Nachholbedarf Die „digitalen Muskeln“ der deutschen KMU haben Trainingsbedarf
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Mittelständische Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken haben laut einer aktuellen Bestandsaufnahme Nachholbedarf bei der Digitalisierung, so die TUM-Heilbronn. Lesen Sie!

Zwar werden Nutzen und Notwendigkeit des digitalen Wandels von einer deutlichen Mehrzahl der befragten Entscheider aus dem KMU-Sektor erkannt. Doch nur 38 Prozent besitzen nach eigener Aussage eine definierte Digitalisierungsstrategie. Das jedenfalls ist ein Kernergebnis des „Fortschrittsbarometer Digitale Transformation Mittelstand“, das die Technische Universität München (TUM) am Campus Heilbronn erstmals vorlegt. Künftig wird diese Entwicklung auf Jahresbasis dokumentiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Denn die Zahl der Ansatzpunkte sei beträchtlich. Die Befragten berichten etwa von zahlreichen externen und internen Hemmnissen, die einer Modernisierung ihres Betriebs im Weg stehen. Die Studie basiert auf Antworten von 373 mittelständischen Unternehmen, die den Querschnitt der Wirtschaft vor Ort widerspiegeln, wie man erfährt. Ergänzt wird sie durch qualitative Tiefeninterviews mit ausgesuchten Unternehmen.
Viele KMU lehnen eine Digitalisierungsstragie ab
Brauche man Antworten auf die Fragen, wie Materialflüsse präziser erfasst, Produkte individualisiert oder Kundenwünsche schneller erkannt werden als bei der Konkurrenz, lohne sich der Blick auf die digitale Technik. Doch die meisten Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken tun sich offensichtlich schwer damit, über eine strategisch verankerte Digitalisierung ihr Geschäft anzukurbeln. „Es gibt kein Erkenntnisproblem, sondern eine Methodenlücke“, weiß Jens Förderer, Professor für Innovation & Digitalisierung am TUM Campus Heilbronn, mit Blick auf die Premiere seiner oben genannten Untersuchung.
Pragmatismus und Projektdenken sind dabei noch vorherrschend bei den Mittelständlern, wie die Untersuchung zeigt. Über ein Drittel der Unternehmen (38 Prozent) verfügt über eine Digitalisierungsstrategie. Aber mehr als die Hälfte will nach eigener Auskunft auch in Zukunft keine definieren. Bei den Unternehmen mit über 50 Beschäftigten ändere sich das Bild. Denn rund zwei Drittel der größeren Player aus dieser Region nehmen sich des Themas strategisch an. Dabei wird die Verantwortung über 70 Prozent in der Geschäftsleitung verortet. Mit dieser Aufgabe haben nur rund 14 Prozent ihre Fachbereiche federführend betraut. In lediglich 10 Prozent der Fälle kümmert sich vor allem die IT-Abteilung um die Digitalisierung.
Digitalisierung fordert einen Kulturwandel in Unternehmen
Doch ein Erfolg hängt auch vom Zusammenspiel im Unternehmen ab, betont Förderer. Der Experte weiter: „Auch wenn es gut klingt, etwas zur Chefsache zu machen, sind Unternehmen gut beraten, ihre IT-Abteilung nicht auf die Rolle des Umsetzers zu beschränken, sondern das umfassende Wissen der Fachleute früh einzubinden.“ Vor allem Transparenz, Experimentierfreude und Mitmachkultur seien wichtige Hebel, sich digital in die richtige Richtung zu entwickeln. Digitalisierung ist laut Förderer durchaus Kopfsache und verlangt vielen erfolgreichen Mittelständlern einen Kulturwandel ab. Schauen wir uns weiter an, wie man die Digitalisierung erfolgreich auf den Weg bringen kann.
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