnten die Arbeit von Supply-Chain-Managern in Zeiten hoher Nachfrageschwankungen, unzuverlässiger Verkehrsträger sowie gestörter Warenabfertigung in den Hubs erheblich erleichtern und die Transparenz einzelner Lieferketten oder ganzer Ökosysteme massiv verbessern.

Diese Lösungen bieten Nutzern eine verbesserte Sendungsverfolgung sowie zuverlässige Prognosen für Produktanlieferungen auf Basis einer großen Bandbreite von Informationsquellen und Erfahrungswerten an, die sie mit einer Vielzahl an Kunden gesammelt haben. Dazu winken Einsparungen bei Logistikkosten von beispielsweise 2 bis 3 %. Da sind die Kosten für die Plattformnutzung bereits abgedeckt, aber die Steigerungen der Prozesseffizienz noch gar nicht bewertet. Eine Implementierung dauert nur zwei bis sechs Monate, je nach Komplexität der Aufgabenstellung.

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Zahlreiche Großverlader in der Chemie-, Papier-, Lebensmittel-, Getränke-, Tabak- und Prozessindustrie nutzen bereits solche Plattformen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit. Zu den in Europa bekannten Firmen gehört unter anderen die Lenzing-Gruppe.

Neue Spielregeln

Doch kommt es nun aufgrund der Coronapandemie zu einem Digitalisierungsschub und Nachfrageboom bei Supply-Chain-Visibility-Lösungen? Wohl eher nicht. In fast allen Konzernen haben Kostenkontrolle und Ausgabenmanagement jetzt Priorität. IT-Budgets werden gekürzt, neue Projekte werden auf Eis gelegt. Vielleicht rechnen sie sich aufgrund gesunkener Transportmengen nicht mehr. Selbst wenn die finanziellen Vorteile neuer IT-Lösungen schnell realisiert werden können, ist die Investitionsbereitschaft des Topmanagements bei der heutigen Wirtschaftslage gering.

Veränderungen zeichnen sich trotzdem ab. Hersteller, Groß- und Einzelhandel sowie Logistikdienstleister werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten, digital und in Echtzeit. Zahlreiche Firmen bemühen sich derzeit, mehr regional und weniger global einzukaufen. Sie versuchen, die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu verringern. Doch für manche Spezial- und Vorprodukte gibt es heute nur noch eine geringe Zahl Hersteller in wenigen Ländern. Dies hat sich ganz deutlich in der Coronakrise bei medizinischen Produkten und Notfallausrüstungen gezeigt. Produktionsstätten nach Europa oder Nordamerika zurückzuverlagern oder dort neu aufzubauen, hört sich einfacher an, als die Umsetzung sein wird. Der Verkauf erhofft sich gerade von einer Spreizung der Märkte mehr Sicherheit. Der Bedarf an belastbaren, tagesaktuellen Transportinformationen bleibt also. ■

* Thomas Kofler ist Vice President Sales EMEA bei Clearmetal Inc. in 8835 Feusisberg (Schweiz), Tel. (00 44-1 17) 3 25 49 62, emeasales@clearmetal.com

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